The Reverend Peyton's Big Damn Band

Heilbronn, WaldHaus Heilbronn, 06.07.2023

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 15.07.2023
Stil: Roots Rock

Links:

The Reverend Peyton's Big Damn Band Homepage

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Venue: WaldHaus Heilbronn


Redakteur(e):

Andreas Sommer


Er hat breite Schultern, eine kraftvolle Stimme und einen imposanten Vollbart, den er im Konzert auch gern mal wackeln lässt. Und er spielt Gitarre wie ein junger Gott. Auf diversen metallischen National Steel-, Dobro- und Bottleneck-Gitarren mit und ohne Slide, dazu noch auf einer zum Instrument umgebauten Axt (!), untermalt mit feuriger Blues Harp und mit exquisiter Fingerstyle-Technik, bringt Reverend Peyton aus dem ländlichen US-Staat Indiana mit seiner Big Damn Band 90 Besucher im Heilbronner Waldhaus zum Tanzen. Der erdige Country-Blues ist ein Geschenk der amerikanischen Musik des 20. Jahrhunderts, und es ist wunderbar zu erleben, wie die Band dieses Erbe mit so viel Kraft und Originalität fortsetzt.

(Foto: Edgar Heckmann)

Ganz klar, Josh „The Reverend“ Peyton dominiert die Show, die aber ohne die Big Damn Band nicht vollständig wäre. Ehefrau Breezy Peyton mit Waschbrett, Percussion und Harmoniestimme sowie Drummer Sad Max Senteney komplettieren diese urwüchsige, leidenschaftliche Mixtur aus Country Blues, Bluegrass, Hillbilly-Folk, Gospel und Alternative Country, die sogar Punk-Zitate einfließen lässt. Eine musikalische Urgewalt, die in ihrer unbändigen Kraft an die Straßenmusiker der Prohibitionszeit denken lässt, die mit ihren Blechgitarren die Landstraßen bevölkerten.

Der Reverend, Jahrgang 1981, ist kein Südstaaten-Prediger, der Bibelbotschaften unters Volk bringen will. Er ist ein Hillbilly, ein Hinterwäldler im positiven Sinn, der nachdenkt, alles andere als fromme Texte schreibt und mit beiden Beinen im Leben steht. In seinen Songs geht es um Geld, Moral und soziale Verantwortung wie in „Wal-Mart Killed The Country Store“ (Wal-Mart killte den Landladen). Und mit ihrer musikalischen Ausrichtung haben sie keine Feinde: Reverend Peytons Big Damn Band sind eine Zierde für jedes Bluesfestival, jeden Punkladen, jeden Rockschuppen und jedes Weltmusikfestival – klassisch und zeitlos, aufregend und wohl leider immer ein Geheimtipp.

Reverend Peyton ist aber nicht nur der Missionar, der seine Musik mit geradezu ekstatischer Hingabe verbreitet, er ist auch einer, der mit seiner Art zu performen die legendären Delta- und Country-Blues-Musiker zitiert und so zum Bewahrer der alten Mythen wird. Selten, dass ein Fingerstyle-Artist die Licks mit Zeige-, Mittel- und Ringfinger spielt und gleichzeitig seinen Daumen für eine Basslinie einsetzt. Doch Peyton schafft es, die Illusion zu erwecken, dass er von einem Bassisten begleitet wird, obwohl die Big Damn Band außer ihm selbst, Breezy am Waschbrett und Max Senteney am Schlagzeug weit und breit keine weiteren Mitglieder hat.

 „On The Bass: My Thumb“ (Am Bass: Mein Daumen) sagt er schelmisch bei der Bandvorstellung. „Poor Until Payday“ (Arm bis zum Zahltag) stellen sie an den Anfang ihres Auftritts, der nicht nur von einem hohen Spaßfaktor, sondern auch von genau austarierten Spannungsbögen inklusive der bereitwillig angenommenen Publikumsanimation geprägt ist. „Dance Songs For Hard Times“ (Tanzmusik für harte Zeiten) heißt das jüngste Album der Band. Wie passend. Getanzt wird im Waldhaus ausgiebig zur Musik des famosen amerikanischen Terzetts, das nach 75 Minuten in den Zugabenteil wechselt und mit dem Kracher „Two Bottles Of Wine“ das Konzert beendet. Nach 82 Minuten ist leider schon Feierabend. Aber was hätten sie danach auch noch spielen sollen?

 

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