Hannah Aldridge

Dream Of America

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 14.06.2023
Jahr: 2023
Stil: Pop-Noir/Americana
Spiellänge: 33:05
Produzent: Lachlan Bryan, Damian Cafarella

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Redakteur(e):

Holger Müller


s. weitere Künstler zum Review:

The Walkabouts

Nick Cave

Titel
01. Dorero
02. Portrait Of The Artist As A Middle Aged Man
03. Beautiful Oblivion
04. Unbeliever
05. Dream Of America
 
06. The Fall
07. Psycho Killer
08. Catacombs
09. The Great Divide
Musiker Instrument
Hannah Aldridge Vocals
Gustav Sjödin Bass
Tommy Detamore Pedal Steel
Lachlan Bryan Piano, Organ, Synths, Guitars
Damian Cafarella Drums, Percussion, Guitars
John Bedggood Violin
Nicole Boggs Harmony Vocals
Ben Glover Vocals
Walt Aldridge Guitar, Harmony Vocals

Ein paar Jahre lang durften Frauen in Amerika in den 1940ern die starken und zugleich tödlichen Verführerinnen sein; „femmes fatales“, die den Film Noir prägten. Sie überlebten ihre Liebhaber zwar nur selten, aber sie waren diejenigen, die die Fäden zogen und die Geschichte bestimmten – und die Musik dazu war dunkel und melancholisch und ungemein verführerisch zugleich.

Die Atmosphäre eines Film Noirs in die jeweilige Gegenwart zu transportieren hat Musikerinnen und Musiker seitdem immer wieder gereizt. Angelo Badalamenti machte David Lynchs „Twin Peaks“ mit seinen einsamen Klängen erst zu jenem unheimlichen TV-Highlight, das der Serie ihren Kultstatus sicherte.

Lana Del Rey ließ die kalifornische Version der „femme fatale“ nach der Jahrtausendwende wieder aufleben – mit gelangweilt-verführerischem Blick und tiefem Dekolleté auf der nächtlichen Fahrt im Cabrio. Und Hannah Aldridge verpflanzt ihren Film Noir nun in den tiefen Süden Alabamas, wo die schwüle Luft das Lebenstempo bremst und zugleich ein Versprechen für die Nacht ist.

Geboren in Muscle Shoals ist die 36jährige Sängerin aufgewachsen mit Soul, Gospel, Blues und Country – und all diese Wurzeln finden sich auch auf ihrem dritten Longplayer. Aber Hannah Aldridge will mehr, sie will die dunkle Seite des Pop ausleuchten und den Weg aus Alabama in die Großstädte finden. Nachts natürlich, denn diese Musik taugt nicht für sonnenüberflutete Strände oder hektische „rush hours“. Gleich zu Beginn des Openers Dorero liegt sie im Video zum Song in einem verführerischen Kleid wie tot in einem nichtssagenden Hotelzimmer und die schweren Akkorde flimmern im Breitleinwandsound durch den Raum. Purer Pop-Noir, der im folgenden Song Portrait Of An Artist As A Middle Aged Man noch eine Steigerung erfährt. Denn jetzt übernimmt ein sinistrer Elektro-Beat die Führung, während Aldridge in den Sprechgesang wechselt und lakonisch-dunkel resümiert: „Have you ever seen the city from a rental car at night? Through a foggy rear-view mirror, it’s a melancholy sight.“ Und sich währenddessen im – natürlich – schwarz-weiß gedrehten Video ein Messer an die Wange hält, um die Augenbrauen exakter zu färben…

Hannah Aldridge betört auf diesem Album mit ihrem dunklen Gesang, sie macht Angst und lockt zugleich an. Und das in einem bewusst langsamen Tempo, damit sie ihrem Gegenüber lange genug in die Augen sehen kann, um ihn willenlos zu machen. Ausgerechnet das im Original der TALKING HEADS so nervöse Psycho Killer wird hier durch Entschleunigung zu einem noch unheimlicheren Song – weil die Gefahr jetzt auf Samtpfoten daherkommt: „I can’t sleep cause my bed’s on fire – don’t touch me, I’m a real live wire.“ Und dabei hält sie das Cocktail-Glas aufreizend lässig in den Händen…

Ein paar Mal blitzt ihre wärmere Country-Vergangenheit auch in diesem Album auf. Hannah Aldridge ist vorgeprägt, ihr Vater Walt Aldridge zählt zu den bekanntesten Nashville-Produzenten und Songautoren. Unbeliever ist so ein Song, der von einer warmen Pedal Steel geprägt auch gut zu einer Country-Chanteuse gepasst hätte, wenn da nur nicht wieder dieser unheimliche Hall in der Stimme wäre. „Dream Of America“ ist kein Wohlfühltraum und das Titelstück auch nur ein gut einminütiges Instrumental-Intermezzo, das an einen B-Movie-Science-Fiction erinnert. Bevor dann The Fall wieder in die Nacht hineinführt und Ben Glover wie ein junger Ed Kowalczyk „Fear is in the eyes…“ singt. Nicht nur hier erinnert das mit gut einer halben Stunde leider viel zu kurze Album an „Devil’s Road“, das Meisterwerk der WALKABOUTS. Nach dieser Platte wäre es eigentlich an der Zeit, dass Nick Cave in Muscle Shoals anruft und zu einer Fortsetzung von Where The Wild Roses Grow bittet…

 

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