Nadine Fingerhut

Hafen & Meer

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 27.08.2023
Jahr: 2023
Stil: Singer-Songwriter
Spiellänge: 38:49
Produzent: N. Fingerhut, F. Wesemann, E. Regul

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Plattenfirma: Sturm & Klang/Alive

Promotion: Netinfect


Redakteur(e):

Frank Ipach


s. weitere Künstler zum Review:

Wolf Maahn

Titel
01. Hafen & Meer
02. Karte vom Meer
03. Irgendwas ist immer
04. Für einen Tag
05. Frühstücksraum
 
06. Kleines Mädchen
07. Blatt im Wind
08. Weck mich nicht auf
09. Warten auf Licht
10. Mama
Musiker Instrument
Nadine Fingerhut Gesang, Akustikgitarre
Frank Wesemann E-Gitarre
Erik Regul Bass, Tasteninstrumente, Drums
Thomas Schröder Drums

Das junge Mädchen aus Hessen, das mit 15 schon begann ihre ersten Songs zu schreiben, veröffentlicht dieser Tage bereits ihr viertes Album. Längst angekommen im Business, kämpft die inzwischen 38-Jährige immer noch weiter um flächendeckende Anerkennung. Da ihr schönes letztes Album "Lasst die Liebe lauter werden", das im November 2020 erschien, unter dem mächtigen Druck des herbstlichen Corona-Dilemmas litt und per Konzertreise so gut wie gar nicht beworben werden konnte, möchte die ehrgeizige Hessin nun voll durchstarten und jede Menge Herzen erobern. Da sie seit ein paar Jahren mit dem Management der Fantastischen 4 zusammenarbeitet, wird es zumindest am nötigen 'know how' kaum mangeln.

Wie so viele andere Singer-Songwriter*innen spiegelt Nadine Fingerhut auch auf ihrem neuen Album "Hafen & Meer" ihr eigenes Leben, besingt und reflektiert die Suche nach ihr selbst, pendelt zwischen innerer Zerrissenheit und leuchtender Zuversicht, wischt jedoch ihre Unsicherheiten beiseite, läd uns ein auf eine Reise durch ihre Gedankenwelt und blättert selbstbewusst durch die Kapitel, die sie schließlich mit sich im Reinen präsentieren. Glücklicherweise hat sie den Hafen und das Meer. Welch ein schönes Bild. Doch da alles  einem stetigen Wandel unterliegt, bleibt auch Nadine Fingerhut ein 'Blatt im Wind'.

Der melancholische Unterton des Albums lässt sich natürlich nicht ignorieren. Und das ist auch gar nicht schlimm, denn dieser eine gut gelaunte, ein wenig auf Charts-Einstieg getrimmte heimliche Hit 'Irgendwas ist immer' reicht vollkommen aus, um zu beweisen, dass Nadine auch mit augenzwinkernder Ironie umzugehen weiß. Hier klingt die Künstlerin fast als sei sie auf den Spuren von Namika. Der Rest jedoch ist Nachdenklichkeit, introspektiv, mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das ist Fingerhuts Stärke. Damit nimmt sie die Hörer für sich ein. Eine gesunde Mischung aus milden Pop-Anleihen und ernsthafter Singer-Songwriter-Attitüde.

Spätestens mit ihrer mahnenden Ballade Warten auf das Licht legt Nadine den Finger in die Wunden unserer verrückten Welt und schreibt einen Song, bei dem sie sicherlich auch mal kurz an ihr Vorbild Wolf Maahn gedacht hat. Hier brilliert das bewährte Autorenteam Frank Wesemann, Erik Regul und Nadine Fingerhut mit einem fein austarierten Arrangement, das die Höhen und Tiefen der Dynamik gut im Auge behält.

Das offenherzige, absolut sentimentale Liebeslied Mama, das wahrscheinlich nicht nur Nadines Mutter zu Tränen rühren wird, ist wahrlich nicht das erste Lied, das Künstler ihren Müttern widmen. Wer sich solche Zeilen wie "Und wenn ich in den Spiegel schau, dann seh ich auch 'nen Teil von Dir, und ich weiß, dass ich dich niemals verlier", ausdenkt, gehört einfach gedrückt und geherzt für so viel Empathie. Ein Song, den sie so vor ein paar Jahren noch nicht hätte singen können. Klar, Einfühlungsvermögen bleibt auf diesem Album stets ein gutes Stichwort, denn mit Frühstücksraum schenkt uns Nadine noch ein Lied über das Leben alter Menschen im Seniorenheim. Eine liebenswerte Co-Autorenschaft mit Singer-Songwriter Norman Keil.

"Hafen & Meer" fließt mit genau dem richtigen Wellengang durch unsere Gefühlswelten, lässt uns teilhaben an Nadine Fingerhuts zart gehauchter Poesie und zeigt uns unter einer zerbrechlich wirkenden Oberfläche ein starkes und festes Fundament.

 

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