Pistola, Eagle Records, 2008 | ||||
Willy DeVille | Vocals, Wooden Flute, Slide Guitar | |||
Josh Sklair, Brian Ray | Electric & Acoustic Guitars | |||
Davey Faragher | Bass, Background Vocals | |||
Pete Thomas | Drums, Percussion | |||
John Philip Shenale | Piano, Clavinet, Wurlitzer, Synths, Percussion | |||
Lee Thornburg, Andrew Lippman, Lon Price | Horns | |||
Chris Lawrence | Pedal Steel Guitar | |||
Billy Valentine, John Valentine, Charles Valentine, Amanda Dumas, Marta Woodhull | Background Vocals | |||
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01. So So Real | 06. You Got The World In Your Hands | |||
02. Been There Done That | 07. I Remember The First Time | |||
03. When I Get Home | 08. Stars That Speak | |||
04. Louise | 09. I'm Gonna Do Something The Devil Never Did | |||
05. The Band Played On | 10. The Mountains Of Manhattan | |||
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Willy DeVille, dieses außergewöhnliche Urgestein, dieser alte Romantiker, dessen pure Erscheinung schon mächtig Eindruck erweckt, machte sich nach seiner Acoustic-Trio-Phase nun zum zweiten Mal nach "Crow Jane Alley" (2005) auf, ein Album im kompletten Band-Setting einzuspielen.
Was darf man 2008 von diesem sicherlich einzigartigen Künstler, der sich so wunderbar zu inszenieren pflegt, erwarten ? Na, dass er sich mal wieder treu geblieben ist, sich nicht auf einem unsicheren Minenfeld bewegt oder sich gar zum Narren macht. Willy De Ville weiß sehr wohl was er kann und lehnt sich also nicht zu weit aus dem Fenster.
Erstaunlich auf "Pistola", das er im Februar/März auch in deutschen Konzertsälen (siehe Tourdaten) vorstellen wird, ist die Vielfalt mit der er die 10 Songs angeht. Dem unnachahmlichen Flair seiner Wahlheimat New Orleans getreu, die seit jeher mit unterschiedlichsten Gesichtern zu beeindrucken wußte, schöpft Monsieur DeVille herzhaft aus dem musikalischen Schmelztiegel dieser vibrierenden Südstaaten-Metropole. Roots-Rock, Americana, Singer/Songwriter, alle möglichen Schubladen öffnet Willy, plündert sie mehr oder weniger intensiv und sucht sich die feinsten Pretiosen heraus und drapiert sie fein säuberlich auf seinem alten Plüschsofa, thront selbstbewußt auf demselben und hält quasi Audienz.
Für seine Verhältnisse rockt er zu Beginn recht heftig in eindeutiger ROLLING STONES-Manier (So so real), holt sich in Been there done that seinen Funky-Groove aus der LITTLE FEAT-Schatulle, evoziert mit der Chorus-Zeile sogar Erinnerungen an Bob Marleys Get up, stand up und romantisiert im dritten Track, When I get home, mit typischem Pathos sein Heimweh. Die Country-Ballade Louise (einstmals auch von Linda Ronstadt und Bonnie Raitt intoniert) des vergessenen Folkies Paul Siebel erweckt DeVille auch mal wieder zu neuem Leben und drechselt sich mit seiner Band ein Arrangement, das an den guten alten Gram Parsons gemahnt, aber im Grunde auch nicht allzu weit von Siebels Original entfernt ist. The Band played on gleicht einem New Orleans Jazz-Funeral mit voller Bläserausstattung und überrascht mit Ray Charles-Gedächtnis-Vocals von Willy himself. New Orleans wird nie mehr so sein wie einst . . . but the band played on . . .
You got the world in your hand propagiert schwülen, sumpfigen Südstaaten-Blues. I remember the first time schwelgt im typischen Willy DeVille-Kitsch und könnte tatsächlich auch von einem seiner allerersten Alben stammen. In Stars that speak grummelt Willy, der Visionär, wie ein schleichender Vampir und malt sich flirrende Traumbilder seiner Angebeteten. Voodoo-Zauber und sinistre Ahnungen beschwört DeVille in I'm gonna do something the devil never did und spricht sein gurgelndes Abschlussgebet im Schatten von The mountains of Manhattan.
"Pistola", ein imposantes, nachhaltig wirkendes Album, queerbeet, doch niemals orientierungslos. Ein weiteres Willy DeVille-Unikat. Eine echte Empfehlung.