Josh Harty Holding On, Eigenverlag, 2016 |
Josh Harty | vocals, guitar | |||
Scott Beardsley | drums | |||
Chris Boeger | bass | |||
Blake Thomas | banjo, organ, guitar | |||
Kelley McRae | vocals | |||
Pauli Ryan | percussion | |||
Matt Castelein | vocals | |||
Chris Wagoner | mandolin, lap steel, dobro, violin | |||
Rusty Lee | piano, organ | |||
Andrew Harrison | guitar | |||
Dan Walkner | organ | |||
Trevor Krieger | violin | |||
Brian Knapp | vocals | |||
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01. Holding On | 06. Ballad For A Friend | |||
02. The Kind | 07. Running | |||
03. Round And Round | 08. You And The Road | |||
04. Wired | 09. Shiver In The Dark | |||
05. Learn To Fight | 10. English Rain | |||
Einen kurzen Moment lang, ein paar Takte; nein, eigentlich einen ganzen Song lang will man dieses Album gar nicht weiterhören. Da kann das Fingerpicking gleich zu Beginn noch so schön sein, aber diese Stimme und dieser Text: „I’ve seen country, Lord I’ve been around. I’ve seen the sunrise from a thousand places in a thousand little towns...” Dieses gewollt tiefe Tremolo. Als ob Garth Brooks und Alan Jackson unbedingt mal wieder einen Millionenseller schreiben und dabei kein Klischee auslassen wollten.
Aber zum Glück ist dies kein weiteres Mainstream-Country-Album und Josh Harty ist alles andere als ein Mainstream-Songwriter. „Born in North Dakota“, das sagt schon alles. Weit draußen ist der Himmel weit, der Blick klar und Songs sind noch wie die Landschaft: Unverstellt, warm, mit Ecken und Kanten und dem Versprechen, dass sich am Ende des Tages alles irgendwie fügen wird.
Immer wieder bringt „midwest America“ solche grandiosen Songwriter hervor, die aus ihrem Leben auf der Farm und „on the road“ eine niemals endende, musikalische Reise machen. Chris Knight, Slaid Cleaves, Hayes Carll, Kelly Pardekooper, Nathaniel Hamilton, you name ’em. Und eben auch Josh Harty. Der Titelsong seines neuen Albums, Holding On , ist zum Glück nur eine Momentaufnahme, danach ist er ein Midwestern-Songwriter vom Feinsten. Ballad Of A Friend ist einer dieser Gänsehaut-Songs, in denen die Drums unheilvoll rollen, die Lead-Gitarre klingt wie der berühmte „pale rider“ kurz vor Erreichen der Stadt und der Sänger schon ahnt, dass ein Sturm bevorsteht: „Dying is easier than lying…“
Eine schöne Anekdote aus dem Leben Hartys lautet, dass er – als Sohn eines Kleinstadt-Polizeichefs – die Wahl spürte zwischen einem Leben im Knast oder in der Hölle. Beides ist nicht eingetreten, aber Harty spielt sehr wohl mit dem „Outlaw-feeling“ in seinen Songs, hat Waylon Jennings und Johnny Cash garantiert rauf und runter gehört. Und sich dann selbst aufgemacht auf die lange Reise, von Club zu Club, Tausende Meilen für seine Songs heruntergerissen. Und sich dabei die Freundschaft von exquisiten Musikern gesichert, die hierzulande niemand kennt. Wovon die famose Saitenarbeit auf dem gesamten Album „Holding On“ zeugt.
Und inzwischen hat sich Harty auch in Europa mit zig Auftritten einen kleinen Namen gemacht – und seine Erfahrungen. Gerade noch rockt er wie eine Dampflok unter voller Befeuerung, die vom Leibhaftigen quer durch die Prärie verfolgt wird (Shiver In The Dark), da schließt das Album viel zu früh schon mit einer echten Ballade. Mandoline und Banjo summen dahin, English Rain fällt auf sein Haupt – auf dem natürlich ein guter amerikanischer Hut sitzt…