Queensryche

Fatal Smile

Saarbrücken, Garage, 18.06.2009

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 22.06.2009
Stil: Progressive Metal/Glam Metal

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Redakteur(e):

Marc Langels


Queensryche, Fatal Smile,
Saarbrücken, Garage, 18.06.2009

Einen wunderschönen Frühsommer-Abend hatten sich QUEENSRYCHE da ausgesucht, um in Saarbrücken auf ihrer "American Soldier"-Tournee Halt zu machen. Die lokale "Garage" hat sich mittlerweile auch zu einer sehr beliebten Veranstaltungshalle entwickelt, in der sich schon Acts wie etwa Dio oder Porcupine Tree die Ehre gaben. Leider ziehen QUEENSRYCHE nicht mehr so wie in ihren besten Tagen, so dass sich etwa 700 Freunde der progressiven Metal-Klänge in der Halle versammeln, die fast doppelt so viele Menschen aufnehmen könnte. Und ein Konzert wie das, das der Vierer aus Seattle an diesem Abend auf die Bretter legt, hätte ein volles Haus verdient gehabt.

Aber zunächst haben FATAL SMILE aus Schweden die Aufgabe, die Fans für QUEENSRYCHE einzustimmen, was ihnen trotz aller Anstrengungen nicht so recht gelingen will. Das liegt zum einen daran, dass FATAL SMILE von der Optik und Akustik her eher an Bands wie POISON, RATT oder MÖTLEY CRÜE erinnern. Auf der anderen Seite ist auch der Sound eher mau ausgefallen, so dass es nahezu unmöglich ist, Feinheiten der Songs - so vorhanden - auch wahrzunehmen. Die vier Schweden spielen Glam Metal und passen damit leider mal so gar nicht zum Publikum, das sich konsequenterweise auch die Zeit eher im Vorraum oder auf der Straße vertreibt, statt FATAL SMILE bei ihrer Show zu verfolgen. Dass kaum jemand schon mal von der Band gehört hat, oder gar die Songs kennt, erschwert die Aufgabe noch weiter. Zumindest freundlicher Applaus verabschiedet die Band, aber man sieht auch einige Gesichter, die eher froh sind, FATAL SMIILE hinter sich zu haben. Wie gesagt, ein typischer Fall von falsche Band am falschen Platz. Anhänger von MÖTLEY CRÜE oder POISON hätten sicherlich ihren Spaß gehabt, nur die waren nicht in der Garage. Von ihrem erklärten Ziel der "World Domination" sind FATAL SMILE auf jeden Fall noch ein Stück entfernt.

Kurz vor dem Auftritt von QUEENSRYCHE füllt sich dann der Saal doch noch deutlich, so dass die rund 1300 Menschen fassende Garage am Ende wohl etwas mehr als halbvoll sein dürfte. Und die Fans sind auf einmal vom ersten Ton an hellwach und voll dabei. Der Vierer aus Seattle startet mit Neue Regel furios in ein Konzert, das kaum einer der Anwesenden so schnell vergessen wird. Ein Set bestehend aus drei zusammenhängenden "Suiten". QUEENSRYCHE-Fans wissen dann schon, zunächst spielt die Band Songs aus "Rage For Order", das unter manchen Anhänger sogar einen höheren Stellenwert genießt als "Operation Mindcrime", das auf dieser Tour ganz Außen vor gelassen wird.

Es mag ketzerisch klingen, aber vielleicht ist das auch besser so. Denn so begeistert, wie das Publikum die folgenden Stücke The Whisper, Screaming In Digital, I Dream In Infrared, Walk In The Shadows und London aufsaugt und frenetisch abfeiert ist klar, danach hat das Fan-Herz gelechzt. Die Band sollte nicht immer wieder Eyes Of A Stranger oder aber I Don't Believe In Love spielen, sondern in ihren reichen Fundus an exzellenten Songs eintauchen und fast vergessene Perlen wieder auf die Bühne bringen. Die Anhänger werden es ihnen danken. Zudem wird bei dem Material von "Rage For Order" einmal mehr deutlich, wie zeitlos diese Lieder eigentlich sind, denn auch nach 23 Jahren wirkt das Material keineswegs angestaubt oder in irgendeiner Form alt. Vielmehr passt es haargenau in diese Zeit und hinterlässt einen phantastischen Eindruck.

Sehr beeindruckend sind auch Licht und Sound des Abends. Die Lightshow untermalt die Musik der Band sehr schön und der Sound ist natürlich bei Material, wie dem von QUEENSRYCHE extrem wichtig, da auch nur schon ein leicht breiiger Klang alles zunichte machen würde. Natürlich ist dies alles hier eine Nummer kleiner als in den Staaten, wo QUEENSRYCHE auf der aktuellen Tour auch immer Videoleinwände für Eindrücke aus den Soldaten-Interviews und einen Gast dabei haben, der die Soundbytes der Soldaten live auf der Bühne vorträgt. Auf all das wird in Europa verzichtet.

