Titel |
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01. Billiges Benzin |
02. Nicht so schwer |
03. Positiv Denken |
04. Glückshormon |
05. Die Sonne scheint für alle |
06. Erika |
07. Die Tage Zieh'n vorrüber |
08. Nie wieder jung |
09. Wilhelmsplatz |
10. Autoscooter |
11. Kralle |
12. Amphetamin |
13. Grüne Inseln |
14. Alte Liebe |
15. Nur so ein Gefühl |
Bonus Tracks: |
16. Vergib mir |
17. Les Jeux Sont Faint |
Musiker | Instrument |
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Stefan Kleinkrieg | Gesang, Stromgitarre, Holzgitarre, Percussion-Drums, Dobro, Harp, Bass |
Brenna | Drums, Gesang |
Josh | Percussion, Gesang |
Heimi | Holzgitarre, Stromgitarre, Bass, Slidegitarre |
Tini | Orgel, Rhodes |
Lars | Kontrabass, Gesang |
Michi | Blues Harp |
Matzinger | Piano, Juno Synthie |
Detlef Landeck | Posaune |
Udo | Udo |
Billiges Benzin, tja, Stefan, da sieht's ja im Moment nicht so gut für dich aus. Aber, wie du selbst im gleichnamigen Song singst: “Das hab ich so gewollt“. Mit dieser bittersüßen Ballade eröffnest du dein neues Album, nimmst uns mit 'on the raod', erinnerst dich und uns und räumst aber auch gleich mit jeglicher Nostalgie auf: “Es ist so wie es ist“.
Genug Straßenstaub hast du offensichtlich geschluckt, denn die tiefe, raue Stimme zeugt nicht nur von zahlreichen Glimmstengeln. Es sind ja auch schon etliche Jahre ins Land gezogen, seit du mit den EXTRABREITen die Sonne gegrüßt, ihr hart wie Marmelade wart und mit den kleinen Mädchen an der Schule gezündelt habt. Lange ist's her und trotzdem klingen einem die Songs heute noch im Ohr.
Und wer, wie Stefan Kleinkrieg, in jener großen Zeit des deutschsprachigen Rock seine musikalische Sozialisation durchlebte, dem kommt hier noch mehr vertraut vor. So ist der Unterschied zu Marius Müller-Westernhagen oder Wolfgang Niedecken's BAP in Nicht so schwer nicht so groß. Gut abgehangener Roots Rock deutscher Prägung. Also, die Nummer auf einem Marius-Album, so Mitte der 80er, hätte absolut gepasst. Der anschließende Country&Western-Schunkler Positiv denken kommt fast zu eingängig, allerdings hat Kleinkrieg die Stolpersteine im Text versteckt: “Statt einfach Scheiß, sag: 'Schöne Scheiße!' und schon geht die Sonne auf“
Versuchen kann man's ja mal.
Leicht melancholisch bittet Kleinkrieg um ein Glückshormon. Im Verlauf des Songs schwingt sich dieser immer mehr zur Hymne auf und, ja, hier greift er dann auch mal relativ derb in die Saiten. Hätte direkt noch länger dauern dürfen. Sehr schön, dass im ohnehin sehr schön gemachten Digi-Pack ein Booklet mit den Texten steckt, denn die gehören für mich zu den unterhaltsamsten seit... naja, EXTRABREIT und Marius Müller-Westernhagen. “Der Letzte löscht das Licht“ heißt es im Titelsong des Albums, aber ein kleiner Hoffnungsschimmer bleibt immer noch. Sehr schön auch der Erika-Blues über eine einstige – inzwischen verstorbene – Liebe.
Und immer, wenn gerade glaubt, jetzt ertrinkt er in Melancholie, streut Stefan so eine kleine Akustik-Folk-Nummer, wie Die Tage zieh'n vorrüber ein. Oder einen Stones-mäßgen Blues, wie Nie wieder jung, und die harten Fakten werden auch nicht ausgespart: “Wo sind sie hin, unsere Tage? Ich kann's dir sagen, die sind vorbei.“ Aber man denkt noch gerne dran, wobei einem Wilhelmsplatz (wieder reinster Marius) ebenso behilflich ist, die 80-Reminiszenz Autoscooter, die punkig irgendwo zwischen THE CURE und Billy Idol pendelt. Und wo wir bei jenen Tagen sind: Mit Udo Lindenberg schrieb Kleinkrieg einst das Lied Kralle für ein geplantes EXTRABREIT-Album. Landete dann doch auf Udos “Odysee“-Album und hier landet er dann zurück bei Stefan. Die letzte Message im Song übernimmt aber Udo. Ehrensache.
Ja, vieles klingt hier etwas besinnlich und die Rock'n'Roll-Abgeh-Platte ist das hier nicht und doch hört man gern zu. Nicht zuletzt wegen solcher Zeilen, wie “Es wär' so schön gewesen, wenn es schön gewesen wär.“, oder “Schenk den Obstler noch mal nach, meine Seele sehnt sich nach Sommer.“ Und ab und an, geht’s auch auf die Überholspur, wie im rasanten Bo Diddley-Beat von Vergib mir und dann lärmt es auch richtig prima. Ich behaupte mal, das hier gehört zum besten, was man aktuell deutschsprachig kriegen kann. Manchmal etwas beschaulich, auch mal rauer, immer mit coolen Texten und einer Botschaft, die doch irgendwie hoffnungsvoll klingt: “Die Sonne scheint für alle“.