Status Quo

The Classic Vertigo Years

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 20.03.2005
Jahr: 2005
Stil: Boogie Rock
Spiellänge: 341:50
Produzent: Status Quo, Damon Lyon-Shaw, Pip Williams

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Plattenfirma: Mercury/Universal Music


Redakteur(e):

Epi Schmidt


Status Quo
The Classic Vertigo Years, Mercury Records, 2005
 
Francis Rossi Guitar, Vocals
Richard Parfitt Guitar, Vocals
Alan Lancaster Bass, Vocals
John Coghlan Drums
Andy Bown Keyboards
Bob Young Harmonica
Frank Ricoti Percussion ("Rockin' All Over The World")
"Quo", 1974:  
1. Backwater 6. Fine Fine Fine
2. Just Take Me 7. Lonely Man
3. Break The Rules 8. Slow Train
4. Drifting Away Bonus Track:
5. Don't Think Matters 9. Lonely Night (B-Seite der Break The Rules-Single)
  Länge: 40 Min 40 Sek Medium: CD
"Blue For You", 1976:  
1. Is There A Better Way 9. Mystery Song
2. Mad About The Boy Bonus Track:
3. Ring Of A Change 10. You Lost The Love
4. Blue For You 11. Mystery Song (Single Version)
5. Rain 12. Wild Side Of Life
6. Rolling Home 13. All Through The Night
7. That's A Fact 14. Wild Side Of Life (Demo)
8. Ease Your Mind  
  Länge: 55 Min 02 Sek Medium: CD
"Live!", 1977:  
CD 1: 4. In My Chair
1. Junior's Wailing 5. Little Lady / Most Of The Time
2. Backwater / Just Take Me 6. Rain
3. Is There A Better Way 7. Forty Five Hundred Times
CD 2: 4. Roadhouse Blues
1. Roll Over Lay Down 5. Caroline
2. Big Fat Mama 6. Bye Bye Johnny
3. Don't Waste My Time  
  Länge: 93 Min 37 Sek Medium: Do-CD
"Rockin' All Over The World", 1977:  
1. Hard Time 8. Who Am I
2. Can't Give You More 9. Too Far Gone
3. Let's Ride 10. Dirty Water
4. Baby Boy 11. Hold You Back
5. You Don't Own Me Bonus Track:
6. Rockers Rollin' 12. Getting Better (from "All This And World War II")
7. Rockin' All Over The World  
  Länge: 47 Min 53 Sek Medium: CD
"If You Can't Stand The Heat", 1978:  
1. Again And Again 7. Accident Prone
2. I'm Giving Up My Worryin' 8. Stones
3. Gonna Teach You To Love Me 9. Let Me Fly
4. Someone Show Me Home 10. Like A Good Girl
5. Long Legged Linda Bonus Track:
6. Oh! What A Night 11. Accident Prone (Single Version)
  Länge: 42 Min 03 Sek Medium: CD
"Whatever You Want", 1979:  
1. Whatever You Want 10. Breaking Away
2. Shady Lady Bonus Track:
3. Who Asked You 11. Hard Ride
4. Your Smiling Face 12. Bad Company
5. Living On An Island 13. Another Game In Town (Demo)
6. Come Rock With Me 14. Shady Lady (Demo)
7. Rockin' On 15. Rearrange (Demo)
8. Runaway 16. Living On An Island (Single Version)
9. High Flyer  
  Länge: 62 Min 35 Sek Medium: CD

Über remasterte Alben gibt es natürlich verschiedene Meinungen. Ich hab mal jemand getroffen, der der Überzeugung war, ein "Soundfetischist" wie Rory Gallagher hätte genau gewußt und gewollt, daß seine Alben (LPs) so klingen, wie sie klingen und Rory nie mit den remasterten Versionen seiner Alben einverstanden gewesen wäre.
Ja, nun, kann natürlich sein. Vielleicht hat aber manch früherer Künstler auch nur im Bereich des damals, ihm und der Technik, möglichen agiert und wäre ganz froh, könnte er heute noch mal Hand anlegen.
Ganz froh kann man jedenfalls über die Arbeit der "Restaurierer" im Dienste von Mercury Records sein. Die bringen zur Zeit den ganzen alten Back-Katalog von STATUS QUO neu heraus. Natürlich remastert, quasi überall mit Bonus Tracks (außer beim Live-Album) und schön gemachten Booklets, mit den Texten, Abbildungen alter Singles und neuen Liner Notes. Komplett im Regal stehend, ergeben die CD-Rücken dann noch ein Bild der Band, wie es auf der CD "Blue For You" zu sehen ist.

