Langhaarige Metalheads haben es in der muslimischen Welt nicht immer leicht, trotzdem haben MYRATH es aus ihrer tunesischen Heimat heraus geschafft, ihre Vision in die Welt zu tragen und seit ihrer Gründung 2001 vier Alben zu veröffentlichen, die von mal zu mal immer mehr Beachtung fanden.
Insbesondere ihre letzten beiden Alben etablierten die Band als feste Größe im symphonischen Prog Metal und die durch ihre kulturellen Hintergründen begründeten arabischen und nordafrikanischen Einflüsse heben sie dazu aus der Masse heraus und geben ihrem Stil sogar einen eigenen Namen, den sogenannten Oriental Metal.

Als die Covid Pandemie den internationalen Musikzirkus lahmlegte befand sich die Band gerade in Frankreich und beschloss dort zu bleiben, zumal ihr Produzent und mittlerweile Vollmitglied Kévin Codfert dort ein Studio besitzt. Was lag also näher als sich in ein neues Studioprojekt zu stürzen, vor allem, da man sich nun zum ersten Mal tatsächlich gemeinsam vor Ort war und nicht aus der Ferne per Zoom Konferenz an Soundschnipseln zu feilen.

"Wir waren alle am gleichen Ort, und das war das erste Mal, dass das passiert ist. Mit dem Internet ist der gesamte Prozess der Albumkomposition im Wesentlichen das Versenden von Dateien. Es ist ein langer Prozess. “Karma“ ist das erste Album, bei dem alle am gleichen Ort waren, um etwas zu komponieren. Vielleicht hat das einen Unterschied gemacht", erklärt Codfert.

Eine weitere Neuerung ist, dass Codfert den Job als Keyboarder von Elyes Bouchoucha übernommen hat, der 2020 die Band verlassen hat. “Wir hatten unterschiedliche Ansichten über Geschäft und Strategie, also war es eher eine technische als eine musikalische Differenz", so Codfert.
Außerdem ist Codfert nicht mehr wie bisher allein für die Produktion verantwortlich da man sich entschieden hat, mit Jacob Hansen (U.D.O., VOLLBEAT) einem exzellenten Profi den Feinschliff zu überlassen, dessen Handschrift sich auch deutlich bemerkbar macht, da er die Songs auf den Punkt bringt, anstatt sie im Bombastgewitter zu ertränken.

Foto: Leo Margarit, earMusic via Networking Media

Auch wenn alle Elemente des MYRATH Metal, wie Sänger Zaher es nennt, vorhanden sind, hat “Karma“ eine Entwicklung durchlaufen, die verspielte Prog Kompositionen zwar zulässt, aber zu Gunsten zielstrebigeren Melodic Metals im Zaum hält, dafür aber mit mehr Zug, knackige Riffs, Geradlinigkeit und hymnenhafte Refrains mit Ohrwurmcharakter bestechen kann.
Die orientalischen Streicher lassen aber nie einen Zweifel aufkommen, womit man es hier zu tun hat, nämlich nach wie vor mit Oriental Metal vom Feinsten, der sich aber nun anschickt, auch das Melodic Metal Genre zu erobern.

Das Album weist ansonsten wieder eine wunderbare Grafikkunst auf die besonders in der Vinylversion zur Geltung kommt und wird durch diverse Videos begleitet, die den Zuschauer in die Mysterien aus tausend und einer Nacht entführen.
Das Album erscheint als Black Vinyl und imitiertes Transparent Red Vinyl Gatefold Sleeve sowie CD Digipak. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt wurde der Veröffentlichungstermin auf den 08.03.2024 verschoben, bis dahin kann man aber mit den Videos die Wartezeit problemlos überbrücken. Kann man nix machen, ist halt Karma.