Charlie Watts

Rolling Stones

Charlie's Good Tonight

( English translation by Google Translation by Google )

Buch-Review

Reviewdatum: 19.06.2023
Stil: Biographie
Autor: Paul Sexton
Seitenzahl: 384
ISBN: 9783864932472
Preis: 24,99 EUR

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Verlag: Ullstein Buchverlage


Redakteur(e):

Epi Schmidt


“Well, all right“, “Well, all right...“, gleich vier Mal zelebriert Mick Jagger diesen kleinen Dialog, der immer von einem kleinen Drum-Roll beantwortet wird, bevor er verkündet: “Charlie's good tonight“. Jedem STONES-Fan ist die Stelle vetraut. Zu finden, auf dem (immer noch) ultimativen Live-Album der Band, “Get Yer Ya-Ya's Out!“, am Ende von Little Queenie, oder vor dem Start von Honky Tonk Women. Je nachdem, wie man es sieht. Eine Untertreibung bleibt es so oder so, denn Charlie war an jedem Abend gut. Und so passt der Titel dieser Biographie eben, wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge – weil man ihn auf jeden Abend anwenden kann, an dem Charlie Watts auf dem Hocker hinter seinem Schlagzeug saß.

 

Es passt auch, dass mit Paul Sexton ein Intimus der Band diese Buch geschrieben hat, der neben etlichen Interviews und Artikeln auch diverse Liner-Notes für STONES-Alben verfasst hat. Dass sowohl Mick Jagger, als auch Keith Richards ein Vorwort beigesteuert haben, zeugt vom hohen Respekt, der ihrem Drummer entgegengebracht wurde. Die klassische Biographie ist es dennoch nicht geworden, denn dazu fehlt einfach die konkrete Mitarbeit von Watts. Stellenweise stört es mich auch, dass Sexton häufig aus anderen Büchern zitiert (Oldhams “2Stoned“, Keith Richards' “Life“, Wymans “The Rolling Stones Story“, bzw. “Stone Alone“, “According To The Rolling Stones“...), aber erstens lässt das im Laufe des Buches nach und zweitens sind die neuen Einblicke und Informationen dann doch deutlich in der Überzahl.

 

Dabei wird erfreulich wenig auf die Kindheit eingegangen, denn die wird sich nicht so massiv von der anderer Musiker seiner Generation unterschieden haben. Dass Charlie “ein hervorragender Fußballer..., und ausgezeichneter Cricketspieler“ war, dürfte er denn meisten allerdings voraus haben. Dass er ein Jazz-Liebhaber wurde und der Auslöser dafür Charlie Parker war, ist dagegen bekannt, wobei hier dann doch noch mehr Details auftauchen. In dem Zuge nicht sonderlich überraschend, dass Charlie Elvis (damals) gehasst hat, wohingegen er den SEX PISTOLS durchaus etwa abgewinnen konnte. Aufgeräumt wird mit manchen Mythen, wie der über den Einstieg des Schlagzeugers bei den ROLLING STONES, und – wie es sich für so ein Buch gehört – der Leser bekommt reichlich Anregungen für weiteres Material. Die erwähnte Autobiographie “Sound Man“ von Glyn John dürfte schnell ebenso zum Objekt der Begierde werden, wie der Dokumentarfilm “The Tree Man“ über Chuck Leavell und eine Vielzahl von Alben, die Charlie Watts entweder selbst aufgenommen, oder an denen er beteiligt war.

 

Und diverse “Kleinigkeiten“ kommen ans Tageslicht. Wie etwa, dass Watts-Gattin Shirley auf dem Album “Between The Buttons“ zu hören ist, welches überhaupt erst durch ein Missverständnis so hieß. Charlie: “Das war meine Schuld“. Außerdem das legendäre Intro zu Honky Tonk Women (“O nein, da bin ich einfach nur falsch eingestiegen“) und die Geschichte, wie Charlie zusammen mit Ringo Starr die Bassdrum festhielten, auf der John Bonham auf einer Party in den Siebzigern spielte. Wie Ringo selbst sagt: “Was für ein Foto das gegeben hätte“. Durch die Mitarbeit von Charlies Tochter Seraphina und seiner Enkelin Charlotte bekommt viel von dessen Wesen und Eigenarten mit, auch wenn manches schon andeutungsweise bekannt war. Dass Charlie von Mick zu Weihnachten immer eine Kiste Wein und von Keith Richards für gewöhnlich Kaviar geschickt bekam, sind ebenso kleine und rührende Details, wie dass Bill Wyman von der ganzen Band fünfundsiebzig Rosen zum fünfundsiebzigsten Geburtstag erhielt.

 

Es ist ein besonderer Kosmos, der die ROLLING STONES ausmacht, und einen großen Anteil daran, hat und hatte Charlie Watts. Vielleicht fasst es John DeChristopher (Schlagzeuger kennen den Mann!) am besten zusammen: “Er machte immer das, was die anderen gut klingen ließ“.

Am 30. August 2019 ließ er seine Band zum letzten Mal gut klingen. Zwei Jahre später, am 24. August 2021 verstarb Charlie Watts. Mit diesem Buch wird ein außergewöhnlicher Mensch und Musiker gebührend gewürdigt.

Well, all right!“

 

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