Mary Gauthier

Rifles & Rosary Beads

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 07.02.2018
Jahr: 2017
Stil: Americana

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Mary Gauthier Homepage



Redakteur(e):

Holger Müller


Mary Gauthier
Rifles & Rosary Beads, In The Black Records, 2018
Mary Gauthiervocals, guitar, harmonica
Will Kimbroughguitar, mandolin, harmony vocals
Danny Mitchellhorns, piano, harmony vocals
Neilson Hubbarddrums
Michael Rinnebass
Michele Gazichviolin
Beth Nielsen Chapmanharmony vocals
Odessa Settlesharmony vocals
Produziert von: Neilson Hubbard Länge: 44 Min 56 Sek Medium: CD
01. Soldiering On07. Rifles And Rosary Beads
02. Got Your Six08. Morphine 1-2
03. The War After The War09. It's Her Love
04. Still On The Ride10. Iraq
05. Bullet Holes In The Sky11. Stronger Together
06. Brothers

Bruce Springsteens Born In The USA wurde vom damaligen republikanischen Präsidenten Ronald Reagan noch bewusst missverstanden, Mary Gauthier dürfte dieses Schicksal zum Glück nicht ereilen. Obwohl die ersten Zeilen ihres neuen Albums „Rifles & Rosary Beads“ durchaus von dumpfen Patrioten wie Donald Trump zweckentfremdet werden könnten: “I was bound to something bigger and more important than a single human life. I wore my uniform with honor, my service was not a sacrifice…” Aber man muss schon bewusst weghören, um aus den nachfolgenden Zeilen nicht sofort die scharfe Kritik herauszuhören: „But what saves you in the battle can kill you at home. A soldier, soldiering on…“

Die inzwischen 56jährige Songwriterin mit der markant dunklen Stimme hat sich nie vor den schwierigen Themen gedrückt. Die Profitsucht der Industrie hat sie ebenso deutlich angeklagt (Sugar Cane) wie ihre eigenen Dämonen und Süchte offen beschrieben (I Drink). Aber „Rifles & Rosary Beads“ ist anders – und doch ein typisches Mary Gauthier-Album. Die getragenen Balladen, der langsame Country-Waltz, dezente Folk-Gitarren und nur ab und an mal ein kerniges Riff, all das findet sich auch auf ihren anderen sieben Alben. Wobei Gauthiers „lonesome harmonica“ dieses Mal deutlich mehr Raum bekommt und dabei prächtig mit der ebenso einsamen Violine von Michele Gazich harmoniert.

Aber dieses Mal hat sich Gauthier bewusst mit einer besonderen Ogranisation zusammengetan - SongwritingWith:Soldiers. Einer Initiative, die sich der Probleme der heimkehrenden Soldatinnen und Soldaten annimmt und sie mit Musikern zusammenbringt, um ihnen auf diese Weise ein wenig Hilfe bei der schwierigen Rückkehr in den Alltag zu bieten. Oder wie Mary Gauthier es wohl ausdrücken würde: um diesen geplagten Seelen endlich eine gut hörbare Stimme zu geben.

Und so hat sich die Folk-Sängerin für ihre 11 neuen Stücke mit den aus den Krieg Heimgekehrten, mit ihren Frauen oder Freunden zusammengesetzt, um Geschichten zu schreiben: über Ehen nach einem Kriegseinsatz, über sexuelle Bedrängung durch eigene Kameraden während einer Mission im Iraq, über die vielen Emotionen, die Veteranen in der Heimat durchleben (müssen).

Niemand wäre so naiv zu glauben, dass ausgerechnet Mary Gauthier hier zur Hurra-Patriotin und Heldenverehrerin werden könnte. Eine Waffennärrin ist sie ganz sicher nicht. Aber eine Humanistin, die sich der Tragik von Veteranen - und in diesem Falle ganz besonders den Soldatinnen - bewusst geworden ist, als sie von SongwritingWith:Soldiers-Gründer Darden Smith zur Teilnahme eingeladen wurde. "Ich will zeigen, welche Opfer diese Menschen gebracht haben", lautet ihr Credo.

Und in keinem Stück gelingt ihr das so gut, wie im Opener Soldiering on; ein Schlachtruf, der gern verwendet wird, um Menschen in aussichtslosen Situationen die Illusion des Triumphs (oder wenigstens das Gefühl der richtigen Entscheidung) zu geben. Gauthier setzt den Ton anders: tragischer, realistischer. "Suck it up, shut it down, it don't matter how you feel, mission first, just drive on, a soldier is a cog inside a wheel."

Deshalb ist dieses Album so wichtig wie einst Billy Joels Goodnight Saigon oder Born In The USA, richtig verstanden...

Holger Müller, 04.02.2018

 

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