Renaissance Azure D'Or, Repertoire Records, 2011 |
Annie Haslam | Lead & Backing Vocals | |||
Jon Camp | Bass, Bass Pedals & Lead Vocals | |||
Michael Dunford | Guitars | |||
Terence Sullivan | Drums & Percussion | |||
John Tout | Keyboards & Mellotron | |||
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01. Jekkyl And Hide | 06. Secret Mission | |||
02. The Winter Tree | 07. Kalynda (A Magic Isle) | |||
03. Only Angels Have Wings | 08. Discovery (Instrumental) | |||
04. Golden Key | 09. Friends | |||
05. Forever Changing | 10. The Flood At Lyons | |||
Ich gebe es gerne zu, obwohl ich ausgewiesener Fan von RENAISSANCE bin hatte ich bis dato “Azure d‘ Or“ lediglich auf Compact Cassette (die älteren Leser werden sich noch an dieses Medium erinnern ?) und nie ernsthaft überlegt mir diese als CD zuzulegen, hatte ich es doch, ähnlich wie das Vorgängerwerk, als “überflüssig“ in Erinnerung.
Ganz so überflüssig ist es aber nicht, muss ich jetzt nach mehrfachem Anhören der Repertoire-Neuveröffentlichung feststellen. Dazu hatte die Band zu viel Talent und Gespür für gute Songs. Klar ist aber, dass alle Alben von 1972 – 1978 dieses hier klar in den Schatten stellen.
Ein Grund dafür, dass “Azure d‘ Or“ nicht in einem Atemzug mit “Prologue“ oder “Novella“ genannt wird, ist sicherlich die Tatsache, dass nicht nur die Plattenfirma sondern auch die Band den Charterfolg von Northern Lights (vom Vorgänger-Album “A Song For All Seasons“) mit Freude zur Kenntnis genommen hatte und versuchte diesen zu wiederholen. Also wandte man sich auf “Azure d‘ Or“ relativ kurzen Songs zu, die vom Grundrhythmus und den instrumentalen Zutaten, stark in Richtung Pop (und selbstverständlich auch die Charts) schielten. Ein weitere Grund mag sein, dass die zehn Songs nicht in erster Linie vom bewährten Songwriting-Team Michael Dunford/Betty Thatcher verfasst wurden, sondern diesmal vorrangig aus der Feder von Bassist Jon Camp stammten.
Die symphonische Komponente war zwar in Ansätzen noch vorhanden, allerdings wurde das Orchester nun durch verschiedene moderne elektronische Gerätschaften (man achte nur auf die diversen von John Tout eingesetzten Synthesizer) ersetzt. Kurzum, alles klang jetzt glatter gebügelt.
Das beweist auch gleich der Eröffnungstrack Jekyll And Hyde, der ungewohnt dynamisch und rhythmisch einfach gestrickt daherkommt. Mit Friends kopieren sich die Fünf dann schamlos selbst, die Parallelen zu Northern Lights sind hier allzu offensichtlich.
Was aber diese Scheibe vor dem Absaufen rettet, sind dann verschiedene Reminiszenzen an frühere Werke. So sind Golden Key (mit 5:01 min hier der “Longtrack“) und die folgenden Forever Changing und Secret Mission gewohnt abwechslungsreich und spannend aufgebaut, den lyrischen Mittelteilen folgen entspannte Refrains. Auch der Instrumental-Track The Discovery hätte auch gut auf frühere Scheiben gepasst, hier folgt einem recht mystisch anmutenden Beginn ein furioser Schlussteil mit für Renaissance-Verhältnisse außerordentlich rockigen Gitarreneinsatz, der aber hier nicht aufgesetzt wirkt, sondern perfekt zum Stück passt.
Insgesamt gesehen bleibt also ein eher zwiespältiger Eindruck, da man ja weiß, dass RENAISSANCE es besser konnten. Allerdings haben sie es auch danach nicht mehr bewiesen. Trotzdem sollte aus meiner Sicht das Werk bei keinem Fan der Gruppe fehlen.