Gordie Tentrees Less Is More, Greywood Label, 2015 |
Gordie Tentrees | vocals, guitar | |||
Bob Hamilton | bass, pedal steel, mandolin, vocals, guitar | |||
Fabian Brook | guitar | |||
Patrick Hamilton | drums | |||
Aiden Tentrees | bass, vocals | |||
Catherine MacLellan | vocals | |||
Lonnie Powell | drums | |||
Annie Avery | harmonium | |||
Fabian Brook | fiddle | |||
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01. Love In Ink | 07. Somebody's Child | |||
02. Wrong Town | 08. Keno City | |||
03. Wheel Girl | 09. Broken Hero | |||
04. Lost Guitar | 10. Camelot Hotel | |||
05. Deadbeat Dad | 11. Tired Of Time | |||
06. Less Is More | ||||
Gordie Tentrees ist ein kantiger Typ. Stiefel, zerschlissene Jeans, markantes Kinn, muskulöse Oberarme. Aber wenn er lacht, ist das eher ein Lausbubengesicht. Und vielleicht ist das auch der Schlüssel, um die Musik des Kanadiers ergründen zu können. Denn wie schon auf dem Vorgänger "North Country Heart" spielt der kanadische Songwriter auch auf seinem sechsten Album "Less Is More" ein bisschen Hase-und-Igel mit seinem Publikum. Kaum, dass man seine Songs eingefangen hat, schlägt Tentree schon wieder einen Haken.
Und so zieht er in einigen Songs den Hut vor Bob Dylan, lässt in anderen eine betrunkene Zirkuskapelle aufspielen, pflegt den besonderen kanadischen Folk und galloppiert danach schon wieder auf einem Rockabilly-Gaul durchs Dorf. Man kann das spannend finden oder ziellos, langweilig ist Tentrees Album auf keinen Fall.
Die richtigen Musiker für dieses Kaleidoskop von Melodien hat er, der Bass ist meist "upright"-getupft, die Drums rollen nur, wo sie müssen und Fabian Brooks Fiddle seufzt an den richtigen Stellen auf. Schade nur, dass die wunderbare Catherine MacLellan als Zweitstimme kaum zu hören ist.
Aber die eigentliche Hürde ist ohnehin Tentrees Gesang. Für so einen kantigen Kerl singt der Kanadier unerwartet hoch und auch nicht allzu kräftig. Welche Wucht diese Songs wohl gewinnen könnten, würden sie von John Hiatt stammen oder von einer gebrochenen Stimme wie Fred Eaglesmith?
Aber egal, auch Bob Dylan kann ja eigentlich gar nicht singen und kann es doch. Love Is Ink ist defintiv der falsche - weil belangloseste - Song, um das Album zu eröffnen, aber wer wegen dieses Schunkel-Country-Stücks nicht zur Stopp-Taste greift, wird belohnt mit einem Heartland-Rocker wie Wrong Town, einem Tom-Waits-Tavernenstück wie Lost Guitar oder einer gefühlvollen Ballade wie Broken hero.
Und dann wäre ja auch noch Gordie Tentrees Version von Mary Gauthiers Camelot Hotel: "Cheaters, liars, outlaws and fallen angels come looking for the grace from which they fell." Creepy, indeed...