Jetzt hat sich der Kollege Ruland ja eigentlich schon hinreichend mit den Status Quo Alben von 1972 bis 1977 beschäftigt, aber aus gegebenen Anlaß schauen wir uns doch sechs von den "neuen" Scheiben mal an.
Das 74er Album "Quo" startet bekanntlich mit dem schweren Groove von Backwater und klingt hier gleich noch eine Ecke aggressiver. Die Triangel dürfte vielen auf den früheren LP- oder CD-Versionen wahrscheinlich gar nicht aufgefallen sein. Hier kommt etliches deutlicher. Das stellt natürlich auch vieles bloß: Die Gitarren werden in ihrer vollen Simplizität präsentiert (besonders wenn man das auf Kopfhörer hört), was einem allerdings auch das gute Zusammenspiel der Band näher bringt und vielleicht etwas hilft bei der Entschlüsselung des "Quo-Sounds". Aber, Herr Rossi: Fehlerbehaftetes Single-Note Spiel wird hier noch auffälliger. Oder wie war das, in dem Solo von Backwater, so bei ca. 3:30 Min.??
Aber der Quo-Army war so was immer wurscht und bei der Gegenfraktion hätte es sowieso keine Entlastung gebracht.
Die Band hätte lieber Backwater als erste Single gesehen, die Plattenfirma entschied sich für Break The Rules, warum man allerdings in Spanien Just Take Me zuerst veröffentlichte, ist mir ein Rätsel. Aufpeitschender Song, zweifellos, aber Break The Rules schreit geradezu "Hit" und vor allem die Piano- und Mundharmonikabeiträge von Andy Bown und Bob Young lassen aufhorchen.
Nach wie vor bringt einen der z.T. "sehr spezielle" Sound zum Schmunzeln. Das betrifft aber die ganze Band. So wie Alan Lancaster beim Beginn von Drifting Away würde heute kein Bassist mehr klingen wollen. Aber genau so ein Sound ist halt noch im Bandgefüge hörbar. Bevor das dünne Solo einsetzt, könnte der Song auch aus dem Repertoire von Ted Nugent stammen und, wenn ich mich recht erinnere, gab's später einen recht ähnlichen Song namens No Contact.
Die von beiden Gitarren und dem Bass zusammen gespielten Läufe in Don't Think It Matters erscheinen mir hier auch deutlicher als gewohnt. Gleichfalls das Gitarrensolo und so langsam wird's mir klar, daß auf diesen einfachen Beat Anspruchsvolleres nicht funktionieren würde.
Tja, mit Fine Fine Fine rückt man nicht nur in Country-Nähe, sondern auch soundmäßig ein paar Jahre zurück. Trotzdem ganz nett, wie sich Francis Rossi bei seinem Solo offensichtlich von einer Zither beeinflussen lies (vgl. "Der dritte Mann").
So wenig wie Lonely Man für Konzerte geeignet war, so sehr ist Slow Train eigentlich dafür prädestiniert (wurde das nicht in einem der später so beliebten Medleys untergebracht?), klingt auch absolut wie "live im Studio" und kann seine Verwandtschaft zu Railroad (vom Album "Dog Of Two Head", 1971) nicht leugnen. Dem Faible des Francis Rossi für locker-flockige Melodien entkommt allerdings auch dieser Song nicht. Das Intermezzo muß irgendwie an dessen italienischer Abstammung liegen.
Als Bonus Track gibt's die B-Seite der ersten Single: Lonely Night. Typischer, rollender QUO-Stil, mit etwas entspanntem Gesang, geht aber gut ins Ohr.

