Cassie Taylor Blue, Hypertension, 2011 |
Cassie Taylor | Vocals, Bass & Piano | |||
Jeremy Colson | Drums | |||
James Rooster | Guitars | |||
Additional Musicians: | ||||
Eric Gales | Guitar | |||
Steve Marriner | Harp | |||
Hazel Miller, Denise Gentlini, Lindsay Solonyce, Alyssa Clotfelter | Background Vocals | |||
Tim Tucker | Guitar | |||
Rusty Anderson | Guitar | |||
Fat Willie | B3 | |||
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01. Memphis | 06. Keys | |||
02. Spoken For | 07. Make Me Cry | |||
03. Black Coffee | 08. Haunted | |||
04. Goodbye | 09. Disappointment | |||
05. Bought Borrowed Stolen | 10. Waste Of Time | |||
Da hat uns ja Ruf's BLUES CARAVAN ja dieses Jahr wieder ein nettes "Package" beschert. Wie nett, wurde mir bereits im Interview bewusst und wie temperamentvoll auch, was vor allem Cassie Taylor angeht, die trotz ihrer jungen Jahre eine Erfahrung und Energie verströmt, die beeindruckt.
Gut, mit Erfahrung ist Cassie Taylor naturgemäß schon reichlich gesegnet, ist sie doch die Tochter des Blueskünstlers Otis Taylor und hat für ihren Daddy schon über Jahre hinweg den Tieftöner gezupft.
Selbiges macht sie auch auf der Blues-Caravan Tour und singt und das natürlich auch auf ihrem Debütalbum, welches mit Beginn der Tour herauskam. Nebenbei hat sie noch das "Girls With Guitars" Album eingespielt und bei der Kollegin Samantha Fish hat sie auch mal schnell bei ihrem Album geholfen. Das Mädel ist also äußerst fix und ganz offensichtlich auch äußerst kompetent.
Anhand der Abstammung und der Verbindlichkeiten, hätte man problemlos zwei Hände voll BBB (Blues, Boogie, Balladen) und 12-Takter erwarten können, aber da schlägt Cassie dem Hörer ein Schnippchen und eröffnet das Album mal eben mit einem knackigen Country-Rock namens Memphis. Voller twangender Gitarren und munter vorangehend, könnte das durchaus auf einem Album von Sheryl Crow Platz finden und würde da - vor allem auf deren letzten Veröffentlichungen - eine gute Figur machen.
Deutlich bluesiger wird’s auf dem folgenden Spoken For, das eine tolle Swamp-Atmosphäre verbreitet und Miss Taylors soulig-lasziven Gesang gut zur Geltung bringt. Jener Gesang kommt übrigens oft sehr gefühlvoll-zurückhaltend und spiegelt gar nicht das toughe Girl wieder, welches die junge Dame nämlich auch sein kann. Besonders in der Ballade Black Coffee verzaubert sie mit einem tollen Soul-Feeling, welches sich schön an der bluesigen Lead-Gitarre reibt. Übrigens der einzig längere Song. Der Rest bewegt sich immer um die Drei-Minuten-Marke, was der Kurzweiligkeit von "Blue" zugutekommt.
Locker zum Mitgrooven lädt das funkige Goodbye ein. Sparsam instrumentiert und trotzdem bleibt da kaum einer still sitzen.
Bought Borrowed Stolen, erneut eine Ballade, bekommt sein Flair durch die tolle Stimmung, die die Band heraufbeschwört, durch die Harp von Steve Marriner - der manchen Song hier bereichert - und natürlich wieder durch die verzaubernde, jazzige Stimme von Cassie Taylor. Ich mag sie zwar lieber, wenn sie mehr in Fahrt ist, aber auch diesem Song kann man sich kaum entziehen.
Besagte Harp veredelt auch die schöne Pop-Ballade Keys und verpasst ihr einen kleinen Country-Touch. Geht gut ins Ohr und für sommerliche Tage - wie sie uns zuletzt beschert waren - ein herrlicher Soundtrack.
Make Me Cry kommt dann wieder deutlich erdiger, wenngleich dieses Album insgesamt sehr klar und hell klingt. Die Nummer könnte eine moderne Variante von Steamy Windows (Tony Joe White) sein. Groovt geil.
Atmosphärisch dann wieder die Ballade Haunted. Gesang und Stil erinnern mich ein bisschen an Ana Popovic, mit dem Unterschied, dass die irgendwann ein feuriges Gitarrensolo vom Stapel gelassen hätte. Dieser leicht hypnotische Stil hier macht aber auch Sinn.
Den Albumtitel am besten widerspiegelt vielleicht Disappointment. Diese Ballade, mit leichtem Pop-Feeling und Gospel-Appeal, ist wie geschaffen für die "blauen Stunden" des Tages.
Waste Of Time beschließt dann dieses Album als Ballade - zunächst nur Klavier und Stimme. Und trotzdem hat der Song was Hymnisches und man kann sich buchstäblich die Massen vorstellen, die zu diesem Song aufstehen und mitsingen. Hat an diesem Punkt etwas von Leuten wie Jackson Browne oder Neal Casal.
"Blue" ist also mit Sicherheit keine "Zeitverschwendung", sondern ein wunderschönes Debütalbum, einer jungen Lady, die voller Potenzial steckt, von dem wir sicher noch einiges mitbekommen werden.