Viele Augen richteten sich - sicherlich nicht nur an diesem Abend sondern bei jedem Gig der Tournee - auf den Mann an der zweiten Gitarre. Parker Landgren heißt er und ist seines Zeichens nicht nur ein fähiger Gitarrist für das komplexe Material sondern auch noch der Schwiegersohn in spe von Sänger Geoff Tate (und da sage noch einer, Beziehungen würden einen nicht weiter bringen). Der junge Mann sorgt während der Show neben Geoff Tate für die meiste Bewegung auf der Bühne und hat sichtlich Spaß daran, dass Material vorzutragen. Zudem singt er einen Großteil der Lyrics lauthals mit. Ein weiteres Zeichen dafür, dass er QUEENSRYCHE sicherlich schon vor Tates Tochter gut fand. Zudem hat sich die Band für diese Tournee mit Jason Ames verstärkt, der sowohl Keyboards als auch Gitarre spielt und die Backing-Vocals von Ur-Gitarrist Chris deGarmo übernimmt.

Auch der Rest der Band zeigt sich in absoluter Spiellaune. Gitarrist Michael Wilton bewegt sich zwar nicht allzu weit auf der Bühne, spielt aber nach dem Ausstieg von Mike Stone nun alle Solo-Parts (mit Ausnahme der zweistimmigen Leads) alleine. Dabei wirkt er sehr konzentriert und in der Musik versunken. Auch Eddie Jackson zieht es vor, sich im Hintergrund aufzuhalten. Dazu wurde ihm ein kleines Podest errichtet, auf dem er seinen Bass zupft und die Background-Vocals übernimmt. Dass sich Scott Rockenfield nicht allzu sehr in die Show einbringt sei ihm als Schlagzeuger verziehen.

Aber im Mittelpunkt steht ohnehin Geoff Tate. Der Sänger von Gottes Gnaden hat zwar am Anfang ein paar kleinere Probleme mit den hohen Tönen, fängt sich aber schnell und liefert dann eine Show ohne Fehl und Tadel. Damit unterstreicht er einmal mehr seine Stellung als einer der besten Sänger und Performer im Bereich des Progressive Metal. In seinem feinen Anzug wirkt er zunächst zwar ein wenig deplatziert neben dem tätowierten Parker Landgren und dem leicht wilden Michael Wilton, aber die Menschen hängen fasziniert an seinen Lippen und saugen jede Geste von ihm auf. Zudem ist Tate aber auch seit dem Ausstieg von Gitarrist Chris deGarmo der unbestrittene Kopf der Band. Das bedeutet, dass er jedes Konzept nahezu so umsetzen kann, wie er es für richtig hält. Dass es ihm bei der Musik auch um den Inhalt und nicht nur die Form ankommt, wird spätestens bei der Ansage nach Sliver klar, das die Einleitung in die "American Soldier"-Suite darstellt. Auf dem Album geht es um die Geschichten amerikanischer Soldaten, die in den Kriegen seit dem Zweiten Weltkrieg gekämpft haben. Tate verdeutlicht dabei, wie einfach es ist, diese Leute nur über ihren Beruf zu kategorisieren und dabei zu vergessen, dass sie genauso Menschen sind wie alle anderen auch, mit Wünschen, Ängsten und Hoffnungen. Diesen Menschen widmet sich das aktuelle Album und vor diesem Hintergrund gewinnt die Musik eine Dimension.

Trotz dieser einleitenden Worte will der Funken nicht so richtig auf das Saarbrücker Publikum überspringen. Die Stücke The Killer, At 30.000 Feet, Man Down! und A Dead Man's Words bekommen verdienten Beifall, aber der Enthusiasmus aus dem ersten Teil der Show wird sich erst wieder im abschließenden Drittel einstellen.

Denn dann liefern QUEENSRYCHE ihre "Empire"-Suite mit Songs aus dem kommerziell wohl erfolgreichsten Werk der Band-Geschichte. Eingeleitet von Best I Can gibt die Band noch einmal Vollgas und reißt das willige Publikum sofort wieder mit. The Thin Line wird von Tate mit dem Tenor-Saxophon begleitet (bei A Dead Man's Words hatte er schon ein Sopran-Saxophon zum Einsatz gebracht). Nun wird auch jede Geste vom Publikum fast postwendend aufgegriffen und jetzt ist die Metal-Party auf dem Höhepunkt angelangt. Sie wird nur noch einmal für das ruhige Silent Lucidity etwas gebremst. Dabei erstrahlt das Dach der Garage dann im Glanz von mehreren Hundert Weihnachtsketten und verleiht dem Song einen noch zusätzlichen Zauber. Stücke wie One & Only, Jet City Woman oder Anybody Listening? bereiten dann das Finale Furioso vor. Als leider einzige Zugabe verabschiedet Empire die Fans in die laue Saarbrücker Abendluft. Dabei trifft man auf kein einziges trauriges Gesicht ob der Tatsache, dass kein Song von "Operation Mindcrime" gespielt wurde. Aber ein solches Konzert hätte sicherlich mehr Zuschauer verdient gehabt. Sollten Bands wie QUEENSRYCHE in Zukunft wieder einen weiten Bogen um das Saarland machen, dürfen sich die Metal-Fans nicht beschweren.

Marc Langels, 18.06.2009

 

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