The Hiders

Four Letter Town

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 16.04.2011
Jahr: 2011
Stil: Americana

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The Hiders Homepage



Redakteur(e):

Michael Masuch

Michael Stepien


The Hiders
Four Letter Town, Eigenvertrieb, 2011
Billy AlletzhauserAcoustic Guitars, Electric Guitars, Percussion, Vocals
Kevin CarlisleRhodes Piano, Wurlitzer
Tony FranklinDrums
Beth HarrisVocals, Percussion
Michael HarriganBass
Brad MeinerdingPiano
Special Guests:
Sylvia MitchellStrings on Tracks 2, 7, 10, 13
Glen MayElectric Guitar on Tracks 7 , 10 & 13
Dave GilliganHarmonika on Tracks 1 & 5
Tyler RamseyKeyboard, Vocals on Track 6, Lapsteel, Rhodes on Track 8
Ali EdwardsVocals on Track 4
Produziert von: Billy Alletzhauser, John Curly & Kevin Carlisle Länge: 77 Min 50 Sek Medium: CD
01. Aberdeen08. Marthaville
02. Running Back To You09. The Fate Of Earl Mann
03. Widows Walk10. The Wind The Dust And The Sun
04. Lighter Than Low11. Damaged Goods
05. Don`t Rescue Me12. Don`t Tear Me Up
06. It`s Allright13. First And Last Chance
07. Hesitation Wounds14. Four Letter Town

Zu Beginn ein paar Fakten: Aktuell bestehen die Hiders aus Cincinnati aus vier Musikern: Kevin Carlisle an verschiedenen Keyboards, Gitarrist Glen May, Beth Harris zeichnet für die wunderbaren Duett-Vocals mit Billy Alletzhauser verantwortlich. Letzterer ist Singer/Songwriter/Gitarrist und Mastermind der Hiders. Von 1995 bis 2002 war Billy Gitarrist der alt.country Band Ass Ponys. Die Rhythmusgruppe Tony Franklin an den Drums und Basser Michael Horrigan, früher bei den Afghan Wigs begleiten die Hiders seit 2008.
Nach "Valentine" (2006) und "Penny Harvest Fields" (2008) ist "Four Letter Town" das dritte Album der Hiders. Alle drei Platten wurden independent von der Band selbst veröffentlicht und sind leider nicht ganz einfach zu bekommen. Bisher ist CDBaby der Hauptlieferant.

Wer die Hiders erstmalig hört, stolpert wahrscheinlich über die Stimme von Billy Alletzhauser, die sehr nach Neil Young klingt. Die Hiders darauf zu reduzieren, die besseren Neil Young Platten zu machen, wäre aber sehr verkürzt und würde ihrer Musik nicht gerecht. Neil Young ist ein wichtiger Einfluss, aber bei weitem nicht der einzige. Für die Duettvocals von Beth und Billy war sicher Gram Parson und sein "Sweetheart Of The Rodeo" nicht ganz unwichtig. Wer genau hinhört wird sicher öfters an die Balladen der frühen VU erinnert und auch an den David Crosby von "If I Could ...". Oft genug kommen mir auch die Cowboy Junkies in den Sinn. Bei all diesen Einflüssen hat die Band aber definitiv genügend Eigenständigkeit selbst als stilbildend zu gelten. In einem Interview beantwortet Alletzhauser die Frage nach den wichtigsten Einflüssen übrigens wie folgt: "Everything from Kris Kristofferson to Minor Threat. A lot of punk stuff has been a major influence on me. I think it still is in a way." (Anmerkung d. Red.: Minor Threat war eine Hardcore Punk Band aus Washington DC)

"Four Letter Town" ist ein opulentes Werk geworden. Mit 14 Songs und fast 80 Minuten Laufzeit wäre die Scheibe früher eine klassische DoLP geworden. Neun Songs überschreiten die fünf Minuten Grenze und The Wind The Dust And The Sun ist mit 11:17 das Centerpiece des Albums. Ähnlich wie die Cowboy Junkies haben es die Hiders nicht eillig. Im Gegenteil: Sie entwickeln wie die Kanadier eine ganz eigene Art von Langsamkeit, die für mich eine unglaubliche Intensität ausstrahlt. Wer I’m So Lonesome I Could Cry von der "Trinity Sessions" schätzt, weiß was ich meine. Chicken Skin Music. "Four Letter Word" steht in einer Reihe von Alben, bei denen das Herzblut der Musiker in den Songs geronnen scheint. "Happy Sad" von Tim Buckley gehört dazu, oder auch "Pink Moon" von Nick Drake, die "Trinity Sessions" oder "West Of Rome" von Vic Chesnutt.

