Robert Ellis The Lights From The Chemical Plant, New West Records, 2014 |
Robert Ellis | Vocals, Guitar, Piano, Keyboard | |||
Will Van Horn | Pedal Steel, Banjo | |||
Kelly Doyle | Guitar | |||
Geoffrey Muller | Bass | |||
Josh Block | Drums, Percussion | |||
Jim Lauderdale | Vocals | |||
Robbie Crowell | Saxophone | |||
Skylar Wilson | Piano | |||
Stevie Blacke | Strings | |||
Taylor Goldsmith | vocals | |||
Griffin Goldsmith | vocals | |||
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01. TV Song | 07. Pride | |||
02. Chemical Plant | 08. Only Lies | |||
03. Good Intentions | 09. Houston | |||
04. Steady As The Rising Sun | 10. Sing Along | |||
05. Bottle Of Wine | 11. Tour Song | |||
06. Still Crazy After All Those Years | ||||
Die Mäkeleien ausnahmsweise gleich mal vorneweg. Coverversionen sind immer eine Gratwanderung, aber man sollte dem Original wenigstens ein bisschen neues Leben einhauchen können. Robert Ellis spielt Paul Simons Still Crazy After All These Years jedoch lediglich nach – und das mit gerade mal 25 Jahren. Klarer Fall von Punktabzug. Auch sollte ein Album mit einem packenden Titel beginnen. Doch der TV Song, mit dem der texanische Songwriter sein drittes Album eröffnet, hat zwar einen intelligenten Text, aber auch eine Kirmesorgelmelodie, die eher zum einschlafen, denn zum weiterhören animiert.
Einschlafen allerdings wäre ein schwerer Fehler. Denn obwohl Robert Ellis nach seinen ersten beiden Alben schon in die Nähe des Country-Helden George Jones gerückt wurde und obwohl er inzwischen von Houston nach Nashville gezogen ist, macht er genau das nicht: puren Country. Er habe sich mehr an Randy Newman und Paul Simon orientiert und seine beiden vergangenen Jahre „on the road“ verarbeitet, erzählt Ellis, und genau deshalb ist "The Lights From The Chemical Plant" so ein spannendes, gelungenes Album geworden.
Da ist der Titeltrack mit seiner nachtdüsteren Beschreibung einer Lebens-Liebesgeschichte. Oder die Single Only Lies, die auf einem Shuffle-Rhythmus und einer Pedal Steel entlang balanciert und traurige Lebensweisheiten erzählt. Da folgt der siebenminütige Walzer Houston, eine bittersüße Liebeserklärung an die texanische Metropole. Oder Sing Along, ein wilder Ritt durch eine längst vergessene Prärie mit Fingerpicking, dem Stampfen von Hufen und Jim Lauderdale als zweite Stimme.
Robert Ellis hat viel zu erzählen – und er gibt seinen Texten die richtigen Melodien, ohne dabei je zu verleugnen, dass er ein Songwriter traditioneller Prägung ist. Bottle Of Wine zum Beispiel wird garantiert nie im Radio laufen, weil das Stück sechseinhalb schöne Minuten lang mit karger Instrumentierung ganz bedächtig das Bekenntnis eines Trinkers erzählt – so viel Zeit will kein Sender seinen Hörern mehr zumuten. Pride ist ein hübscher Versuch, Bossa Nova mit texanischer Country-Pedal-Steel zu verbinden. Und zum Abschluss schildert Robert Ellis im Tour Song noch auf gut sieben Minuten die Leiden eines reisenden Musikern, wenn er im Van schläft und sich überlegt, was die Liebste zuhause jetzt wohl ohne ihn mit wessen Hilfe macht und denkt. So ehrlich hat die Schattenseiten des Tourlebens seit Bob Seger mit Turn The Page niemand mehr besungen.
Bleibt zum Schluss nur noch die Bemerkung, dass Ellis den Stilwandel auch optisch vollzogen hat. Die lange Matte ist ab, jetzt lächelt er akkurat gescheitelt wie ein junger Buffallo Bill in die Kamera des Rolling Stone. Paul Simon hätte auch daran gewiss seine Freude.