Titel |
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01. In Teufelsküche brennt noch Licht |
02. Wer Du wirklich bist |
03. Hier gibt’s nix zu sehen |
04. Klugscheißeralarm |
05. Vom Tod kein Wort |
06. Nicht das was ich brauch |
07. Wir pfeifen (Das letzte Loch) |
08. Krude Gedanken |
09. Kommt mal alle wieder runter |
10. Im Wartesaal zum großen Glück |
11. Wo man hingehört |
Musiker | Instrument |
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Stefan Stoppok | Vocals, Guitars |
Reggie Worthy | Bass |
Sebel | Drums, Percussion, Keyboards |
Keiner möchte mehr Verantwortung übernehmen. Es ist zum Haare raufen. Wenn's brenzlig wird, machen sich zuerst die Verantwortlichen aus dem Staub. Selbst der Teufel hat sich mit einem diabolischen Grinsen verkrümelt. Und auch wenn in Teufelsküche noch Licht brennt, blickt niemand so richtig durch. Stefan Stoppok, dieser unermüdliche Kämpfer für unser musikalisches Wohlergehen hat schon längst erkannt, dass die komplette Welt in Schieflage geraten ist und lässt sich gar trefflich darüber aus. Wortgewand, ironisch, sarkastisch, witzig, melancholisch. Zielsicher und punktgenau, so wie man es seit Jahrzehnten von diesem, ja, sagen wir es doch einfach mal ganz liebevoll, Urgestein der deutschen Musikszene kennt.
Stoppok ist sich immer treu geblieben, hat sich nie von der Musikindustrie verbiegen lassen. Seiner Lyrik haftet bei aller Schnoddrigkeit auch stets der ernsthafte Weitblick eines gefühlvollen und nachdenklichen Zeitgenossen an. Stoppok hat seine Finger immer erschreckend nah am Puls der Zeit. Und es scheint, als leide der Pulsschlag des Volkes unter einer totalen Arrythmie.
Stoppok und seine Musiker steuern mit unerschütterlichem Groove dagegen, bleiben ganz elegant im Takt und pflegen ihren eklektischen Stil, der sich frei nach Schnauze aus dem Fundus von Rock, Blues, Folk und Country-Music bedient. Da wirkt nichts kalkuliert. Da ist nichts auf moderne Hörgewohnheiten zugeschnitten. Stoppoks neues Album "Teufelsküche" klingt eher old school, allerdings im besten Wortsinne. Der Meister hat es aber auch gezielt darauf angelegt und bedient sich gerne seiner analogen Peripherie und liebkost seine Bandmaschinen. Die Verfechter und Liebhaber des echten Tons kommen hier voll auf ihre Kosten. Hier klingen die Instrumente so unverfälscht und natürlich wie es nur eben möglich ist. Insbesondere Schlagzeug und Gitarren lassen den Hörer jubilieren. Wirklich lohnenswert wird der Genuss unterm Kopfhörer. Authentische Töne. Der beigefügte Pressetext kapriziert das folgendermaßen: "Raus aus dem Digital der Tränen! Kein Rumbasteln! Retro ist die Zukunft! Das Schöne ist, das "Teufelsküche" bei aller stilistischen Vielfalt ein Rockalbum erster Kajüte bleibt. Schnörkellos. Unverblümt. Die Scheibe wird auch nach mehrfachem Hören nicht langweilig. Früher hätte man wohl gesagt: "All killer, no filler".
So ganz nebenbei hagelt es dann auch noch heimliche Hits. Ein extrem geile und forsche Nummer wie Wer Du wirklich bist hat das Zeug zum Klassiker. Mit der großartigen Cäthe holt sich Stoppok hier eine formidable Gesangspartnernin mit ins Boot und beide rudern ohne große Mühe als Sieger über die Ziellinie.
Einen wunderbaren Kontrapunkt setzt das andere Frau/Mann Duett: Im Wartesaal zum großen Glück, ein tiefgründiges Chanson aus dem Jahre 1956 (Stoppoks Geburtsjahr). Nur mit E-Gitarre und Gesang setzen Alin Coen und Stefan die Nummer asketisch und berührend in Szene. Fortuna Ehrenfeld und Hannes Ringlstetter ironisieren beim pfiffigen Wir pfeifen (Das letzte Loch) um die Wette, während Olli Schulz und Stoppok bei Hier gibt's nix zu sehen über den Katastrophenvoyeurismus ablästern. Doch mein persönliches Favoritenstück bleibt bei aller Wertschätzung der anderen Songs das supercool vor sich hin groovende Kommt mal alle wieder runter. Ein kleines aber feines, opulentes musikalisches Potpourrie auf knackige drei Minuten reduziert.
Am Ende gibt sich ein versöhnlicher Stoppok zärtlich sanft und schickt uns mit dem warmherzigen Wo man hingehört genau dort hin, wo am Ende des Tunnels das eine Licht brennt, das uns den richtigen Weg weist. Clever wie wir sind, übernehmen wir Verantwortung und machen uns auf den Weg.