Zwei Jahre später hieß es "Blue For You" und das wurde optisch auch unterstrichen, wobei nie ein Zweifel daran entstand, daß diese Musik eher für die Jeans-Fraktion gemacht ist.
Jeglichen Text konnte man sich auf dem Frontcover ersparen: STATUS QUO waren auf einem Höhepunkt angelangt und entsprechend bekannt.
Heftig brechen die ersten Akkorde über den Hörer herein und irgendwie klingt die Band aggressiver. Der typische zweistimmige Gesang rückt deutlicher in den Mittelpunkt, allerdings dieser "Eunuchen-Chor" im Break ist schon fragwürdig. Irgendwie wollten QUO nicht ernst genommen werde. Oder?
Andy Bown's Honky Tonk Piano in Mad About The Boy hat man vorher auch nicht so sehr wahrgenommen. Wie gesagt, den zweistimmigen Gesang haben sie hier mehr kultiviert, was ihnen allerdings, trotz eines unnachgiebigen Boogie, Ähnlichkeiten zu SMOKIE einbrachte. Die Rhythmusgitarre zu dem späteren Little Lady wurde bei Ring Of Change schon mal erprobt und auch in diesem Feger werden ein paar Fistelstimmen untergebracht, die mich etwas an "Bubble-Gum" Rock erinnern.
Mit Blue For You läßt sich wunderbar wortspielern und so ist der entsprechende Song eher leicht melancholisch gehalten. Zwar unverkennbare QUO-Gitarren, aber im Blues-Swing-Rhythmus. QUEEN hatten damals ähnliche Geschichten auf ihren Platten (etwa Seaside Rendevous oder Good Old Fashioned Lover Boy), mit etwas mehr Raffinesse gespielt, aber Herrn Rossi's Solo klingt sehr nach Brian May. Einem ähnlichen Rezept folgt ein paar Songs später Ease Your Mind, nur noch "quoifizierter".
Rain hatte Monate vorher den Erfolg dieses Albums (Platz 1 in den englischen Charts) vorbereitet und auch hier konnten sie sich diese leicht albernen BEATLES-Fistel-Stimmen nicht verkneifen. Ich denke, der Gesang ist der große Unterschied zu den Alben zuvor.
Wie eine Mischung aus Postkutsche und Dampflok rollt Rolling Home und Bob Young's Mundharmonika ist hier doch besser zu hören als gewohnt.
Später nur noch in Medleys verwendet, bzw. als Single-Version auf Samplern, erinnert man sich kaum noch daran, daß der Mystery Song ein Intro sowie ein Outro hat, das den Song erst so richtig "gedeihen" läßt und zum Schluß locker aus dem Album hinaus galoppiert.
Bonus Tracks gibt's hier einige: You Lost The Love war die B-Seite der Rain Single und hat wieder SMOKIE-ähnliche Züge.
Die kurze Single-Version von Mystery Song für die Fast-Food-ler. Die dem Album folgende Single Wild Side Of Life ist enthalten und zeigt schon etwas vom kommenden, nicht mehr ganz so rohen Sound der Band. Der Titel, eigentlich eine Country Nummer, hält sich bis heute im Liverepertoire der Band. Die beste Version, weil "dreckiger", stammt für mich allerdings von Rod Stewart auf dessen Album "A Night On The Town" - aus dem Jahr 1976. Komisch, nicht? Die B-Seite zu dem Titel ist mit All Through The Night natürlich auch enthalten. Etwas banal im SWEET/SMOKIE-Fahrwasser plätschernd, stehen auch hier die Stimmen deutlicher im Vordergrund.
Interessant ist die Demo Version von Wild Side Of Life. Francis Rossi konnte damals an keine Aufnahme des Originals kommen und experimentierte etwas herum. So kam wohl auch diese mit Geigen "verzierte" Version zustande. Klingt aber mit seinem bluesigen Anfang und dem rauheren Solo auch nicht übel.

