Smokewagon

Deuce

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 23.04.2006
Jahr: 2006

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Redakteur(e):

Jürgen Ruland


Smokewagon
Deuce, Eigenvertrieb, 2006
Kevin Omen Guitar, Vocals, Keyboards
Pat Fondiller Bass, Mandolin, Add. Vocals (Bombs)
Jesse Howard Drums
Gast:
Jason LaFarge Add. Vocals (Bombs)
Produziert von: Jason LaFarge Länge: 52 Min 27 Sek Medium: CD
1. Flesh7. Jackson
2. Brutus8. Drunken Angel
3. California9. Fireball
4. Remember10. Model Citizen
5. Me And The Devil11. Who Could Love Me
6. Bombs12. Whiskey In The Jar

Früher war nicht alles besser. Aber manches eben schon [Zum Beispiel die Qualität der Brezen und Brötchen in hiesigen Bäckereien. Red., Abt Warentest]. Man hatte von einem vielversprechenden Album gelesen, ging in den nächsten Plattenladen, griff die gesuchte Scheibe aus dem Regal und latschte zum nächstbesten Verkäufer mit dem Spruch "Kann ich da mal reinhören?" Anschließend hatte man unter den Kopfhörern so manches Aha-Gefühl und stand möglicherweise mit verklärtem bzw. verzücktem Gesichtsausdruck im Ladenlokal. Bevor sich hier jetzt die strangesten Vermutungen breit machen... ich wollte sagen, die Scheibe kam dann bestens an!

Zurück in die Gegenwart, die so übel auch nicht immer ist [Zum Beispiel die Pizza beim benachbarten Italiener. Red., Sektion Toskana]. Als ich jüngst ein Päckchen mit der vorliegenden CD erhielt, hatte ich kurz darauf wieder so ein Daumen-hoch-Erlebnis. Verursacher war das Album "Deuce" der US-amerikanischen Band SMOKEWAGON. Kaum war der zweite Song Brutus beeindruckend an seinem Ende angelangt, war mir bereits ziemlich klar, dass ich es hier mit einer Überraschung zu tun hatte. Das riff-rockende Me And The Devil (Track 5) trieb den positiven Eindruck noch höher, aber das Beste kam noch: Fireball und Model Citizen (Numero 9 & 10). Die beiden erinnerten mich irgendwie an Ghost Riders In The Sky, nur mit erheblich mehr Wumms. OUTLAWS go home, here comes SMOKEWAGON!!
Mit "Deuce" veröffentlicht das Trio nach dem Debut "Smokewagon" aus dem Jahre 2003 sein zweites Album. Stilistisch präsentiert es die Plattenfirma als geradeaus spielendes Power-Trio, das seine musikalischen Wurzeln in Acts wie ZZ TOP, URGE OVERKILL oder NIRVANA wiederfindet. Irgendwo scheinen sich auch die Einflüsse von Tom Waits, THE BAD BRAINS und LYNYRD SKYNYRD mit den Geistern von Robert Johnson und DOC HOLLIDAY zu vermischen. Darf der Rezensent da noch einwenden, dass er auch noch ein bisschen THE FOUR HORSEMEN und die frühen BLACK CROWES herauszuhören glaubt?

Die mir vor'm Hören von "Deuce" unbekannte Band ließ mich während des ersten Hördurchgangs auf eine Gruppe aus den Südstaaten tippen. Falsch, man hat seine Basis in Brooklyn, New York. Unsereiner ist schon einigermaßen überrascht, wenn er erfährt, dass die drei Musiker nicht einem schwülen und staubigen Südstaaten-Kaff entsprungen sind. Desweiteren vermutete ich einen flotten Fünfer oder zumindest ein mächtig gitarrenlastiges Quartett. Next mistake, boy, denn ein vorheriger Blick ins Booklet hätte mir enthüllt, das es sich um einen flo..., nix da, formidablen(!) Dreier handelt! (Das kommt davon, wenn man seine Höreindrücke beim Schälen von Kartoffeln entstehen läßt und das Booklet nicht verschmutzen möchte...)
Bravourös vereinigt man die Trademarks von Southern Rock, dem sogenannten Roots-Rock sowie Country-Anleihen zu einer Melange mit einer heftigen Prise Rock'n'Roll und einer großen Portion Groove.
Die Musik von SMOKEWAGON klingt sehr puristisch. Thematisch geht es hier nicht wie so oft um Girls und schnelle Autos, vielmehr drehen sich die Texte um Themen wie Agonie, Einsamkeit, Verluste oder die Mühen des Lebens. Über die weniger schönen Seiten des Daseins wird kraftvoll, authentisch und emotional in einer beeindruckenden Form erzählt.
Die primär im Midtempo-Bereich angesiedelten Lieder glänzen durch ein hohes Maß an Abwechslung. Melancholische Balladen wechseln sich mit fetzigen Tracks ab, wobei gesagt werden muß, dass der Löwenanteil ihrer Songs in die Sparte 'heftiger Rock' einzusortieren ist. Den Hörer erwarten treibende Gitarrenduelle (Me And The Devil), sich stakkatoartig steigernde Rocker (Bombs) oder einfach nur brillant gespielte akustische Aufnahmen (Jackson). Sogar Ausflüge in popigere Gefilde (Drunken Angel) weiß die Band um den Gitarristen/Sänger Kevin Omen gekonnt zu präsentieren.
Omen, der seit frühen Teenager-Tagen an Eigenkompositionen bastelt, ist in der nordamerikanischen Ostküsten-Szene kein Unbekannter. Bereits mit einem 'Boston Music Award' ausgezeichnet und für einen weiteren nominiert, konnte er sich bereits vor SMOKEWAGON als Songwriter in verschiedenen Bands profilieren. Zusammen mit Bassist Pat Fondiller, der sich jahrelang an der Westküste aufhielt und vor seiner Rückkehr zum Big Apple im Raum San Francisco ebenfalls mehrere Acts durchlief, sowie dem aus dem Wilden Westen (Wyoming) stammenden Drummer Jesse Howard spielen Omen & Co. heute einen ruppigen Blues-Rock, der sich neben einem deutlichen Country-Einschlag auch durch Grunge- und Punkanleihen auszeichnet.

"Deuce" ist ein geradeaus, angenehm durch die Mitte gespieltes Album, das jeden Fan ehrlichen und handgemachten Rocks begeistern wird. Vieles erscheint einem bekannt, jedoch verkommt die Scheibe nie zu einer bloßen Heldenverehrung. Das Gitarrensolo in Bombs erinnert einen vielleicht an die seligen Glanzzeiten von LYNYRD SKYNYRD oder BLACKFOOT, beim überragenden Model Citizen grüßt Johnny Cash und Phil Lynott bekommt seinen Salut in Form einer gelungenen Interpretation von Whiskey In The Jar, jedoch trägt alles stets den unverkennbaren Stempel von SMOKEWAGON.
Ein herausragendes Album, das hoffentlich viele Freunde finden wird.

Jürgen Ruland, 23.04.2006

 

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