Tyketto Live From Milan 2017, Frontiers Records, 2017 |
Danny Vaughn | Gesang, Mundharmonika & Gitarre | |||
Michael Arbeeny | Schlagzeug & Gesang | |||
Chris Green | Gitarre & Gesang | |||
Ged Rylands | Keyboards & Gesang | |||
Chris Childs | Bass | |||
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01. Introduction | 08. Seasons | |||
02. Sail Away | 09. Burning Inside Down | |||
03. Strip Me Down | 10. Wings | |||
04. Nothing But Love | 11. Forever Young | |||
05. Walk On Fire | 12. Rescue Me | |||
06. Lay Your Body Down | 13. Dig In Deep (nur auf der DVD) | |||
07. Standing Alone | 14. Reach | |||
Als sich zu Beginn der 1990er Jahre der Wind des musikalischen Geschmacks rasch und drastisch änderte, da wurden zahlreiche Bands wie etwa BABYLON A.D. davon hinweggefegt, die es unter anderen Umständen - und bei rein objektiver Betrachtung ihrer Qualitäten - wohl sehr viel weiter gebracht hätten. Eine weiter dieser Gruppen sind wohl zweifelsohne die Amerikaner TYKETTO, die mit ihrem Debüt, "Don't Come Easy", im Jahr 1991 einfach mitten in den Aufschwung der so genannten Grunge-Bewegung gerieten und mit ihrem melodischen US-Metal dann just gerade an dem angesagten "Zeitgeist" vorbeischrammten. Dabei war das Album eine Granate mit tollen Songs wie Forever Young, Burning Down Inside, Seasons, Standing Alone, Lay Your Body Down oder Sail Away die drei Jahre zuvor noch für helle Verzückung beim MTV-affinen Rock-Publikum gesorgt hätten.
26 Jahre später sind TYKETTO immer noch im Geschäft - der große Durchbruch ist immer noch ausgeblieben - aber die Band hat ihre Heimat beim italienischen Label Frontiers Records gefunden, bei dem sie im vergangenen Jahr das ebenfalls gelungene Album "Reach" auflegte. Und nachdem die Band zum Roster des Labels gehört, wurde sie zum diesjährigen Label-Festival eingeladen. Bei dieser Gelegenheit spielten TYKETTO – bei denen aber nur noch Sänger Danny Vaughn vom Original-Line-Up übrig ist - noch einmal das komplette Debüt-Album allerdings nicht - wie viele andere wohl - in der regulären Reihenfolge, sondern von hinten nach vorne. Ungewöhnlich, aber wenn man das Ergebnis dann hört, auch überaus gelungen, denn - wie weiter oben bereits angedeutet - ist das Album ja ohne Fehl und Tadel und dann spielt die Reihenfolge ja auch keine Rolle.
Das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen. Druckvoll kommt der Sound aus den Boxen und zudem mit dem richtigen Live-Feeling. Die Band hatte ganz merklich Spaß an dem Auftritt und bot das Material mit jeder Menge Feeling und Leidenschaft dar. Dabei konnte insbesondere Sänger Vaughn seine immer noch mehr als beeindruckenden Fähigkeiten unter Beweis stellen. Er riss an diesem Abend das Publikum in Mailand mit und auch der Zuschauer am heimischen Fernseher wird wohl das eine oder andere Mal ungläubig staunend vor dem TV sitzen und an anderen Stellen einfach lauthals mitsingen, ganz einfach weil die Stimmung sich in Ton und Bild so prima auf den Zuschauer und Zuhörer überträgt.
TYKETTO sind immer noch einer der besten Vertreter des amerikanischen Melodic Metal, das haben sie mit ihrer jüngsten Veröffentlichung klar gemacht, aber in ihrer musikalischen Vita stellt das Debüt-Werk "Don't Come Easy" immer noch den absolut unbestrittenen Höhepunkt dar. Deshalb war es die perfekte Entscheidung, dieses Album in den Mittelpunkt des Auftritts zu stellen. Nur die Titeltracks des aktuellen Werks, "Reach", sowie von “Dig In Deep“ (allerdings nur auf der DVD) und das Stück Rescue Me von “Strength In Numbers“ schafften es darüber hinaus noch auf die Setlist. Von den bisher veröffentlichten Mitschnitten dieses Festivals (TREAT und die GRAHAM BONNET BAND) ist dieser hier weitem Abstand der beste - und das will angesichts der wahrlich nicht schlechten anderen Werke schon was heißen. Aber da kann man nur hoffen, dass auch möglichst viele der anderen Auftritte demnächst veröffentlicht werden.