Killing Game Show

Unisono Mafioso/Cravallo Grande

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 11.03.2003
Jahr: 2002

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Redakteur(e):

Ralf Stierlen


Killing Game Show
Unisono Mafioso & Cravallo Grande, Kahunah Musikproduktionen, 2002
Marian LinhartBass, Vocals
Jakub LinhartKeyboards, Vocals
Boris WilfertGuitar
Björn GlässnerDrums
Produziert von: Jan Nandzik Länge: 45 Min 32 Sek & 36 Min 52 Sek Medium: CD
Unisono Mafioso
1. Supernatural5. Glider
2. Tyfoon6. Evermine
3. Ibrahim's7. Talisman
4. Boogeyman8. Devirginize
Cravallo Grande
1. Overboard5. Secrets
2. P.S.6. Horizons
3. Angel7. Pyromaniac
4. Rave8. Planet End

Warum heißt "Progressive Rock" eigentlich "Progressive Rock"? Schließlich sind im sogenannten "Progressive Rock" deutliche Rückbezüge in die siebziger Jahre erkennbar, als die Musiker noch ihre Instrumente beherrschen mußten und nicht nach Aussehen gecastet wurden, als noch in Albumlänge gedacht und nicht nach dem Charterfolg durch die nächste Single getrachtet wurde und als die Musiker noch Songs selbst komponierten (und vom Komponieren auch etwas verstanden).
Tja, wenn das alles "progressiv", also fortschrittlich sein sollte, müßte einem um das Musikbusiness nicht bange sein, aber die Realität sieht bekanntlich "superstar-mäßig" anders aus.

Aber endlich zur KGS: die vier Prog-Rocker aus dem Hochtaunus bestechen durch einen dichten Sound, aus dem immer wieder Tupfer des Keyboards hervorstechen. Erfreulich, dass dieses Instrument in einem deutlichen Rockkontext durch Jakub Linhart wieder einmal sinnvolle Verwendung findet.
Gitarrist Boris Wilkner ist deutlich hörbar Stonerrock-Fan (es gibt wahrlich schlechtere Vorlieben) und Sänger Marian Linhart phrasiert ein wenig wie Geddy Lee von RUSH bzw. dessen "Nachfolger" Brian Molko von PLACEBO, ohne zu kopieren. Er wirkt vielmehr wohltuend abgeklärt und souverän und muß niemand beweisen, über welch phänomenalen Stimmumfang er verfügt (wie ein gewisser Prog-Rock Kollege, dessen Name an einen französischen Käse erinnert).
Boris Glässner schließlich ist absolut timing-fest und sorgt immer wieder für Rhythmuswechsel, womit er die Spannung innerhalb der Musik aufrechterhält.

"Unisono mafioso" und "Cravallo grande" (darf eine Prog-Rock-Band derartig unernste Albumtitel herausbringen? ich meine - im Einklang mit Frank Zappa - ja; schön, dass die Jungs sich selbst nicht so tierisch wichtig nehmen) sind sowohl einzeln als auch im Paket, dann quasi als Doppelalbum bei Kahuna erhältlich, beide wurden 2002 aufgenommen.

"Unisono mafioso" startet mit dem mächtig treibenden und groovenden Supernatural. Bei Tyfoon legt Boris Wilfert stonermäßig los (Josh Homme läßt grüßen), bevor die Härte durch die Keyboards ein wenig aufgelöst werden. Titel Nr.3 ist Ibrahim's (Kahuna hat Titel Nr. 3 und 4 beim Coverartwork vertauscht - zu viel Feuerwasser?), ein rastlos vorantreibendes Stück mit gemäßigt orientalischen Einschüben durch das Keyboard.
Boogeyman wird von einem gewaltigen, geradezu hypnotischen Riff dominiert und besticht durch einen unaufhaltsamen Groove, der Höhepunkt dieses Albums.
In Glider wird ein breiter Keyboardteppich ausgelegt, drängelnde Gitarren treiben das Stück vorwärts.
Der ruhige Beginn von Evermine weitet sich allmählich zu einem strammen Midtempo-Rocker aus, der trotzdem das Kunsstück schafft, platte Rockklischees zu umgehen. Bei Talisman wirken die Keyboards spielerisch tänzelnd, während Boris Wilfert wieder für mächtig Druck sorgt. Schließlich wird in Devirginize ein straighter Rocksong durch die Keyboards zu einer Art popigem 70er Jahre Jazz-Rock-Gemisch abgefedert.

Das etwas kürzere "Cravallo grande" startet mit dem geheimnisvoll-verhaltenen Overboard und mündet nach dem zwar rhythmisch vertrackten aber ansonsten unspektakulären P.S. in den treibenden Groove-Hammer Angel.
Während Rave etwas unstet wirkt, folgen mit Secrets und Horizons die beiden stärksten Nummern dieses Albums: Secrets hat mit seinen Tempoverschiebungen, Keyboardwällen und gewaltig marschierenden Gitarren das Zeug zum absoluten Prog-Rock-Klassiker und Horizons ist unheimlich catchy und eingängig, ohne dabei stumpf zu sein.
Der drängelnde Groove von Pyromaniac mündet schließlich in dem (musikalisch) ruhigen Ausklang Planet end.

Die Tatsache, dass sämtliche Versuche, die Jungs aus Kronberg in eine Schublade zu packen (am albernsten finde ich die Vergleiche mit Led Zep und Pink Floyd) an der Sache vorbeigehen, beinhaltet ja schon das größte Kompliment: die Musik von KGS ist absolut eigenständig und einzigartig in Stil, Sound, Idee und Durchführung. Die geschmackssichere Melange aus Retro-, Alternative-, Stoner-, Glam- und Prog Rock (man sieht wie schwer dies zu definieren ist) kommt dabei trotz aller Versiertheit und musikalischen Kompetenz ohne nerviges Gefrickel und übertechnisiertes Gehampel aus. Die internationale Konkurrenz darf sich warm anziehen.

Ralf Stierlen, 11.03.2003

 

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