Rick Springfield

Colour Rain

Weingarten, Kultur- und Kongresszentrum, 13.06.2010

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 18.06.2010
Stil: Pop Rock

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Rick Springfield, Colour Rain,
Weingarten, Kultur- und Kongresszentrum, 13.06.2010

Unter dem allergünstigsten Stern stand sie nicht, die Wiederkunft von Rick Springfield, nach 25 Jahren, nach Deutschland: Das als 2-Tages-Event geplante "Weingarten Open Air" musste aufgrund des schlechten Wetters auf den Herbst verschoben werden, entsprechend wurde das Konzert von Rick in die Halle verlegt. Dann ist das Merchandising (T-Shirts, etc.) nicht rechtzeitig verschickt worden, bzw. nicht durch den Zoll kommen. Die "kurze" Umbaupause zwischen Vorband und Hauptact erstreckte sich auf über eine ¾ Stunde und letztendlich verkürzte sich der Auftritt von Rick Springfield auf nicht mal 80 Minuten, da - vermute ich - in der Halle für danach "Public Viewing" für das WM-Vorrundenspiel Deutschland - Australien angesagt war.

Die thüringische Vorband COLOUR RAIN war angeblich von Herrn Springfield, via Internet, selbst ausgesucht worden. Etwas mehr Selbstvertrauen hätte ich dem Meister schon zugetraut. Der Sound und das Spiel, ebenso wie der Gesang, waren durchaus in Ordnung und absolut professionell. Eigentlich passte die Stilrichtung ja auch zur Veranstaltung - sehr an die 80er Jahre und Bands wie SIMPLE MINDS angelehnt - aber insgesamt war mir das einfach zu lahm. Da sind durchaus schöne und eingängige Melodien zu hören und für sich genommen auch jeder Song gut gemacht, doch auf die Dauer klingt mir das alles zu ähnlich und - ehrlich gesagt - eine Vorband muss einfach mehr rocken und Stimmung entfachen. Breitflächige Sounds und massive Keyboardklänge lassen den Gitarristen Alexander Held kaum durchkommen. Höfflicher Achtungsapplaus und leichtes Mitschunkeln waren ihnen trotzdem gewiss. Ein übergroßer "Fotograben" vor der Bühne verhinderte, womöglich, dass mehr Stimmung aufkam.

Aber schließlich waren ja Alle nur wegen einem Mann hier: Rick Springfield! Nach zweieinhalb Jahrzehnten endlich wieder in Deutschland (Mehr dazu im Interview).
Wie gesagt, stellt die Umbaupause die Geduld der Besucher auf die Probe, aber sobald das Hallenlicht erloschen ist und arabisch anmutende Klänge und Gesänge die Show einleiten ist alles vergessen und begeisterter Jubel brandet der Bühne entgegen. Ein äußerst jugendlich wirkender und agiler Rick Springfield powert vom ersten Moment an und rockt mit I've Done Everything For You (geschrieben von Sammy Hagar) gleich richtig gut los. Dass dies eine Affair Of The Heart ist, dazu hätte es des zweiten Titels gar nicht bedürft. Der Mann ist voll mit Adrenalin und schon verpasst er die hochgeworfene Gitarre und die Telecaster knallt auf den Boden. Aber Gitarren hat er ja ein paar dabei, wovon er hauptsächlich seine Signature-Modelle verwendet. Da wird auch gleich mal ein Strauß Rosen drüber gezogen, sodass die Bühne mit Blütenblättern verziert ist. Leider findet dieses schon fast zum Bühnenritual gewordene "Rosen-Schreddern" nur dieses eine Mal statt.
Aber reichlich gute Musik gibt’s dafür und eine Band, die perfekt und ordentlich rockt. Dass da ein paar Marshall-Verstärker hinter Rick und Leadgitarrist George Bernhardt stehen, ist deutlich zu hören. Living In Oz, mit seinem prägnanten Single-Note Intro, folgt und pusht die Stimmung weiter. Rick ist offensichtlich - und obwohl die Band seit 48 Stunden kaum geschlafen hat - bester Laune und spart nicht mit kleinen Jokes. Oft zu seinem eigenen Vergnügen.