Es gibt ein paar richtig tolle Live-Alben im Rockbereich. Klassiker sind "Made in Japan", "On Stage", "Burstin' Out", "Live... In The Heart Of The City" und noch ein paar mehr. Wem die reinen Titel nichts sagen, der ist hier eh verkehrt. In diese Reihe gehört zweifellos auch STATUS QUO's "Live". Wenn eine Band aus dem Mutterland des Fußballs - und somit der Stadiongesänge - kommt, ist die Bühne der einzig richtige Platz für sie, denn da kann sie sich von der Menge zusätzlich aufputschen lassen. Genau das passierte an diesen drei Tagen, 27., 28. und 29. Oktober 1976. Die Wahl, die Platte in Glasgow, also in Schottland, aufzunehmen, kam nicht von ungefähr. Nirgendwo sonst fand sich ein vergleichbares Publikum. Also sind von Beginn an die "Quo-oh-ohohho..." Schlachtgesänge zu hören, welche auch heutzutage noch die Konzerte der Band begleiten.
Die legendäre Ansage "Is there anybody out there who wants to rock?." wird von Jackie Lyntons nicht weniger enthusiastisch ins Publikum gebrüllt, wie vom selbigen reflektiert. Und die Band steht dem in nichts nach! Junior's Wailing verhilft einem sofort zu diesem rhythmischen Kopfnicken, das die nächsten anderthalb Stunden kaum aufhört.
Hier trumpft die Band noch mal mit ungeschöntem, ursprünglichem Sound auf, der auf ihren Studioalben bald vermißt werden sollte. Um den Live-Charakter zu unterstreichen, wurde beim Mix dem Publikumsanteil entsprechend großer Raum eingeräumt. Francis Rossi's Händchen für eingängige Melodien, im Studio manchmal etwas arg "überzuckert", kommt live immer gut und sorgt für zusätzliche Stimmung.
Drummer John Coghlan gilt ja im Allgemeinen als stoischer Knüppler, aber bei Just Take Me legt er ein paar punktgenaue Solo-Breaks hin, die man erst mal nachmachen muß.
Die Scheibe, bzw. Doppel-CD, ist ein energiesprühender Kracher erster Güte, von dem man sich nicht trennen kann, bevor nicht der letzte Ton verklungen ist. Von Vorteil ist natürlich, daß man nicht so oft zum Plattenspieler muß, um die zwei LPs umzudrehen. Also: Ausfallschritt - ab geht's!
Deutlich wird, was für eine hart arbeitende Band STATUS QUO da waren und was sie auszeichnete: Es ist nicht, weil sie härter wären als andere oder der vielbeschworene Boogie - da gab's schon andere, wie SAVOY BROWN - sondern diese Kompromißlosigkeit, diese Ausdauer, ohne einen Millimeter von ihrem Rhythmus abzuweichen, egal wie lange ein Song dauert. Man könnte das auch Sturheit/Dickköpfigkeit nennen, aber zumindest live ist dagegen kein Kraut gewachsen. Über 16 Minuten Forty Five Hundred Times - die meisten Bands könnte man nach diesem Parforceritt wohl ins Krankenhaus einliefern.
Das Mikrofonpfeifen während In My Chair ist mir vorher noch nicht aufgefallen und auch die Soli schneiden sich deutlicher aus dem Gesamtsound als auf meiner Vinyl-Scheibe.
Pure Energie quillt aus den Lautsprechern, wenn die Band durch Little Lady (hier noch mit "Street" statt "Straße") fetzt und die Stadionatmosphäre zu Beginn von Most Of The Time versorgt einen mit hübschen Gänsehäuten, wozu der remasterte Klang noch beiträgt.
Eine heftigere Version von Roll Over Lay Down hat man wohl nicht mehr gehört und man kann den Saal förmlich überkochen hören.
Big Fat Mama hat fast Punk-Charakter und die kleinen Verspieler unterstreichen nur noch die Liveatmosphäre. Wie die Band immer und immer wieder noch einen drauf setzt ist mir echt ein Rätsel. Roadhouse Blues ist hier in seiner definitiven Version enthalten - vergeßt die DOORS! Wieder geht's fast eine ¼ Stunde gnadenlos zur Sache. Gern greift man sich mal Gitarrenthemen aus anderen Songs, wie Shakin' All Over oder aus Race With The Devil, aber mittlerweile ist mir, anhand der "Pye Collection", klar, daß es sich bei dem vermeintlichen Black Night-Zitat in Forty Five Hundred Times um einen Verweis auf ihren eigenen Song (We Ain't Got) Nothing Yet aus ihren THE SPECTRES Zeiten.
Mit Caroline und Bye Bey Johnny lassen es STATUS QUO noch mal richtig krachen und eines der mitreißendsten (Live-) Alben verklingt ebenso wie eine Ära.
Netter Nebeneffekt: Auf die CDs hat man das Cover der amerikanischen Ausgabe von "Live!" gedruckt.

