Cliff Richard Bold As Brass, EMI Music, 2010 |
Cliff Richard | Vocals | |||
Orchestra De Ville: | ||||
Tom Hemby | Guitars | |||
Patrick Coil | Piano | |||
Craig E. Nelson | Bass | |||
Bob Mater | Drums | |||
Eric Darken | Percussion | |||
George Tidwell, Mike Haynes, Steve Patrick, Jeff Bailey, Vinnie Ciesiesky | Trumpet | |||
Barry Green, Ernie Collins, Roy Agee, Chris McDonald | Trombone | |||
Mark Douthit, Doug Moffet, Denis Solee, Sam Levine, Jimmy Bowland | Saxes | |||
Paul Vann, Scat Springs, Perry Danos, Percy Travis | Backing Vocals | |||
| ||||
![]() | ![]() | |||
01. Love Me Or Leave Me | 07. I Didn't Know What Time It Was | |||
02. Lazy River | 08. Accentuate The Positive | |||
03. I've Got You Under My Skin | 09. Teach MeTonight | |||
04. I Just Want To Make Love To You | 10. Don't Get Around Much Any More | |||
05. They Can't Take That Away From Me | 11. Night And Day | |||
06. Let's Fall In Love | 12. Bewitched, Bothered & Bewildered | |||
Bonus CD: | ||||
01. When I Take My Sugar To Tea | 02. Every Time We Say Goodbye | |||
![]() |
Am 14.10.2010 wird Cliff Richard 70 Jahre alt. Genauso alt wäreJohn Lennon vor wenigen Tagen geworden, hätte er es denn erlebt. In gewisser Weise gehörten ja beide zu den Rock'n'Roll Pionieren Englands, aber als John mit seinen Bandkollegen noch dabei war, sich Anfang der 60er, in Hamburg die Hörner abzustoßen, war Cliff längst regelmäßiger Gast in den britischen Charts, hatte mit Move It für Aufsehen gesorgt und mit Living Doll einen von zwei Nummer-1-Hits in England.
Alsbald sollte er auch in Deutschland - und auf Deutsch! - die Spitzenposition, mit Rote Lippen soll man küssen, erklimmen. Wenigen Künstlern dürfte es vergönnt gewesen sein, auch 20 Jahre später nochmals den ersten Platz der Charts in England und Deutschland zu erreichen. Cliff Richard schaffte es 1979 mit We Don't Talk Anymore.
Und jetzt, mit 70, will er gar noch einmal durchstarten und bringt ein neues Album heraus. Zum Alter mag es passen, dass er sich dem Swing und Big Band Sound widmet, aber wer sich so standhaft weigert, sein bübisches Grinsen abzulegen, der lässt doch bestimmt lieber immer noch zum Rock'n'Roll die Hüften kreisen. Aber vielleicht geht das ja auch zu diesem Sound.
Und vielleicht funktioniert das sogar ziemlich gut, denn Love Me Or Leave Me kommt schon mit flottem Beat daher und eigentlich fehlt nur Brian Setzers um in dessen "Dirty Boogie" Stil zu passen. Nun ja, nicht ganz, denn Cliff hat natürlich auch den entsprechenden "Schmelz", der nur Croonern wie Dean Martin zueigen ist.
Man kommt nicht umhin, zu dieser Musik locker mit zu grooven. Das wusste auch die SPIDER MURPHY GANG bei ihrem Sch-Bum ('s Leb'n 's wiar a Traum) und so ähnlich klingt es auch bei Lazy River, der so gar nicht "lazy" dahin plätschert.
Was Frankieboy Sinatra recht war, ist Cliff Richard billig und so greift auch er sich Cole Porters I've Got You Under My Skin und schlägt sich dabei auch ganz achtbar.
Mit Willie Dixons I Just Want To Make Love To You geht’s einen deutlichen (Tanz-) Schritt Richtung Blues und Boogie, das macht schon richtig Spaß. Das Piano klimpert äußerst flott, die Orgel schiebt und die Bläser peitschen ordentlich an. Kommt gut.
Nach so viel Elan - man erwartet es schon fast - wird erst mal ein langsamer "Schieber" eingestreut, was in Form von Gershwins They Cant't Take That Away From Me geschieht. Hunderte von Bildern aus Hollywoodproduktionen laufen da vor dem inneren Auge ab, wenn Cliff hier locker entlang-swingt.
Wer mehr auf die südamerikanischen Rhythmen steht, dem erzählt Cliff I Didn't Know What Time It Was und auch hier swingt man entweder cool an der Bar mit, oder legt einen kleinen Tango aufs Parkett.
Noch flotter wird’s mit Accentuate The Positive und hier kommt auch mal die Gitarre etwas deutlicher zum Zuge. Dieser boogie-angelehnte Song würde auch bei ROOMFUL OF BLUES keine schlechte Figur machen.
Und keine schlechte Figur macht auch Cliff Richard bisher und bei den restlichen Songs. Ob dem Late-Night-Bar-Swinger Don't Get Around Much Any More oder dem locker groovenden Night And Day - nein, dazu trinkt man keinen Kaffee, sondern Whiskey oder Champagner!
Mit der melancholischen Ballade Bewitched, Bothered & Bewildered klingt das Album aus und einen Abend - oder eine Nacht - könnte man auch kaum besser beschließen, als mit diesem Song, einem Glas Whiskey in der Hand, eine Frau im Arm und den Sonnaufgang vor Augen ...
Es sei denn, man hat diese "Limited Edition", dann geht’s nochmals zurück auf den Dancefloor, denn mit der Bonus-CD gibt’s noch zwei Songs als Zugabe. Erst die Big Band und dem groovigen When I Take My Sugar To Tea zum Verausgaben und für den etwas engeren Tanz dann das mehr schleichende Every Time We Say Goodbye.
Wem dann nichts anderes einfällt, der kann sich dem beigefügten Puzzle widmen, aber ich glaube, das kann man sich für andere Gelegenheiten aufheben.
Wer auf diese Art von Musik steht, dem dürfte auch bei den anstehenden Auftritten von Sir Cliff Richard, im Rahmen der "Nokia Night Of The Proms", seinen Spaß haben und sicher ganz gut ins Schwitzen kommen.