Wiser Time

All For One

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 25.04.2008
Jahr: 2008

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Redakteur(e):

Steve Braun


All For One, Wisertime Records, 2008
Carmen SclafaniVocals, Guitars
Jon CornellBass
Steve DeckerDrums, Percussions
Gäste:
Ryan BullGuitar-Solo on # 1 & 5
Rob CloresHammond B3, Piano
Todd LankaBass on # 8
Bruce JepsonHarp
CC Coletti, Anthony KrizanBackgroud Vocals
Produziert von: Wiser Time & Anthony Krizan Länge: 37 Min 25 Sek Medium: CD
01. Even06. Crawling Floor
02. All For One07. A Long Time Gone
03. High Time Mind08. Free
04. Floating Blues09. Blame It All On Me
05. Hammer Down

Irgendwie schliesst sich mit "All For One" von WISER TIME für mich ein Kreis: Der Erstling dieser Band, "There And Back Again", erschien im Sommer des letzten Jahres (mit einem knappen Jahr Verspätung) in Deutschland und war mein erstes Review für ein Online-Magazin. Ich kann mich noch gut an die Nervosität erinnern, die damals in der Nacht vor der Veröffentlichung meinen Magen krampfen ließ. Nun sind beide abgeklärter: WISER TIME .... auch ich .... und es ist ein Genuß über diese neue Scheibe zu schreiben.

Nun die schwierige Frage: Wie nennen wir den Musik-Stil von WISER TIME, damit alle wissen, wovon hier geredet wird? Roots Rock? Classic Rock? Jam? Etwa sogar Southern Rock? Das ist jetzt nicht auf meinem Mist gewachsen - so charakterisiert sich die Band auf ihrem MySpace. Von allem ein kleines bisken trifft es wohl am ehesten: diese Musik ist in hohem Maße "altmodisch" und paradoxerweise gerade deshalb "brandaktuell". Ein Vergleich drängt sich aber geradezu auf, auch wenn es die Band mittlerweile hochgradig nerven dürfte: WISER TIME klingen in etwa so, wie die BLACK CROWES bis zu den "Amorica"-Zeiten. Macht doch einfach einmal selbst die Hörprobe, es ist frappierend. Oder vergleicht "All For One" zur Abwechslung 'mal mit "Warpaint", der aktuellen Scheibe der Krähen, hochspannend. Zunächst "knödelt" Sänger Carmen Sclafani ähnlich "nölend" wie Chris Robinson in seinen besten Momenten und auch die erdig-raue Gitarrenarbeit steuert ebenfalls einen maßgeblichen Anteil bei. Wie ich aber schon anlässlich der Besprechung der "There And Back Again" ausführte, ist hier KEINE Coverband am Werk - das Songmaterial und das Arrangement zeigen eigenständige Ansätze, wenn auch die Reminiszenz an die glorreichen 70er durchaus gewollt ist.

Zunächst fällt beim Betrachten des fetten Booklets auf, dass WISER TIME nur noch ein Trio sind. Anthony Krizan, der kongeniale Partner Carmen Sclafanis auf "There And Back Again" ist nur noch als Produzent und Background-Sänger dabei. Nun, er ist ja ein vielbeschäftigter Produzent und ich denke, dass diese zeitlichen Belastungen mit einem festen Engagement in einer erfolgreichen Band nicht zu verbinden waren. Andererseits sind Krizan und Sclafani sehr charismatische Persönlichkeiten und Songwriter, das kann auch durchaus zu gelegentlichen Spannnungen führen. Da auch der Basser Jon Cornell ebenso wie Drummer Steve Decker neu dabei sind, ist da eigentlich eine völlig andere Formation zugange. Egal: WISER TIME machen genau da weiter, wo sie mit ihrem beachtlichen Debut aufgehört haben.

Der Einstieg ist mit Even goldrichtig gewählt: "forzzdrogge" nennt man so ein Brett im Saarland und der Pfalz. Das Ganze basiert auf einem rythmisch vertrackten Riff, kurz und schmerzlos produziert. Ohne jetzt die anderen Songs irgendwie schmälern zu wollen - zwei Dreh- und Angelpunkte hat "All For One": zum einen ist das der geniale "Psychedelic"-Blues Floating Blues - zum anderen die epische, sparsam instrumentierte Akustik-Nummer A Long Time Gone. Völlig willenlos trägt Dich diese Musik davon .... and I got an ass full of flashbacks ;-))
Der Titeltrack All For One ist Krähen-Sound pur und auch bei High Time Mind stand das Federvieh Pate. Hammer Down bollert und rumpelt munter drauf los, wie GOV'T MULE zu Allen Woodys Lebzeiten. Crawling Floor klingt fast etwas nach den ROLLING STONES zu ihrer "Exile On Mainstreet"-Phase.
Gerade Free ist symptomatisch und somit der Kristallisationspunkt für "All For One": sperrig, klotzig, knödelig - WISER TIME machen es einem wirklich nicht leicht. Doch mit dem "Rausschmeisser" Blaming It All On Me, mit seiner sirrenden Hammond B3 die eingängigste Nummer dieser Scheibe, gelingt den Jungs ein perfekter Ausklang.

