Cantus buranus II, Pica Music, 2008 | ||||
Castus Rabensang | Saiteninstrumente, Flöte, Horn, Zink, Bombarde, Cister, Binjou, Drummscheid, Gesang, Dudelsack | |||
Wim | Dudelsack, Drehleier, Schalmei, Zink | |||
Teufel | Dudelsack, Schalmei, Drehleier, Gesang | |||
Ardor vom Venushügel | Dudelsack, Schalmei, Drummscheid | |||
Jordon Finus | Dudelsack, Schalmei | |||
Hatz | Trommeln, Pauke | |||
Harmann der Drescher | Trommeln, Pauke | |||
Patrick der Kalauer | Trommeln | |||
Gäste: | ||||
Deutsches Filmorchester Babelsberg | ||||
Passionata Chor Berlin | ||||
Ingeborg Schopf | Sopran | |||
Klaus Lothar Peters | Tenor | |||
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01. Veritas simplex | 08. Causa Ludi | |||
02. Miser | 09. Ingordin et ingordan | |||
03. Custodes sunt reptores | 10. Magnum deterimentum | |||
04. De mundi statu | 11. In orbeum universum | |||
05. Ordu languet | 12. O varium fortune | |||
06. Vitium in opere | 13. Chou chou sheng - Preces ad imperatorem | |||
07. Quid agam | ||||
An CORVUS CORAX führt kein Weg vorbei, wenn man sich auch nur ansatzweise mit mittelalterlich inspirierter Tonkunst auseinandersetzt. Schon früh verlieh sich das Ensemble den Titel 'Die Könige der Spielleute' doch im Gegensatz zu anderen Künstlern, die sich selbst in den Adelsstand erhoben - man denke nur an die überbewerteten 'Kings of Metal' MANOWAR - ließen die Kolkraben ihren Worten auch Taten folgen.
Von ihren Anfängen als puristische Spielleute auf Mittelaltermärkten, über die elektrifizierte Version unter dem TANZWUT, bis hin zur zeitgenössischen gotisch-atmosphärischen Interpretation mittelalterlichen Liedgutes auf Alben wie "Viator" oder "Mille anni passi sunt" bot die Formation stets höchste Qualität.
"Cantus buranus" ging noch einen Schritt weiter. Basierend auf den Texten der mittelalterlichen Liedgutsammlung "Carmina burana" arbeiteten CORVUS CORAX mit Chor und Orchester und zeigten sich damit ähnlich ambitioniert wie die bajuwarischen ESTAMPIE, die ebenfalls immer wieder neue Ausdrucksformen früher Musik verfolgen.
Der Erfolg von "Cantus buranus" forderte eine Fortsetzung geradezu heraus und die "Carmina burana", die der Mittelalterszene schon jeher ein Füllhorn an Inspiration bot, ist mit ihren insgesamt zweihundertvierzig Beiträgen ja auch noch lange nicht ausgeschöpft.
Durch das Zusammenspiel von CORVUS CORAX mit dem DEUTSCHEN FILMORCHESTER BABELSBERG, dem PASSIONATA CHOR BERLIN, Sopranistin Ingeborg Schopf und Tenor Lothar Peters ist ein opulentes Epos zwischen mittelalterlicher Musik und Neoklassik entstanden, das dem ersten Teil in keinster Weise nachsteht.
Düster ist "Cantus buranus II" geworden, streckenweise wirkt das Album gar bedrohlich und beklemmend, steckt aber voll beeindruckender epischer Weite und Bombast. Hier kommt ohne Frage eher der Oh Fortuna- als der In taberna- oder Totus floreo-Anhänger auf seine Kosten.
In einigen Passagen, hat das Mittelalter-Ensemble zwar seine liebe Mühe gegen die geballte Wucht der Chöre und des Orchesters zu bestehen, aber in der Regel wird diese Klippe elegant durch entsprechend ausgefeilte Arrangements umschifft.
"Cantus buranus II" ist die beeindruckende Fortsetzung eines außergewöhnlichen Klangerlebnisses. Was nach der musikwissenschaftlichen Theorie nicht funktionieren dürfte, wird durch eine fesselnde Umsetzung in der Praxis widerlegt. Um dem "Cantus buranus"-Konzept endgültig die Krone aufzusetzen fehlen jetzt eigentlich nur noch einige energische TANZWUT-Remixe.