Nachdem man schon für die Single Wild Side Of Life Roger Glover's Produzentendienste in Anspruch genommen hatte, holte man für das nächste Studioalbum "Rockin' All Over The World" den amerikanischen Produzenten Pip Williams (seit 1972 hatte die Band alle Platten selbst produziert) um den Sound etwas massenkompatibler zu machen. Nicht zuletzt war man auf den US-Markt scharf.
Das machte sich denn auch verschärft in einem "weicheren" Sound hörbar. Der Stil ist zwar beim Opener Hard Time noch da, aber längst ging es nicht mehr so brachial zu Werke. Besonders der Gesang kommt deutlich "softer" und auch die Gitarren rücken in den Hintergrund.
Das rasante Can't Give You More wurde später auf dem 91er Album "Rock 'Til You Drop" mit mehr Vehemenz noch mal aufgenommen. Geht aber auch hier doch ganz gut ab.
Let's Ride, vom Vertreter der "härteren Fraktion" Alan Lancaster geschrieben, hat wohl gute Ansätze, klingt aber doch recht glatt und hätte mehr Power verdient. Noch mehr läßt aber Baby Boy nach. Das klingt doch schon sehr poppig. Ob es wohl am Göteburger Studio lag, in dem auch ABBA einige Scheiben eingespielt haben?
Etwas simpel plätschert You Don't Own Me dahin, bevor man sich mit Rockers Rollin' wieder mehr am Dampfhammerrock anlehnt. Auch hier klingen die, mittlerweile gängigen, zusätzlichen Streicher- und sonstigen Effekte dazwischen, aber Rick Parfitt's engagiert-aggressiver Gesang reißt den Song deutlich mit - ein weiterer Fan-Favorit war geboren. Schade um das nach hinten gemischte Solo...

Mit Rockin' All Over The World hatte die Band ihr unwiderrufliches Trademark geschaffen. Die Adaption des John Fogerty-Songs klingt auch heute noch prima und Andy Bowns Piano scheint sich hier etwas besser hervorzuperlen. Deutlicher allerdings auch das übertriebene, fast nervige, Synthie-Gefiepse im Outtro.
Der Produzent wollte wohl auch einen selbstverfaßten Titel unterbringen, aber Who Am I ist nicht unbedingt der Über-Bringer. SMOKIE lassen grüßen.
Too Far Gone läßt mich doch etwas an der angeblichen Rocker-Einstellung von Alan Lancaster zweifeln. Klar, tuckert schön dahin und geht ganz flott ab, aber wie man diese Effekte zulassen kann? Vollends poppig wird es mit dem mit akustischen Gitarren gespielten For You. Nimmt so etwas die Living On An Island-Zeiten vorweg und verbreitet eher Urlaubsstimmung denn Gelüste auf ein Konzert mit der Truppe.
Zwei Klassiker sind dann aber doch noch auf dem Album: Der Publikums-Mitsing-Favorit Dirty Water mit seinem Country-Touch und der Stampfer Hold You Back, der ein paar alte Fans versöhnen dürfte. Beide nicht von ungefähr noch heute im Liveprogramm zu finden.
Der Bonus Track dieser CD ist die BEATLES-Nummer Getting Better, STATUS QUOs Beitrag zu der Compilation "All This And World War II". Orchesteruntermalt und mit wenig Gitarren versehen, ist der Song allerdings nur eine nette Dreingabe.

