Michael Carpenter

Rolling Ball

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 20.08.2004
Jahr: 2004

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Redakteur(e):

Frank Ipach


Michael Carpenter
Rolling Ball, Laughing Outlaw Records, 2004
Michael Carpenter
Nando Pettinato
Matt Fell
Suzy Connolly
Mark Moldre
Rob Smith
Produziert von: Michael Carpenter Länge: 45 Min 55 Sek Medium: CD
1. Rolling Ball7. Let Down
2. Everyday8. The Day Before
3. Emily Says9. The Ache
4. Good Enough10. You & Me
5. No One11. On My Mind
6. Nothing At All 

Der schwer umtriebige Australier Michael Carpenter, den man mit Fug und Recht als Spätstarter bezeichnen kann, da er sein erstes Soloalbum 1999 mit immerhin schon zweiunddreissig Jahren veröffentlichte, legt nun urplötzlich seinen fünften Longplayer vor.
Bedenkt man, dass Carpenters letzte Scheibe erst im Februar 2004 erschien, darf man wohl einen explosiven Kreativschub vermuten.
Da wir jedoch alle wissen, dass Quantität und Qualität nicht unbedingt Hand in Hand gehen, muss eine gewisse Skepsis erlaubt sein. Die sechziger Jahre, in denen eine solche Veröffentlichungs-Frequenz an der Tagesordnung war, leben schliesslich nur noch in unserer Erinnerung.

Doch gleich beim ersten Hördurchgang offenbart sich ein Künstler in ausgezeichneter Form. Der Mann kann einfach Songs schreiben. Elf Titel (plus einem hidden track) ohne bemerkenswerte Ausfälle sind schon aller Ehren wert.
Zur Erklärung sei festzustellen, dass Carpenter seine Songs natürlich auch nicht in einem Rutsch komponiert, sondern sich insbesondere beim aktuellen Werk auf eine von ihm bevorzugte Art und Weise den persönlichen Kreativprozess zu Nutze machte. Zwischen seinen Produktionstätigkeiten für diverse australische Bands schüttelt er immer wieder mal einen Song bzw. eine Songidee aus dem Ärmel, die aus Zeitgründen unbehandelt in der Schublade verschwindet. Bei der Sichtung des angesammelten Materials stellte Carpenter zu seiner grossen Freude fest, dass er, entgegen seiner Vermutungen, ein formidables Songpaket geschnürt hatte.
Unter Zuhilfenahme einiger befreundeter Musiker (u.a. der tolle Drummer des letzten Albums, Nando Pettinato) befreite Michael seine Lieder aus dem tristen Schubladendasein, hauchte ihnen das fehlende Leben ein und stellte sie auf eigene Beine. So marschiert "Rolling ball" vom ersten Moment mit dem erfrischenden Titelsong in die bereits vorgezeichnete Richtung: Gitarrenorientierte Popmusik (Power-Pop) mit zeitweiligem Sixties-Jingle-Jangle-Faktor oder wahlweise Seventies-Rockzitaten, getragen von zumeist unwiderstehlichen Hooklines und der sehr sympathischen Tenor-Stimme Michael Carpenters.

Wie bereits kurz angedeutet, kehrt Carpenter hier zu seiner alten Arbeitsweise zurück, indem er seine ehemalige Band KINGS RD. auf Eis legte und seine Elaborate im Mosaik bzw. Puzzle-Verfahren zusammentrug. Das Gesamtwerk leidet indes überhaupt nicht darunter, wirkt überhaupt nicht zerfahren, sondern überzeugt durch frischen Elan und prickelnden Spielfreude.
Im Gegensatz zum Vorgängeralbum zeichnet sich "Rolling ball" durch etwas kompaktere und stringentere Arrangements aus. Was auf dem Vorgänger "Kings Rd works" noch in leicht verspielter und vage angedeuteter Abenteuerlust daherkam, beschränkt sich heuer auf zielgerichtete Kompositionen im zweieinhalb bis Vier-Minuten-Outfit. Weniger Gitarrrensoli als zuletzt, dafür um so mehr vielschichtiger Chorgesang. Die exzellent herausgearbeiteten Background-Vocals überzeugen jederzeit und präsentieren sich als sprichwörtliches Salz in der Suppe. Und über allem thront ein zumeist sehr nachvollziehbarer Refrain.

Auffällig sind neben den altbekannten Carpenter-Frohsinn-Nummern (Emily says und Rolling ball) die jeden noch so trüben Sommer erträglich gestalten, die Carpenter-untypischen Rocknummern wie No one (fest in den Siebzigern verwurzelt) oder auch die Endsechziger-Psychedelik-Anleihe The day before. Ein Hauch von Country weht über die sonnendurchfluteten Pfade eines ansonsten recht urbanen Songs wie Everyday.
Ansonsten dominiert die gewohnt gute Qualität im Sinne eines an grossen Vorbildern geschulten Rock-/Pop-Komponisten, der sich nicht scheut hin und wieder die BEATLES zu zitieren (Let down), Tom Pettys Songkunst zu würdigen (Nothing at all) oder sich schlicht und einfach mittels weniger gut zu definierender Einflüsse, als guter Songwriter mit dem Gespür für's Wesentliche präsentiert.

Relativ unverbrauchte Melodien, die zügig ins Ohr gehen und einem den tristen Alltag mit einer imaginären Zuckerschicht versüssen, ohne darunter zu ersticken. Allseits gute Laune, jedoch ohne übersteigerte Euphorie. Ein schmaler Grat, aber Michael Carpenter tanzt auf diesem Seil ohne zu straucheln.

Frank Ipach, 20.08.2004

 

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