Titel |
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01. Ghost |
02. Bailing |
03. Mama’s Boy |
04. Mark |
05. Spartan Hotel |
06. Too Much Rain |
07. A Beautiful Light |
08. A 38 Special & A Hermes Purse |
09. 80 John Wallace |
10. A Guilty Man |
11. Sunday Best |
12. Folds Of Your Dress |
Musiker | Instrument |
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Rod Picott | Vocals, Guitars, Harmonica |
„Confronting Mortality. I asked myself a few questions. Who am I? Who have I been?“
Rod Picott will erst gar keine Zweifel aufkommen lassen, warum er dieses akustische, spartanische Album gemacht hat. Ein Mann, der dem Tod vermeintlich ins Auge gesehen hat. Ein Songwriter, der seine Ängste und Schwächen konfrontiert. Ein Ex-Bauarbeiter aus ärmlichen Verhältnissen, der sein Leben aufräumt…
Alle Songwriter, die solche intimen Platten aufnehmen, die nichts als eine Stimme, eine Melodie und eine Geschichte pro Song bieten, müssen sich mit den Besten des Genres messen lassen. Dylan, Cash, Earle und natürlich Springsteens „Nebraska“.
Rod Picott hat die amerikanische Nabelschau des großen Vorbilds aus Asbury Park sicherlich tausende Mal gehört und verinnerlicht. Aber anders, als der „Boss“, der sich in den geisterhaft verhallten Songs zwischen Atlantic City und Johnny 99 an den gescheiterten Existenzen um ihn herum abarbeitete, bleibt Picott ganz bei sich selbst. So sehr, dass er – einer kaum noch üblichen Tradition folgend – jedem Song die Erklärung gleich mit auf den Weg gibt.
Bailing zum Beispiel ist die Erinnerung, wie der Vater zusammen mit den Kindern jedes Frühjahr den Keller des dürftigen Zuhauses in Maine mühsam leerpumpen musste, wenn der Schmee schmolz. A Guilty Man ist der pure Selbstzweifel – allein mit 54 Jahren, wenn das Herz schlapp macht und niemand da ist, der einem die Hand hält. A 38 Special & A Hermes Purse schließlich versucht, dem Ganzen einen Sinn zu geben – und scheitert. „Every dream that comes true carries a curse. A 38 Special in a Hermes Purse. This life owes you nothing and that’s what you’re paid. I’m just a drunk-ass sailor with the main sail frayed.“
Ähnlich wie Steve Earle, der sein Leben mit Drogen und Knast auf „Train a-coming“ für jeden sichtbar ins Schaufenster stellte, will auch Picott schonungslos berichten – und dabei gleich mal das eine oder andere Klischee zerstreuen. Etwa das vom noblen Handwerker, der unendliche Erfüllung in seiner Hände Arbeit findet. Die Realität lautet: Knochenjobs, geringe Bezahlung und am Ende der strafende Blick der Hausherrin, wenn sie die Fußspuren des Lohnarbeiters auf dem teuren Teppich sieht. „This is why so many mainstream country songs feel fake“, beklagt Picott – weil die, die darüber singen, vermutlich noch nie im Leben eine Wand eingerissen oder Fliesen in der Sommerhitze gelegt haben.
Und natürlich ist es eine ruhige Platte geworden. Keine plötzlichen Ausbrüche auf der Gitarre, es sind Songs, denen man die Herzschwäche des Sängers und den Wunsch nach Ruhe anhört. „I lost a couple of high notes on the top of my voice“, lautet das allererste Geständnis auf diesem Album, das vermutlich auch den Teufel nachdenklich machen würde. Ein Ghost, wie es der Titel besagt, ist Rod Picott deshalb nicht geworden. Aber so gefühlt hat er sich vermutlich häufiger bei diesen Aufnahmen.