So, kommen wir zu meinem Lieblings-QUO-Album: "If You Can't Stand The Heat" zeigte 1978 doch wieder mehr Power. Zumindest bei einigen Songs. Die vom Produzenten Williams angeschleppten Bläser sorgen für den bombastischen Einstieg, aber dann rockt Again And Again gnadenlos los und ein deutlich rauherer Gesang ist zu hören - hier brennt die Luft!
Songs wie I'm Giving Up My Worryin' sorgten nicht unbedingt für Freude bei der Quo Army, aber für mich klingt das weit druckvoller als viele Songs des vorherigen Albums. Auch die Gitarren haben, wenn auch mit diversen Effekten versehen, hörbar mehr Anteil am Gesamtsound.
Gonna Teach You To Love Me ist eine der, inzwischen typischen, Lancaster-Nummern, die dahinrollen wie ein Zug ohne großartige Aufenthalte. Könnte allerdings etwas "Härte" vertragen.
Eine typische Rossi-Ballade folgt mit Someone Show Me Home. Getragen von Andy Bowns Hammondorgel, schunkelt sich dieser Titel zur einer Art Hymne auf, die man wohl nächtens aus manchem Pub hat erklingen hören.
Richtig Spaß macht die Long Legged Linda. Klar, Bläserkram und sonstiges drin, und der Sound paßt auch eher in die Bubble-Gum Rock-Zeit, aber die Melodie, die Gitarrenriffs und das rasante Tempo reißen einfach mit. Erstmals hatte man ja Background-Sängerinnen mit an Bord und, ich finde, das machte sich doch richtig gut.
Der typische QUO-Boogie-Rhythmus eröffnet Oh! What A Night, das eine perfekte Mischung aus den neuen Zutaten ergibt: Parfitt's treibender Rhythmus und Gesang, Bläser schieben zusätzlich, die Girls sorgen für einen geilen Chor und Rossi kann mit einem rockigen Solo darüber brillieren. Live natürlich schwer umzusetzen, aber auf Platte ein Killer.
Heutzutage ist Accident Prone leider kaum noch zu hören, aber die damalige Singleauskopplung läßt mich doch bei jedem Hören wieder freudig mitstampfen. Die Gitarre klingt zwar im Solo mehr nach Keyboard denn nach Gitarre, aber es ist gut gemacht und was soll's? Wenn schon neue Sounds, dann richtig.
Im selben Rhythmus marschiert Stones hinterher. Auch hier klingen die Backingvocals der Sängerinnen prima - und deutlicher als auf meiner LP. Rossi's Talent für eingängige Soli hat ihn auch hier nicht verlassen und wenn sie noch so kurz sind.
Let Me Fly hat wieder etwas mehr vom "alten" Stil. Der Refrain etwas arg einfach gestrickt, ist es doch genau das (und der Shuffle natürlich) was für Stimmung und Bewegung sorgt. Aufgepeppt durch die Bläsersätze und Andy Bowns Piano. Letzteres viel mir vorher auch kaum auf.
Mit dem Good-Time-Boogie Like A Good Girl wird das Tempo noch mal erhöht. Auch hier sorgen Bläser-Einwürfe für den hilfreichen Schub und es kommt die volle Partystimmung auf. Mmmh, leider ausgeblendet...
Als Bonus Track fungiert die Singleversion von Accident Prone - ist 'ne knappe Minute kürzer als der Album Track.

Den Die-Hard-Fans war's zu überproduziert geworden, trotzdem ging man ein drittes Mal mit Pip Williams ins Studio. Diesmal allerdings mit dem Vorsatz, den Sound wieder mehr dem Live-Charakter der Band anzupassen.
Mit Whatever You Want schuf man eines der prägnantesten Intros der Rock-Geschichte, eine mitreißende Nummer und den Titel für das 1979er Album: "Whatever You Want".

