Titel |
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01. Make Way For A Better Man |
02. I Feel For You |
03. Lonely In Person |
04. Diamond Joe |
05. Where Have All The Honest People Gone |
06. Home Motel |
07. Jukebox Charley |
08. I Hope It Rains At My Funeral |
09. Heartbreak Affair |
10. Battle With The Bottle |
11. Out Of Control |
12. Six Foot Under |
13. Same Old Situation |
14. Between My House And Town |
Musiker | Instrument |
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Charley Crockett | Vocals, Guitars |
Kullen Fox | Keyboards, Horn |
Colin Clark Colby | Bass |
Nathan Fleming | Pedal Steel |
Alexis Sanchez | Guitars |
Mario Valdez | Drums |
Einerseits ist es nur eine Webseite, das Projekt eines Country-Music-Bloggers. Andererseits sagt es viel über die Wahrnehmung von Country Music und über die Häme für diese Musik aus, dass es die Webseite „Saving Country Music“ überhaupt gibt. Samt eines „awards“ für Traditionsbewahrer, der regelmäßig vergeben wird. Und so kann sich Charley Crockett, der den Preis im vergangenen Jahr erhielt, als der „reigning Saving Country Music Artist of the Year“ bezeichnen. Ob ihm das gefällt, ist nicht bekannt, aber dass der Texaner zu den aufrechten Recken zählt, die Country Music im Blut haben und sich dem Genre mit viel Respekt und vor allem einer großen Ernsthaftigkeit annehmen, steht außer Zweifel.
Dass Country häufig keinen guten Ruf genießt, liegt daher ganz sicher nicht an Musikern wie Charley Crockett, auch wenn er auf dem Cover so sehr wie ein Cowboy aussieht, dass es fast schon Klischee ist. Aber Crockett ist weder ein Feierabend-Stetson-Träger, der in Nashville glattpolierte Hits aufnimmt, noch ein müder Abklatsch der Outlaw-Country-Helden von einst. Crockett spielt Country mit Herz und Seele, begleitet von einer Band, die Johnny Cashs boom-chikka-boom-Rhythmus genauso sicher drauf hat, wie die weinende Pedal-Steel oder eine fröhliche Western-Swing-Einlage.
Und deshalb ist diese Jukebox, obwohl tief in der Tradition des Genres grabend und von daher durchaus nostalgisch, zugleich ein Wegweiser: Will Country überleben, braucht es entweder mehr spannende Crossover-Experimente wie sie etwa G. Love seit langem exerziert, oder aufrichtige Country-Sänger, die ihren Hut vor den alten Helden ohne jede Spur von Ironie ziehen.
Genau das macht Charley Crockett auf diesem Album ganz famos. Bereits der Opener Make Way For A Better Man setzt den Maßstab: Der Sänger hat keine Hemmungen, den Freund beiseite zu schubsen, um dessen unzufriedene Freundin zu beglücken. Selbstbewusst verkündet er, der bessere Lover zu sein, während Gitarre und Pedal Steel im Classic Country Stil den Weg ebnen. Aber das Glück hält nicht lange, bereits in Song Nummer zwei, Jerry Reeds I Feel For You, klagt der eine Sitzengelassene dem anderen sein Leid. Und jetzt sind die „blue notes“, die Country schon immer mit dem Blues verbunden haben, plötzlich omnipräsent. Country-Sänger müssen ebenso leiden, wie Blueser, nur dass ihre Pein trotz allem den lockeren Rhythmus eines trabenden Pferds haben darf (Lonely In Person).
14 eher unbekannte Songs von einstigen und aktuellen Country-Größen wie Willie Nelson werden auf diesem Album nur ganz leicht modernisiert, etwa wenn Crocketts Stimme einen ominösen Hall erhält – erzählt er Six Foot Under doch aus der Perspektive des Verstorbenen, der im tiefen Loch liegt. Der Tod hat ohnehin ein Abonnement in guten Country-Songs, sei es, wenn am Ende eines fehlgeleiteten Lebens ganz fatalistisch Bilanz gezogen wird (Diamond Joe) oder sei es, dass der Tote mit einer guten Prise Humor auf die Lebenden blickt, wie in Tom T. Halls I Hope It Rains At My Funeral: „If I got one wish, I hope it rains at my funeral. For once I’d like to be the only one dry.“ Der Wunsch sei ihm erfüllt – und wir gießen uns zu dieser Platte gleich noch einen guten Whisky ein…