Mikaela Davis Delivery, Rounder Records, 2018 |
Mikaela Davis | vocals, harp, piano | |||
Alex Coté | drums, percussion | |||
Shane McCarthy | bass | |||
Cian McCarthy | guitar | |||
The Staves | harmony vocals | |||
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01. Delivery | 06. Do You Wanna Be Mine? | |||
02. Get Gone | 07. Little Bird | |||
03. A Letter That I'll Never Send | 08. Other Love | |||
04. In My Groove | 09. All I Do Is Disappear | |||
05. Emily | 10. Pure Devine Love | |||
Ein Vertrag mit dem renommierten Rounder-Label, eine große Geschichte im "Rolling Stone", gute Kritiken allerorten - Mikaela Davis kann sich für ihr Debutalbum "Delivery" wahrlich nicht beklagen. Die 26jährige Songwriterin aus Rochester, New York, hat den Geheimtipp-Status bereits verlassen, kaum dass sie ihn eingenommen hatte. Aber warum?
Ganz sicher kommt der Blondine zugute, dass sie sich an die derzeit angesagten Namen im amerikanischen Indie-Songwritertum anlehnt: Joanna Newsom, St. Vincent, Angel Olsen - sie alle könnten problemlos das eine oder andere Stück aus "Delivery" auf ihren eigenen Alben unterbringen, und es würde passen. Dass Mikaela Davis zudem ihre Harfe so spielt, dass man das Instrument gar nicht als lieblich-verspieltes Saitenungetüm wahrnimmt, ist der nächste Bonuspunkt. Und schließlich darf Produzent John Congleton ihr einen psychedelisch-angehauchten Breitwand-Sound verpassen, den er selbst mit 70er-Jahre-Pornos in Verbindung bringt. Was auch immer die Amis darunter verstehen, es schadet garantiert nicht in der Vermarktung...
All das kann aber nicht überspielen, dass "Delivery" die meiste Zeit sehr bemüht klingt. Selten findet die Sängerin einen so lässigen und selbstverständlichen Groove wie eben in In My Groove. Aus den meisten Stücken springt einem das "Ich will Kunst in New York sein"-Gefühl dagegen so direkt ins Gesicht, dass es anstrengt. Leise, laut, leise; Harfenzupfen, Drums-Hall-Orgie, Harfenzupfen - der Brief, der da nie abgesendet wird, nimmt sich doch ein bisschen arg wichtig (A Letter That I'll Never Send). Den orchestralen Zwängen ihres universitären Harfenstudiums wollte sie entkommen, aber muss es dann gleich ein müder Disco-Abklatsch wie Do You Wanna Be Mine mit 80er-Jahre-Synthi sein?
Vielleicht war es ja doch ein bisschen zu viel des Lobs gleich zu Beginn der Karriere. Oder zu viele Ideen auf einmal. Denn am besten ist Mikaela Davis immer dann, wenn sie den Pegel etwas herunterdreht und eine schöne Melodie etwa mit einem Klimperpiano begeitet wie auf All I Do Is Disappear. Dann könnte man ihr tatsächlich noch sehr lange gespannt zuhören, auch wenn sie schon verschwunden ist...