Walter Trout The Blues Came Callin', Mascot Label Group, 2014 |
Walter Trout | Gesang & Gitarre | |||
Sammy Avila | Hammond B3 & Gesang | |||
Rick Knapp | Bass | |||
Michael Leasure | Schlagzeug & Gesang | |||
Gastmusiker | ||||
John Mayall | Keyboards | |||
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01. Wastin' Away | 07. Mayall's Piano Boogie | |||
02. The World Is Goin' Crazy (And So Am I) | 08. Born In The City | |||
03. The Bottom Of The River | 09. Tight Shoes | |||
04. Take A Little Time | 10. The Blues Came Callin' | |||
05. The Whale | 11. Hard Time | |||
06. Willie | 12. Nobody Moves Me Like You Do | |||
Beinahe wäre "The Blues Came Callin'" das Requiem von Walter Trout geworden. Erst eine zweite Leber-Transplantation vor wenigen Wochen rettete dem Großmeister der Blues-Gitarre das Leben, der trotzdem noch einen langen und schweren Reha-Weg vor sich hat. Und dennoch kann man so etwas erleichterter an das neue Trout-Werk herangehen.
Auf "The Blues Came Callin'" zeigt Trout, dass der Blues und seine verschiedenen Spielarten wahrlich seine Berufung sind. Von klassischstem Blues-Rock über Swamp-infizierten Blues inklusive Solo-Duell mit der Blues Harp bis hin zu Ausflügen in das Blues-Kind Rock'n'Roll hat Trout hier alles zu bieten, was das Herz eines Blues-Freundes so höher - und vor allen Dingen schneller - schlagen lässt. Und das sind lediglich drei der ersten vier Songs auf "The Blues Came Callin'".
Zehn der insgesamt zwölf Stücke stammen aus Trouts Feder, der zudem The Whale von J.B. Lenoir aufnahm und die besondere Ehre hatte, dass sein alter Weggefährte John Mayall einen Song (Mayall’s Piano Boogie) exklusiv für dieses Album schrieb. Thematisch drehen sich die Lyrics von Trout auf diesem Album zumeist um den drohenden Tod und das Streben nach Leben. Themen, die sich wunderbar mit der Musik vertragen und der Musik aber eine Tiefen verleihen, die vielen anderen modernen Blues-Alben fehlt.
Der Sound der Aufnahmen ist technisch brillant, aber manches Mal erinnert sie mich persönlich zu sehr an die jüngsten Alben von Joe Bonamassa. Das ist ja von vorne herein erst einmal nicht schlecht, mag aber zu Trout nicht wirklich hundertprozentig passen. Er ist halt nicht wirklich der vornehme Gentleman-Blueser wie Bonamassa, sondern eher der etwas hemdsärmelige Blues-Arbeiter und bräuchte daher aus meiner Sicht etwas mehr Dreck unter den Fingernägeln, gerade auch im Sound. Am liebsten ist er mir in Songs wie dem bereits erwähnten The Whale, wenn die Hammond hörbar wimmert und die Stimme von der Krankheit gezeichnet scheint. Dann ist die Musik in ihrer ganzen Erhabenheit geradezu körperlich erfahrbar.
Aber trotz der kleinen Nörgeleien ist Walter Trout mit "The Blues Came Callin'" ein weiteres, feines Album gelungen. Darauf beweist er einmal mehr, dass für ihn der Blues wahrlich Beruf und Berufung zugleich ist. Hier wird der Blues sowohl gearbeitet als auch zelebriert. Und dafür gibt es wenige, die das besser können als Walter Trout. Insofern darf man weiter hoffen, von ihm noch einige Alben mehr zu hören.