Keith Moon

Dear Boy - Das explosive Leben des Keith Moon

( English translation by Google Translation by Google )

Buch-Review

Reviewdatum: 03.04.2009
Jahr: 2008
Stil: Maximum R&B
Verlag: Bosworth Music GmbH

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Keith Moon
Dear Boy - Das Explosive Leben des Keith Moon, Bosworth Music GmbH, 2008
von: Tony Fletcher
ISBN: 978-3-86543-218-6
Umfang: 754 Seiten
Preis: 29,95 € zzgl. Versandkosten

Schlagzeuger haben von je her ihre Bands in Fahrt gebracht. Ihnen den rechten Rhythmus verpasst, sie mitunter - offensichtlich oder auch nicht - dominiert, zuweilen gar tyrannisiert. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Aber auch ohne diese, weiß jeder, dass ohne den richtigen Antrieb nichts geht.
Gerade für "große Bands" war dieser - der Antrieb (ja, der Schlagzeuger auch) - von entscheidender Bedeutung. Ein Charlie Watts ist bei den STONES erst spät zu verdienten Ehren gekommen. Ein Ringo Starr bei den BEATLES eigentlich nie so recht. Wohingegen der Beitrag von John Bonham bei Van Morrsion, oder von Ginger Baker bei CREAM, immer schon hoch geschätzt wurde. Aber wie sieht das denn bei Keith Moon, Drummer der legendären THE WHO aus? Immer nur der Spaßkasper, der Schlagzeuge auf der Bühne zerschlug oder gleich in die Luft sprengte? Der Autos in Swimmingpools fuhr und Hotelzimmer verwüstete? Anhand von "Dear Boy - Das explosive Leben des Keith Moon", der nun auf deutsch vorliegenden Übersetzung von Tony Fletchers Biografie, kann man sich da nun ein genaueres Bild machen.
Auf über 750 Seiten (!) wird das Leben des Ausnahmeschlagzeugers nachgezeichnet und für die meisten wird sich ein völlig anderes Bild von Keith ergeben. Seine unnachahmliche und völlig unorthodoxe Art des Schlagzeugspielens rührt, so zeichnet es sich im Verlauf des Buches immer klarer ab, von eine absolute Abneigung jeglicher Autorität ab. Ein Keith Moon hat eigentlich nie etwas so gemacht, "wie man es macht". Zeitlebens widersetzte er sich den Regeln und konnte sich das, durch relativ frühen Reichtum auch erlauben. Nicht das Geld lange in seinen Händen geblieben wäre ...
Durch umfangreiche Recherchen und Gespräche mit Bandkollegen, Freunden, Verwandten und Zeitgenossen liefert Fletcher eine ebenso umfassende wie interessante Lektüre ab.
Wenige dürften wissen, wie einflussreich die Bekanntschaft mit dem Drummer Carlo Little für Keith' Spiel war. Vom Faible für Surf-Musik hat man wohl schon was mitgekriegt - nicht zuletzt durch die chaotische Version von Barbara Ann im Film "The Kids Are Alright" - aber wie sehr Keith Moon diese Musik geliebt hat, wird erst hier deutlich. Sein Lieblingssong, Don't Worry Baby, von den BEACH BOYS, wurde gleichsam eine Art Lebensmotto.

Ein einfacher Mensch war Keith Moon trotzdem nicht und wie er mit krankhafter Eifersucht seine Beziehungen, vor allem die Ehe die Kim, zerstörte, wird hier oft überdeutlich. Ja, eine Sucht nach Liebe steckte bestimmt hinter dem Tun des Mannes "der nie etwas anderes sein wollte als Schlagzeuger bei THE WHO" aber alles kann man damit nicht rechtfertigen und so konnte der Mann, der großzügig und menschenfreundlich wie kein Zweiter sein konnte, auch ein richtiges Ekel sein. Dem aber, so scheint es, niemand lange böse sein konnte. Auch nicht seinen geschmacklosen Auftritten als "Hitler".
Aufgeräumt wird mit manchen Geschichten und Anekdoten, wie der über das Auto, welches Keith angeblich an seinem 21. Geburtstag in einen Hotelswimmingpool gefahren haben soll, aber - keine Sorge - es bleiben noch genug Storys übrig, dass man ihrer im Verlaufe des Buches auch mal überdrüssig werden kann.
Naturgemäß wird auch die Karriere der WHO mitbeleuchtet. Und das beileibe nicht unkritisch. Wo das Doppelalbum "Tommy" für viele ein Meisterwerk ist, wird am Timing der gesamten Band, zielgerichtet, ganz schön genörgelt. Und die nicht immer einfachen Charaktere von Entwistle, Townshend und Daltrey erhalten ebenfalls ihr "Spotlight".
Oft genug schüttelt man den Kopf, über all die Schlagzeuge, Fahrzeuge - inkl. eines Luftkissenbootes - Häuser, auch Kneipen und Filmprojekte, in die Unmengen von Geld aus Keith' Händen geflossen sind. Verwunderung nicht minderen Maßes, löst aber sicher auch die Tatsache aus, wie wichtig Moon für THE WHO war. Nicht nur in musikalischer Hinsicht machte er die Band zu etwas völlig Einzigartigem, sondern er war auch derjenige, der für die, dringend nötigen, Schlagzeilen sorgte, wenn Townshend im stillen Kämmerlein werkelte, Entwistle sich mit seiner Frau aufs Land zurück zog und Daltrey sich Filmen widmete. Das geflügelte Wort vom "Pausenclown" könnte hier eine ganz andere Bedeutung erlangen.
Aber Keith Moon musste nie zu etwas angestachelt werden. Zeitlebens war ständig darum bemüht, sich und sein Umfeld unterhalten und mehr als einmal wird deutlich, dass hier ein geborener Entertainer gelebt hat.
Die Unmäßigkeit, mit der er aber lebte, war im Endeffekt auch sein Tod. Irgendwann wurden die Ausschweifungen seinem Körper zu viel und der vermeintliche "Superman" starb mit 32 Jahren. Liest man das Buch, kann man sich kaum vorstellen, was Moon in seinem kurzen Leben alles erlebt hat. Die Abenteuer und Geschehnisse hätten noch für Jahrzehnte Stoff geliefert. Aber so konnte nur jemand leben, der "lebenshungrig" war und gerne noch weiter gelebt hätte. Alice Cooper drückt es vielleicht am besten aus:
"Ich war nicht überrascht, als Jim Morrison starb. Ich war nicht überrascht, als Janis Joplin starb. Ich war überrascht, als Keith Moon starb. Denn er hatte nicht den Wunsch zu sterben. Er hatte zu viel Spaß am Leben". Hier kann man dieses außergewöhnliche Leben verfolgen.

Epi Schmidt, 02.04.2009

 

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