WISER TIME gehen den mit "There And Back Again" eingeschlagenen Weg konsequent weiter. "All For One" ist eine explosive Mischung, die mit dem ersten Akkord zündet. Wer auf staubtrockenen Riff-Rock à la BAD COMPANY und FREE abfährt, kommt hier voll auf seine Kosten.

Steve Braun, 25.04.2008

Und täglich grüßt das Murmeltier. Die fortwährende Diskussion um Epigonentum und Innovation im Bereich Rock, genauer gesagt Classic Rock treibt mitunter kuriose Blüten. Ist es nicht so, dass sich im Bereich Classic Rock jegliche Neuschöpfung qua Definition verbietet ? Genau weiß ich es leider auch nicht, denn das Blöde ist, dass mir diese genaue Definition abhanden gekommen. Reicht die mal bitte jemand rein ?

Doch die Scheiben, an denen sich die Redaktion hier erfreut und die sich in ein paar Hundert oder gar Tausend Herzen schleichen, beruhen nun mal auf jenen alten Strickmustern unserer Jugend. Wer in den Siebzigern seine musikalische Sozialisation erlebte (eigentlich fast alle in der Redaktion) kann kaum umhin, ein scharfes Brett wie das der amerikanischen Truppe WISER TIME irgendwie geil zu finden. Kollege Steve Braun sieht's in seinem Review kaum anders.

"All For One", der Zweitling der Mannen um Mastermind Carmen Sclafani, weist natürlich Null Innovationpunkte auf, und die Bezugspunkte zu Leuten wie den BLACK CROWES, CRY OF LOVE und ähnlich gelagerten Bands wie THE ANSWERoder JADED SUN (die, streng genommen, auch nur abkupfern) liegen so offenkundig auf der Hand, dass es manchmal schon einer Frechheit gleich kommt, sich derart akribisch und nachhaltig einem Stil zu verschreiben. Aber lieben wir diesen Kram nicht gerade deshalb, weil er uns, wenn wir ihn schön laut aufdrehen und wir in die entsprechende Stimmung schlindern, an glanzvolle und verwegene Zeiten erinnert ? Seit gut 35 Jahren höre ich gitarrendominierten Rock mit Blues-Einsprengseln und ich bin es nicht leid. Nein, ein staubtrockenes Album wie "All For One" macht auch heute noch Lust und Spaß, weil es mitunter knallt und den Adrenalinspiegel in Wallung versetzt.

WISER TIME katapultiert sich mit diesem neuen Longplayer zwar noch nicht in den erlauchten Kreis der Champions-League-Kandidaten, steht aber im gesicherten Mittelfeld und ist mit genügend Talent gesegnet, um möglicherweise demnächst den großen Überraschungscoup zu landen. Da muss die Combo noch etwas an sich arbeiten, die Licks und Riffs noch einen Tick geiler gestalten, die Sologitarre muss dann auch mal wirklich 'ne Portion Staub aufwirbeln und nicht nur hinterhältig wie eine Klapperschlange zischeln und der Sänger Sclafani muss seine Angestrengtheit, mit der er in vielen Passagen Chris Robinson kopiert, in eine mehr selbstverständliche und leichtere Stilistik ummünzen, will sagen, er verpulvert scheinbar zu viel Kraft in Passagen, die andere, richtig große Rocksänger, locker aus dem Ärmel schütteln. Doch das ist Nörgeln auf hohem Niveau. "All For One" hat schon seine Qualitäten und sollte jedem alten, gestählten Rock-Fan ein Grinsen ins Gesicht zaubern. Und wenn`s beliebt, legt man sich einfach mal wieder HUMBLE PIE's "Smokin" oder THE FREE's "Fire And Water" oder PURPLE's "Burn" oder irgendeine FACES-Scheibe auf den Plattenteller und lässt die jungen Dachse einfach machen. Sollen sie doch noch etwas üben. Derweil dreht sich die Welt munter weiter und weiter...

Frank Ipach, 18.05.2008

 

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