Die CD startet mit gehauchten Textzeilen nur von einer dezenten Orgel unterlegt: "The Moon is high but the path is dark and the sun don’t rise in these parts."
Mit dem Einsetzen der Drums nimmt der Song deutlich Fahrt auf. Trotz mehrerer Schichten akustischer und elektrischer Gitarren und Keyboards wirkt der Sound transparent und filigran. Der düstere Text paßt ausgezeichnet zur melancholischen Grundstimmung des Songs: "I see the Devil’s face when I close my eyes, we got a deal to keep when the fire dies."
Running Back To You handelt von einer unglücklichen Liebe, klingt musikalisch mit den Streichern fast wie ein Popsong in Tradition der Beatles. Von den 14 großartigen Songs ist er derjenige, der mich am wenigsten berührt.

Widow’s Walk ist dagegen das erste Highlight. Ohne Schlagzeug und Bass klingen die ersten 1 ½ Minuten wie ein Folksong, der dann aber mit Einsatz von Drums/Bass und härteren Gitarren zu einem Rocksong mutiert. Absolut klasse ist die Melodie mit den Vocals von Beth und Billy. Melodie ist auf jeden Fall das Zauberwort der dritten Hiders-CD. Eine solche Ansammlung von starken Melodien habe ich noch nicht oft auf einer CD gefunden. Im ersten Gitarrenbreak wird der Song leichter und luftiger. Im zweiten Gitarrensolo hebt die Leadgitarre ab und am Ende klingt der Song mit akustischer Gitarre aus. Man mag "Four Letter Town" vorwerfen, dass das Tempo nie wirklich angezogen wird. Das ist unbestreitbar. Das heißt aber nicht, dass das Album monoton oder langweilig ist. Die musikalischen Ideen, die Instrumentierung und auch die Dynamik der Songs sorgen für reichlich Abwechslung.

Bei Lighter Than Low klingt Alletzhausers Stimme noch zerbrechlicher und spröder. Spätestens bei diesem Stück hört man, wie gut und variabel Tony Franklin an den Drums agiert.
Don’t Rescue Me ist für mich das nächste Highlight. Wie bei den meisten Themen der Songs des Albums ist die Stimmung auch hier eher düster: "You can’t save me baby, it’s too late but you can save yourself, don’t hesitate You’ll be free, don’t rescue me." Die Stimmung des Songs wird durch eine traurige Mundharmonika und ein einsam klingendes Klavier noch verstärkt. Sehr starke Atmosphäre!
It’s Alright hat den typischen Neil Young Beat, wie er z.B. auf Neils "Harvest" allgegenwärtig ist. Eine Slideguitar sorgt für die nötige Tristesse. Hesitation Wounds beginnt mit einer absteigenden Basslinie ähnlich wie Mr. Bojangle, ändert aber schnell seinen Charakter. Die Stimme von Billy klingt hier so sehnsüchtig und melancholisch. Besser kann man solche Musik nicht machen. Jeder Gitarren- oder Schlagzeugbreak dient nur dazu, die Stimmung des Songs zu transportieren. Der Song hat bei aller Tristess eine gewisse Leichtigkeit. Ganz wunderbar.
Marthaville klingt nicht ganz so düster wie die Mehrzahl der Songs. Der starke Drum-Beat von Tony Franklin verleiht dem Song fast eine fröhliche Atmosphäre. Die wird allerdings im Folgesong The Fate Of Earl Mann gründlich zurückgenommen. Das musikalische Grundgerüst des Songs besteht aus Drums, Bass und Banjo. Darüber liegt die wieder sehr zerbrechlich klingende Stimme von Billy. Unglaublich, welches intensive Feeling diese Stimme erzeugen kann.
Ein Orgelsolo gefolgt von einem Gitarrensolo eröffnet das epische The Wind The Dust And The Sun, mit 11:17 Minuten das Centerpiece des Albums. Im getragenen Tempo wird hier ein düsterer Alptraum zelebriert: "Walk with me baby, outside these walls before the Moon turns into black and the last of our hopes yet to fall I wait, but dreams never come Just the wind and the dust and the Sun". Spontan habe ich bei diesem Song eine Endzeitstimmung assoziiert, wie sie z.B. Cormac McCarthy in seinem großartigen Roman "The Road" beschreibt. Das Intro-Solo (2:40 Minuten lang) wird immer intensiver, bevor die Vocals von Beth und Billy einsteigen, wird die Spannung wieder völlig zurückgenommen. In den folgenden 6 Minuten wird die Spannung langsam wieder aufgebaut. Dezente Streicher, Keyboards und natürlich Gitarren unterstützen die beiden Stimmen dabei, bis bei ca. 8:45 Minuten ein Gitarrensolo den Song zum Kochen bringt.
Damaged Goods bleibt dem desillusionierten Ton der CD treu: "... because we’re both just damaged goods". Die Melodien, die die akustischen und elektrischen Gitarren spielen, klingen bittersüß und faszinieren.
Don’t Tear Me Up ist ein ganz ungewöhnliches Liebeslied. Aber lest den Text selber nach. Musikalisch fällt der Song etwas aus dem Rahmen: Keine Gitarre, kein Schlagzeug, nur ein einsames Piano, untermalt von Streichern. Der Duett-Gesang von Beth und Billy wird zum Ende des Songs hin immer eindringlicher.
First & Last Chance ist wirklich ein Song, wie ihn Neil Young lange nicht mehr geschrieben hat. Ganz großartig ist das Wechselspiel zwischen Billy Alletzhausers Leadgitarre und dem Piano von Kevin Carlisle.
Der Titelsong beschließt die CD mit keineswegs versöhnlichen Tönen: "Give me a gun and I’ll shoot out the sun and I cry when the sky goes black, Give me a knife and I’ll carve out a life and swear that I’ll never look back." Die letzten vier Textzeilen werden ins Mokrofon gehaucht und dann ist relativ unvermittelt Schluss.
Es endet eine CD, die mich wie kaum eine andere der letzten Jahre berührt hat.

