Little Richard
The Complete 1957-1960 London EP Sides, Hoodoo Records, 2015 |
Little Richard | Vocals, Piano | |||
Lee Allen, Grady Gaines | Tenor Sax | |||
Alvin "Red" Taylor, Jewell Grant | Baritone Sax | |||
Ray Montrell, Nathaniel Douglas | Guitar | |||
Frank Fields | Bass | |||
Earl Palmer | Drums | |||
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01. She's Got It | 17. Baby Face | |||
02. I'm Just A Lonely Boy | 18. By The Light Of The Silvery Moon | |||
03. Heeby-Jeebies | 19. She Knows How To Rock | |||
04. Slippin' And Slidin' | 20. Early One Morning | |||
05. Rip It Up | 21. Keep A Knockin' | |||
06. Ready Teddy | 22. Good Golly Miss Molly | |||
07. Tutti Frutti | 23. All Around The World | |||
08. Long Tall Sally | 24. True Fine Mama | |||
09. Lucille | 25. Kansas City | |||
10. Send Me Some Lovin' | 26. Shake A Hand | |||
11. The Girl Can't Help It | 27. Chicken Little Baby | |||
12. Jenny, Jenny | 28. Whole Lotta Shakin' Goin' On | |||
13. Miss Ann | Bonus Tracks: | |||
14. Oh Why? | 29. I Got It | |||
15. Can't Believe You Wanna Leave | 30. Hey-Hey-Hey-Hey | |||
16. Baby | ||||
Der Joke vorab, denn kein Geringerer als Jimi Hendrix soll einst gesagt haben, “I want to do with my guitar what Little Richard does with his voice”. So steht’s im Booklet dieser CD.
So weit, so gut, und auch so verständlich und nachvollziehbar. Dass allerdings der Gitarren-Magier dieses 1972 gesagt haben soll (ebenfalls laut Booklet), erstaunt den Historiker dann doch, denn da lag der gute Jimi bereits zwei Jahre unter der Erde. Sozusagen mit der “Voice from the Grave“?
Nun ja, wenn man sich manche der Songs hier in der richtigen Lautstärke anhört, kann man schon den Eindruck bekommen, damit kann man so manche Leichenstarre lösen, aber einem Teilzeit-Bekehrten wie Richard Wayne Penniman, genannt Little Richard, unterstellt man natürlich nicht, in Gottes Werk reinzupfuschen.
Zu seiner großen Zeit waren allerdings nicht Wenige der Ansicht, bei Richards Musik handele es sich um Teufels Beitrag. Da hat man dann versucht, Weichspülversionen von Songs wie Tutti Frutti von Typen wie Pat Boone unter die Leute zu kriegen. Die Teens haben schnell geblickt, was der wahre Stoff ist.
Auf dieser CD sind die sieben EP’s (mein Jahrgang erinnert sich noch an das Format) versammelt, die Little Richard von 1957 bis 1960 für das London Label eingespielt hat. Diese Plattenfirma saß keineswegs in England, sondern in den Staaten, aber unabhängig davon zielte man mit diesen Scheiben auf den englischen Markt.
Und – mein Gott – hier ist echt der Rock’n’Roll in seiner pursten Form vorhanden, vorgetragen, von seinem wohl grandiosesten Schreihals. Klar, Richard spielt auch ein furioses Piano, aber konnten Andere, wie Jerry Lee Lewis, noch gegen anstinken, aber wenn es um den Gesang geht, kommt nix dagegen an! Vielleicht nicht jeder Ton ausgereift, wie in She’s Got It, aber diese aufgekratzte Stimme schneidet durch jedes Hirn, wie das berühmte heiße Messer durch die Butter!
Richard hatte zwar auch Einflüsse, wie ein Typ namens Eskew Reeder, der sich Esquerita nannte, und einen anderen – besonders, was das Outfit anging -, namens Billy Wright, aber es ist der “Architect of Rock’n’Roll“ (Little Richard in gewohnter Bescheidenheit über sich selbst), der Generationen von Sängern beeinflusste und das immer noch tut. Man braucht nur mal bei den frühen BEATLES reinzuhören, wenn Paul McCartney Long Tall Sally sang, oder sein Bandkollege John Lennon auf seinem “Rock’n’Roll” Album gleich mehrere Richard-Songs covert (leider von Phil Spector übelst verwässert).
Heran kommt letztlich keiner, davon legt diese Scheibe hier ein weiteres Mal Zeugnis ab.
Tausende Male gehört, ist es immer noch ein “Wow“-Erlebnis, wenn Little Richard Stücke wie Slippin‘ And Slidin‘, Rip It Up (einer meiner absoluten Favoriten), Tutti Frutti (in dieser Version immer noch ein Wahnsinns-Song!), Lucille (heute noch einer der beliebtesten Coversongs), Jenny, Jenni…. man kann hier fast jeden Song nennen, herunterreißt.
Ich hätte es zu gewissen Zeiten vehement bestritten, dass Rock’n’Roll ohne ordentliche Gitarre funktioniert, aber hier vermisse auch ich nichts. Die Band im Hintergrund agiert perfekt, hauptsächlich schalten sich die Saxofone ins Geschehen ein, aber bei dieser Stimme reicht ein dazuhämmerndes Piano und die Party kommt in Schwung.
Und zwar auf höchster Rotation! Dafür sorgen brandheiße Nummern, wie Keep A Knockin‘, Good Golly Miss Molly oder Kansas City und sogar an des ‘Killers’ (Jerry Lee Lewis’ Whole Lotta Shakin’ Goin’ On (allerdings etwas hingeschludert) wagt er sich.
Ein paar ruhigere Nummern finden sich hier auch und das kommt, wie bei Shake A Hand, meist ebenfalls gut, aber letztlich sind es die Rocker, die damals wie heute keiner so singen konnte, wie Little Richard. In dieser “Remastered Edition“ nochmal perfekt nachzuhören, warum selbst Gitarren-Helden so klingen wollten. Über den Tod hinaus.