Das Warten hat endlich ein Ende! Das dürfte wohl die überwiegende Reaktion der Fans gewesen sein, als die amerikanischen Alternative- und Indie-Rocker THE GASLIGHT ANTHEM nach rund acht Jahren Wartezeit in diesem Jahr endlich ihre Rückkehr mit neuer Musik in Form von "History Lessons" ankündigten. Darauf setzt die Band ihre musikalische Weiterentwicklung konsequent fort.

Denn die zehn neuen Songs haben eher weniger mit dem Sturm und Drang und den Punk-Einflüssen der Anfangstage der Band. Die einzigen Ausnahmen sind dabei die Songs Little Fires und I Live In The Room Above, die auch wunderbar auf "The '59 Sound" oder "American Slang" gepasst hätte. Die anderen Songs zeigen eher eine nachdenkliche und überwiegend ruhige Seite der Band, die hier eher an die Tradition der großen amerikanischen Geschichtenerzähler wie Bruce Springsteen und Tom Petty anknüpft.

Da kam es für Songwriter Brian Fallon natürlich einem "Ritterschlag" gleich, als der "Boss" (der die Band aus seinem Bundesstaat New Jersey schon immer gefördert hatte) vorschlug, einen gemeinsamen Song aufzunehmen, Dieser wurde dann natürlich als Single und auch als Titelsong ausgewählt. Über die Zusammenarbeit sagt Fallon: „Als Bruce Springsteen sagte, ich solle ein Duett für uns schreiben, ist mein Kopf explodiert. Es wird mir nie langweilig werden, dass einer der größten Songwriter der Welt und die Stimme eines meiner Helden für immer in einem Song eingefangen werden, den ich im Oktober an einem kleinen Holztisch in New Jersey geschrieben habe.“

Photo Credit: Casey McAllister

History Books ist ein Stück über die Kraft des Loslassens von Dingen, die einem nicht mehr dienen. Das Konzept erklärt Fallon so: „Ich denke, dass Vergebung auf so vielen Ebenen wichtig ist, aber ich habe gelernt, dass man in manchen Fällen die Verbindung zu den Menschen, die einem Schaden zugefügt haben, abbrechen muss“. In den Texten zeigt sich auch wieder, dass Fallon seinen Vorbildern Springsteen und Petty in kaum etwas nachsteht und seine Lyrics wirklich auch Poesie sind, die perfekt auf den Punkt gebracht wurde.

Seine Themen sind dabei meist Vergänglichkeit und Transzendenz. „In gewisser Weise ist jeder Song ein Geschichtsbuch – jeder von ihnen erzählt eine Geschichte aus der Vergangenheit und von all den Dingen, die wir hinter uns gelassen haben“, erklärt Fallon. Und wahrlich in Stücken wie History Books, der Ode an den Herbst, Autumn, Michigan, 1975, The Weatherman und Empires sowie dem abschließenden A Lifetime Of Preludes kann man sich wunderbar verlieren, in den Klängen suhlen, sich umarmt fühlen und dabei komplett die Zeit vergessen. Einen großen Anteil daran hatte nach Aussage von Fallon Produzent Peter Katis: „Wir wollten uns selbst treu bleiben, aber auch Peter das tun lassen, was er am besten kann, nämlich die Dinge schön und traurig und lustig und aufregend zugleich klingen lassen."

Das fasst die musikalische Beschreibung des Band-Sounds auch sehr treffend zusammen, denn THE GASLIGHT ANTHEM haben es eigentlich immer geschafft, diese klanglichen Elemente zusammenzuführen. Dieses Mal lag dabei sicherlich der Fokus eher auf schönen Melodien und traurig, da die behandelten Themen nicht gerade dazu einladen, darüber zu lachen. Und dennoch sind diese Melodien so hypnotisch, dass sie sich schnell festsetzen und dazu führen, dass man auch zu melancholischen Songs wie etwa Michigan, 1975 einfach lauthals mitsingen will.

"History Books" ist ein perfektes Comeback geworden. Es zeigt die besten Seiten von THE GASLIGHT ANTHEM, von treibenden Rockern bis hin zu gefühlvollen Abhandlungen in Form von Liedern über den unausweichlichen Schmerz des Lebens, die alles von Sterblichkeit über Geisteskrankheiten bis hin zu den prekären Dimensionen menschlicher Beziehungen erkunden. Hier gelingt den Amerikanern das Kunststück, jeden Nerv des Hörers zu treffen, ihn in die Musik hineinzuziehen und darin auf sehr positive Art und Weise "gefangen zu nehmen".