Michael Stepien, 13.04.2011



Was haben Festus, Miss Kitty und Matt Dillon aus der 70er Jahre Western Serie "Rauchende Colts mit den aus Cincinatti stammenden HIDERS gemeinsam?
Von "Rauchende Colts" gab es 1975 einen Seriennachklapp in Spielfilmlänge namens THE HIDERS, dieser soll angeblich von der Folk Rock/Americana Band aus Cincinatti als Bandname von Mastermind und ex ASS PONYS Mitglied Billy Alletzhauser adaptiert worden sein, so die Legende.

Inzwischen erblickt das dritte Album dieser Band, "Four Letter Town", das Licht der Welt und der geneigte Rezensent kann sich in all den SPARKLEHORSE, CSN&Y und WILCO Einflüssen gemütlich zurücklehnen und die Jungs mal "machen" lassen. Schon Aberdeen , der Opener, betont depressiv, mit herzzerreissender Mundharmonika, schepperndem Schlagwerk im Hintergrund und mehrstimmigem Gesang kuschelt schon verdammt mit Neil Young. Mit Running back to you, das mit Streichern garniert und Beth Harris im Backgroundgesang absolut stimmig wirkt, stecken sie den Kopf auch gerne mal bei den guten alten Jayhawks-Songs rein. Fast scheu und unaufdringlich mit dudelnder Hammond Orgel flüstern sich Alletzhauser und Harris wie bei den LEE HARVEY OSMONDS durch den Song, bevor eine Gitarre schneidig durch den Song wuselt und das Snare im Marschrhythmus antreibt.

Wenn man den Hiders irgendetwas vorwerfen möchte, dann einfach den Umstand, das sie bei aller Americana- Folk- Wohlfühl Musik vergessen haben, da und dort ein eigenständiges musikalisches Ausrufezeichen zu setzen. Sie schwimmen unauffällig im Haifischbecken der allgegenwärtigen NEIL YOUNGS, WILCOS und THE BANDS dieser Welt mit. Durchaus hübsch anzuhören ist das ganze ja schon und wenn sie mal die elektrisch verzerrte Gitarre von Neil Young klauen und den Song wachsen lassen wie bei Its Allright und dem wirklich tollen im Zeitlupentempo beginnenden The Wind The Dust And The Sun, der sich hymnisch himmlisch in knapp 12 Minuten hochschaukelt, kann durchaus großes Americana Kino im Kopf entstehen!
First And Last Chance kommt im Zieleinlauf der Platte mit hübschem Chorus von Billy und Beth und herziger Lapsteel tröstlich zum Finale und deutet doch an, zu was die Band fähig sein kann, wenn sie sich nicht allzu sehr ihren Lamenti hingibt.

Michael Masuch, 05.04.2011

 

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