Peter Gabriel And I'll Scratch Yours, Universal, 2013 |
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01. I Don't Remeber | David Byrne | |||
02. Come Talk To Me | Bon Iver | |||
03. Blood Of Eden | Regina Spektor | |||
04. Not One Of Us | Stephin Merritt | |||
05. Shock The Monkey | Joseph Arthur | |||
06. Big Time | Randy Newman | |||
07. Games Without Frontiers | Arcade Fire | |||
08. Mercy Street | Elbow | |||
09. Mother Of Violence | Brian Eno | |||
10. Don't Give Up | Feist feat. Timber Timbre | |||
11. Solsbury Hill | Lou Reed | |||
12. Biko | Paul Simon | |||
Ähnlich gewagt wie es Peter Gabriel 2010 mit dem ersten Kapitel dieser künstlerischen Befruchtung in Gestalt seines "Scratch My Back"-Albums begann, setzen nun fast alle Künstler und Songwriter, die der Brite seinerzeit coverte, zur Revanche an und covern ihre jeweiligen Gabriel'schen Lieblingssongs. Das aufregende und aufrüttelnde Konstrukt nennt sich folgerichtig "And I'll Scratch Yours".
Peter Gabriel, immer schon als heller Kopf und Innovator bekannt, ein Charakterkopf, der in jungen Jahren schon mit seiner Band GENESIS der Prog-Rock Welt breit gefasste Maßstäbe verpasste, entwickelte vor einigen Jahren dieses prickelnde Konzept, das sich nicht auf das bloße Covern interessant scheinender Songs beschränkte, sondern sich zum Kern, der Essenz der Vorbilder durchwühlte, um sie dann von innen nach außen neu zu gestalten.
Ähnlich forsch und mutig gehen nun Gabriels Verehrer mit den Vorlagen des Meisters um, wobei sich manche Interpreten sehr weit aus dem Fenster lehnen, andere wiederum recht nah am Original bleiben, ohne Gabriels Urversionen neu auszuleuchten oder gar auszuhöhlen. Die Versionen, die sich kuschelig an das Original schmiegen, bleiben auf Dauer nur durch die unterschiedlichen Gesangsdarbietungen, Stimmfärbungen und marginale Rhythmusänderungen interessant. ARCADE FIREs Games Without Frontiers tiriliert ähnlich pfiffig wie das Original von Gabriels 1980er Album, Mercy Street von ELBOW ändert kaum etwas am melancholischen, zartschmelzenden Charme der 1986er Gabriel Einspielung.
Gewöhnungsbedürftigen und sehr gewagten Stoff bietet dagegen Lou Reed und seine Dekonstruktion des frühen Gabriel-Hits Solsbury Hill (1977). Der einstmals von frischen und belebenden Folk-Pop-Mustern geprägte Song, strauchelt und taumelt in Reeds Neubearbeitung durch dunkle und wenig einladende Landschaften, in denen brennende Fuzz-Gitarren den Weg säumen und aus der Ferne heulende Alarmsirenen schrillen. Schaurig schön.
Brian Enos drastische Electronica-Deutung von Mother Of Violence (vom '78er Gabriel II-Album) mag anfänglich zwar auch verwirren, meißelt aber kühle, kühne, formschöne und schwungvolle Linien in das betagte Gabriel-Konzept.
So bietet "And I'll Scratch Yours" ein schillerndes, manchmal irritierendes, beizeiten aber auch erstaunliches und belebendes Szenario, das Gabriels künstlerisches Motto, stets dem Ungewöhnlichen auf der Spur zu bleiben beherzigt und die Einzigartigkeit des 63-jährigen Engländers in den Fokus stellt. Eine würdige und angemessene Replik auf Gabriels 2010er "Scratch My Back"-Offerte. Hörenswert.