Titel |
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01. Green Light |
02. Lose The Keys |
03. Right Friend |
04. All The Lights In The City |
05. Eliza |
06. Darkening Hour |
07. How Long Again |
08. Down Here |
09. Baking Soda |
10. Sea Dogs |
11. Can't Help Falling Apart |
12. The Breaking Of The Day |
Musiker | Instrument |
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David Senft | Vocals, Bass |
Don Mitchell | Vocals, Guitars, Banjo |
Auyon Mukharji | Vocals, Violin |
Harris Paseltiner | Vocals, Guitar |
Ben Burns | Drums |
Es entsteht ein unwiderstehlicher Sog, der die Hörer mit Folk-Affinität und einem Sinn fürs Schöne und Erhabene ganz leicht um den Finger wickelt. Wer also prinzipiell Freude empfindet, wenn unbekümmerte Künstler die Genre-Grenzen dehnen, strecken oder auch durchlöchern, darf sich mit DARLINGSIDE und deren Sehnsucht Appalachen-Folk, Singer-Songwriter, Kammer-Pop und Klassik miteinander zu verquicken, belohnen.
Manchmal ist es ganz erhellend auf seine eigenen alten Reviews zurückzublicken. Das einleitende Zitat stammt aus der Rezension zu DARLINGSIDEs Debütalbum von 2016 und besitzt jetzt angesichts ihres vierten Albums "Everything Is Alive" noch die gleiche Gültigkeit wie vor sieben Jahren, als das Quartett aus Boston, Massachussetts, sowohl Fans als auch Kritiker mit ihrem daunenweichen Sound beglücken konnten.
Das Weiche und Sanfte, das Anschmiegsame und Zärtliche bleibt auch auf ihrer neuen Platte ein ständiger Begleiter. Der himmlische Satzgesang dieses vielversprechenden Vierers zielt nach wie vor darauf, die Sinne zu stimulieren, den Hörer zu betören. Vorausgesetzt man bringt die Lust auf, sich ohne Vorbehalte in diesem Kokon zu verfangen, sich umgarnen und verwöhnen zu lassen.
DARLINGSIDEs enge Verbundenheit zu akustischen Instrumenten wie Mandoline, Banjo, Ukulele und Gitarre bleibt ebenfalls ungebrochen. Immer wieder kräuseln sich ein paar zarte Pianosequenzen durch die Songs, gelegentlich beleben ein paar straffe Percussionmuster die Arrangements, während die zuckersüße Szenerie durch ätherische und leicht geisterhafte Keyboard-Fahnen auch schon mal in eine zartbittere Richtung gewunken wird.
Möglicherweise ist der soundtechnische Ideenreichtum ein Verdienst des extrem begabten und breitflächig aufgestellten Produzenten Tucker Martine, der in den letzten zehn, fünfzehn Jahren mehrfachfach bewiesen hat, Künstler zu Höchstleistungen zu bewegen (man höre THE DECEMBERISTS, MY MORNING JACKET, IRON & WINE, MODEST MOUSE).
So ist es kein Wunder, wenn sich Fans der FLEET FOXES von einem Song wie How Long Again angesprochen fühlen, der psychedelische Ansatz eines bekifften Songs wie Green Light einem Zeitsprung in die verklärte Hippie-Ära gleichkommt.
Right Friend beschert uns ein vermeintliches Wiederhören mit der melancholischen Harmonieverliebtheit eines Elliott Smith (RIP), Darkening Hour erinnert uns an die großartige Songkunst eines Veteranen wie James Taylor und der engelsgleiche Satzgesang von How Long Again ruft unweigerlich die harmonische Brillanz eines Brian Wilson in Erinnerung. Und nähmen Simon & Garfunkel heute ein Album mit Tucker Martine auf, klängen sie wohl so ähnlich wie auf The Breaking Of The Day.
So erzählt jeder Song seine eigene kleine Geschichte von Verlust, Schmerz, Trauer, Liebe und Hoffnung. Sanft und leise, doch eindringlich genug, um den Songschreiber Ernst zu nehmen.
Don Mitchell, Auyon Mukharji, Harris Paseltiner und David Senft bilden zwar nach wie vor den Nukleus auf "Everything Is Alive", doch das Gefüge wird auf der anstehenden Tournee einen kleinen Riss erfahren, denn Mr. Senft wird bei den anstehenden Live-Konzerten nicht mehr mit dabei sein. DARLINGSIDE wird sich stattdessen mit zwei neuen Musikern (Ben Burns und Molly Parden) zum Quintett erweitern und sicherlich auch in dieser personellen Konstellation beweisen, dass ihre Vitalität keinen Schaden genommen hat.