Nach dem Single-Hit seines aktuellen Albums, What's Victoria's Secret, klärt er das Publikum darüber auf, dass es zur Zeit des folgenden Titels noch etwas jung gewesen wäre. Scherzkeks, bei Celebrate Youth waren die meisten hier auch schon jenseits der 20. Übrigens der einzige Song, wo man - im Vergleich zum Original - ein paar gesangliche Abstriche machen muss. Ansonsten klingt das - gerade der Backgroundgesang - fast schon verblüffend perfekt.
Venus In Overdrive kommt auch Live richtig gut und Love Is Alright Tonite sorgt für steigende Stimmung. Rick rockt ohne Unterlass und gönnt sich keine Verschnaufpause. Entsprechend schwitzt er und der Schweiß tropft ihm von den Armen. Die breitet er aus um die gelben und blauen Flecken zu präsentieren, die vom kürzlich gespielten "Sweden Rocks" Festival stammen. "Swedish Girls, they're tough!", ist sein Kommentar dazu.
Das bluesige Vorspiel, für das er sich eine blaue Strat greift und am vordersten Bühnenrand balanciert, scheint auf Hendrix' Red House hinzudeuten, mündet aber letztlich und zu meiner Freude in Crossroads von CREAM. Wird nicht jedes Mädel im Saal beglückt haben, aber beim folgenden Don't Talk To Strangers dürfte das schon überwiegend der Fall gewesen sein. Rick ermuntert das Publikum zum Mitsingen, bringt selbst einen Security-Mann dazu den Refrain zu, na ja, "singen", balanciert halsbrecherisch auf der Absperrung zum Zuschauerraum, zaubert ein zweites Mikrofon aus der Tasche und kriegt sogar ein Mädchen so weit den Refrain auf Deutsch zu radebrechen.
Die Stimmung ist also auf dem Siedepunkt, auch wenn sich Rick zwischendurch die Frage gestattet: "Can anybody sing?"

Bei Love Somebody stellt sich diese Frage nicht, denn praktisch der ganze Saal grölt den Refrain mit und klatsch im Takt. Das setzt sich bei dem rockigen Human Touch fort und dem Song gemäß sucht Rick wieder die Nähe zum Publikum, schüttelt Hände, und spurtet einmal rund um den Saal, was die Security ganz schön irritiert.
Dass der Raum nur zu gut 2/3 gefüllt ist, vereinfacht Rick diesen "Ausflug" natürlich.
Es ist alles bereit für das Finale und so sorgt das Eröffnungsriff von Jessie's Girl für ohrenbetäubenden Beifall. Da leuchten alle Augen und ob Mann oder Frau, jeder singt mit bei "I wish that I had Jessie's Girl - where can I find a woman like that".
Hier ist der Höhepunkt erreicht und obwohl kaum 70 Minuten durch, ist es schon 20 Uhr und vor der Tür versammeln sich die Fußballfans. Natürlich kommt aber noch eine Zugabe und Rick springt mit nacktem - beachtlich trainierten - Oberkörper zurück auf die Bühne um den Klassiker Wild Thing mit seiner Band zu intonieren. Es rockt ein weiteres Mal richtig geil und dann ist dieses Konzert vorbei. Die schnell einsetzende Musik vom Band lässt keine Zweifel aufkommen.
Trotzdem gibt es wohl keine Unzufriedenen und fast nur restlos Begeisterte. Ein klasse Konzert von Rick Springfield und seiner Band, welches auch Fans härterer Musik mitreißen dürfte. Da hoffe ich doch sehr, dass sich die Ankündigung im Dezember für eine längere Tour zurückzukommen bewahrheitet, und freue mich dann auf ein "komplettes" Konzert. Ich bin dann wieder dabei!

Epi Schmidt, 13.06.2010

 

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