Born Free
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Kid Rock | Lead Vocals | |||
Matt Sweeny, Blake Mills, Marlon Young, David Hidalgo, Smokey Hormel | Guitars | |||
Justin Meldal-Johnsen | Bass | |||
Benmont Tench | Keyboards | |||
Chad Smith | Drums | |||
Lenny Castro | Percussion | |||
Roger Manning Jr. | Clavinet | |||
Jessica Wagner, Stacey Michelle, Herschel Bone | Background Vocals | |||
Guests: | ||||
Mary J. Blige | Vocals on Care | |||
T. I. | Vocals on Care | |||
Bob Seger | Piano on Collide | |||
Sheryl Crow | Vocals on Collide | |||
Zac Brown | Vocals on Flyin' High | |||
Trace Adkins | Background Vocals on Rock Bottom Blues | |||
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01. Born Free | 07. Collide | |||
02. Slow My Roll | 08. Flyin' High | |||
03. Care | 09. Times Like These | |||
04. Purple Sky | 10. Rock On | |||
05. When It Rains | 11. Rock Bottom Blues | |||
06. God Bless Saturday | 12. For The First Time (In A Long Time) | |||
Der Typ hat's einfach darauf, oder? Wie ein musikalischer Outlaw klaut sich Kid Rock seit Jahren einfach alles zusammen. Nimmt sich, was er braucht, oder zu brauchen gedenkt. Frauen eingeschlossen.
Er hat nicht die geringste Scheu vor irgendeinem Klischee und spielt damit eher noch. Man muss sich nur das Cover seines neuen Albums ansehen: offener Cabrio-Schlitten, hinter dem sich blauer Himmel und gelbe Kornfelder küssen, die Beine hochgelegt, als Zeichen der absoluten Entspanntheit und des Müßigganges und dazu stecken noch ein paar Revolver in den Verkleidungen. Darüber kann eigentlich nur stehen: Der Geschmack von Freiheit und Abenteuer!
"Born Free" steht darüber - auch nicht ganz unpassend.
Natürlich bedient Kid Rock auch innerhalb des Booklets jedwede Rock'n'Roll-Vorstellung und hat entweder eine 6-Saitige, eine (mindestens) 6-schüssige oder was Hochprozentiges in der Hand. Wie er sich in Szene zu setzen hat, weiß keiner besser, als dieser Typ.
Für Europa ist er zwar zu spät, um den Sommerhit des Jahres zu liefern, aber keine Sorge, Born Free begleitet uns auch noch nächstes Jahr, wie das bereits All Summer Long getan hat. Jenes Born Free klingt sicher nicht zufällig so stark nach Bob Seger und hat bestimmt schon manchen zufälligen Radiohörer genarrt. Und es klingt auch wirklich klasse! Keine außergewöhnliche "Schöpfung", aber eine nahezu genial Umsetzung. Da ist Hit dicker drauf gebrannt als auf das Brandzeichen auf einem Texas-Longhorn!
Vielleicht bedient kein zweiter Künstler heutzutage so sehr die Klientel, die vor Jahren besagten Bob Seger, John Mellencamp und Bryan Adams zu ihren Heroen kürten.
Auch Slow My Roll rockt munter dahin, als bliese man mit dem Cabrio die Route 66 entlang. Die Gitarren schön im Boogie-Rhythmus und das Piano munter dazu klimpernd. Wo Kid früher noch gern mal seinen Rap-Roots gefrönt hat, bleibt er diesmal musikalisch in einer Schiene. Und schüttelt so ganz nebenbei einen weiteren potenziellen Singlehit aus dem Ärmel. Er weiß natürlich, wie gut Duette ankommen, vor allem, wenn man eine Sangespartnerin wie Mary J. Blige hat, mit der er Care wundervoll gestaltet. Ja, ein bisschen lässt er seine Rap-Vergangenheit aufblitzen, aber ohne den Mainstreamhörer zu vergraulen.
Seine Stimme hat genau den richtigen "Straßendreck"-Anteil um die Rocker wohlwollend nicken zu lassen und er hat die Melodien um die Popfraktion zu verzaubern. Und er hat die plakativen Texte, die nahezu jeden ansprechen. Wer wollte nicht bei dem munteren Purple Sky einstimmen: "I just wanna drink, 'til I'm not thirsty, I just wanna sleep, 'til I'm not tired, I just wanna drive, 'til I run out of highway, into the purple sky!"?
Problemlos wechselt Kid Rock in den Country-Rock Sektor und wiegt den Hörer zu When It Rains mit seinem "Ami-Schlitten" über den Highway, während dieser von Freiheit und .. , na ja, das hatten wir ja schon.
Es geht aber durchaus auch etwas härter, was er mit Ja, ja, wir erinnern uns noch gut an jenes Zusammenspiel von Kid Rock und Sheryl Crow, damals bei Picture. Ganz so schmachtend wird's hier nicht, aber es ist schon eine ordentliche Menge Schmalz dabei. Dass Bob Seger himself hier am Piano sitzt ist auch nur dafür gut, um ihn auf dem Cover werbewirksam zu erwähnen.
Um Flying High das richtige Southern Flair zu verleihen - Kid ist ja "Made in Detroit" - hat er sich den Country-Star Zac Brown geschnappt und zusammen bringen die Beiden einen herrlichen Honky-Tonk auf die Piste.
Nach der erdigen Ballade Rock On stampft der Rock Bottom Blues in bester Blues'n'Boogie-Manier und Party "Down South"-Stimmung dahin. Da kann man nicht anders, als aufzuspringen und mitzufeiern.
Mit etwas untypischer, hoher Stimme - erinnert an Udo Lindenberg in dessen frühen Tagen - singt Kid Rock das abschließende For The First Time (In A Long Time), welches wieder im schmissigen Midtempo-Country-Rock-Bereich plätschert. Für mich eher ein schwächerer Song im Vergleich um Rest des Albums.
Freunde des amerikanischen, radiotauglichen Country-Rocks, hiermit könnt ihr nichts falsch machen und die Halbwertszeit dieses Albums wird locker den nächsten Sommer überstehen. Manche Songs werden uns vielleicht sogar noch länger begleiten. Aber, wie Bob Marley sagt: "Only time will tell".