Tatsächlich funktionierte das alte Schlachtschiff STATUS QUO immer noch und die zusätzlichen Effekte wurden deutlich zurückgeschraubt. Der Schub der Eröffnungsnummer zieht auch die beiden folgenden Songs noch mit. Die straighte Abgeh-Boogie-Nummer Shady Lady - etwas locker-flockig, dafür von Beginn an. Who Asked You mit etwas Vorlauf, wie bei vielen alten Songs, dafür mit erdigerem Stampf-Rhythmus.
Smiling Face ist so eine Art verlangsamtes Let Me Fly, also nicht sehr progressiv, aber absolut gute Laune verbreitend. Es hat sich also, außer einem puristischeren Sound, nichts geändert. Der Name bleibt Programm.
Und doch: Mit Living On An Island taucht da eine Ballade auf, die deutlich Richtung Pop schwimmt. In Amerika nicht in die Charts gelangt, war es in Europa natürlich ein Hit. Was soll man sagen? Der Erfolg gibt ihnen Recht. Allerdings ist es schon besser, wenn der Titel später dann nur noch auszugsweise in einem Medley auf der Bühne gespielt wurde.
Come Rock With Me ist eine ganz nette Aufforderung, aber der Song stapft dann doch etwas zu einfältig dahin. Damit kann man Kritikern schon gut Material liefern.
Rockin' On ergeht es nicht viel besser, wobei man sich mehr am Riff von Down Down orientierte und es doch etwas unterhaltsamer zugeht als beim vorherigen Song.

Der Sound ist deutlich an die Zeit vor der Live-Platte angelehnt und auch Bob Young darf seine Mundharmonika wieder ertönen lassen. So etwa in Runaway, welches auch auf ein Dave Edmunds Album gut gepaßt hätte. "Monkey Beat" nannte der so einen Rhythmus.
Wieder ist es Alan Lancaster, der mit High Flyer einen straighten Rocker mit zuviel Zuckerpop überzieht. Na ja, schon der Songtitel verspricht nichts besonderes und beim Refrain haben wohl SMOKIE und SWEET Pate gestanden. Entsprechend erinnert der Solo-Sound auch an das vorherige Album. Nur dort hat er halt hingepaßt.
Das folgende Breaking Away kann das auch nicht wirklich entlasten, müht sich jedoch redlich und setzt zwischenzeitlich zu einem furiosen Parfitt-Rocker a la Long Legged Linda an. Ja, da wird's noch mal richtig gut und gegen Ende verfällt man gar in einen Roadhouse-mäßigen Blues. Dieses "Versprechen" wurde mit den folgenden Alben allerdings nicht eingelöst.
Gleich fünf Bonus Tracks sind enthalten: Hard Ride, im typischen easy-rocking Stil und mit längerem Solo-Part von Bob Young, war die B-Seite der Whatever You Want-Single.
Bad Company, Another Game In Town und Rearrange sind Studio-Outtakes, die es nicht auf das Album geschafft haben, aber zumindest das Erste hätte es verdient gehabt. Die beiden anderen sind Demos, die zwar einen schwachen Sound haben, aber einen rohen Charme der durchaus gefällt. Gleiches gilt für das Demo von Shady Lady.
Außerdem ist noch die Singleversion von Living On An Island enthalten.

Wie man zur Band steht, bleibt jedem selbst überlassen. Einen großen Anteil an der Rockmusik der 70er kann man ihnen nicht absprechen und stellvertretend für einen gewissen Stil zu stehen haben nur wenige Bands erreicht.
Die Neuauflagen der Alben glänzen mit den genannten Pluspunkten und lassen doch manche vorherige Digitalisierung anzweifeln.
Ich trenn mich ja auch ungern von irgendwas (und meine Vinyl-Scheiben kommen mir nicht aus dem Haus), aber vielleicht ist es doch mal an der Zeit, seine alten CDs bei Ebay oder sonst wo zu verscherbeln und sich "was gescheit's" ins Regal zu stellen.

Epi Schmidt, 20.03.2005

 

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