Boz Scaggs

Original Album Classics

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 12.10.2010
Jahr: 2010
Stil: Pop, Rock, Soul

Links:

Boz Scaggs Homepage



Redakteur(e):

Frank Ipach


Boz Scaggs
Original Album Classics, Sony Music, 2010
Produziert von: Glyn Johns, Joe Wissert, Bill Schnee, Johnny Bristol Länge: 214 Min 44 Sek Medium: CD

Boz Scaggs? Bei uns in Deutschland fürwahr ein nicht unbedingt großer Name im Rockbusiness. Aber eingeweihte Southern-Fans dürften den amerikanischen Sänger, Gitarristen und Songwriter Boz Scaggs zumindest über die Duane Allman-Schiene kennen. Denn der 1971 verstorbene Slide-Gott spielte zu Boz Scaggs Muscle Shoals Zeiten einen wichtigen Impulsgeber auf Scaggs' Atlantic Records Debutalbum aus dem Jahre 1969. Duanes Solo auf dem Long Track Loan me a dime wird bis heute als grandiose Gitarrenarbeit gewertet.

In den späten Fünfzigern verbrachte der 1944 in Ohio geborene Scaggs seine Lehrjahre mit seinem Schulfreund Steve Miller im großen Zirkel der Blues-Afficionados im Großraum Dallas. Nach einigen Jahren der Tingelei in Europa, wo er schließlich 1965 in Schweden sein eigentliches Solodebut einspielte, kehrte er 1967 als Gitarrist in den Schoß der Steve Miller Band zurück und unterstütze sie zwei Alben lang. Wie bereits erwähnt folgte 1969 sein quasi Debutalbum "Boz Scaggs", dass aber bis auf wohlwollende Kritiken für wenig Furore sorgte.

Mit Scaggs' Wechsel zu Columbia Records beginnt letztlich auch die heute vorliegende "Original Album Classics" Serie. Sein 1971 von Glyn Johns produziertes Werk "Moments", dass sich noch relativ intensiv mit mit bluesigen/souligen Wurzeln beschäftigte und sozusagen im Big-Band-Format eingespielt wurde, klingt heute in der Rückschau noch am stringentesten. Boz Scaggs' über die Jahre gereiftes Gefühl und Verständnis für eine geschickte Verquickung typisch amerikanischer Roots-Music zu einem immer mehr glattgebügelten Mainstream-Sound wird auf dem erfrischenden "Moments" noch sehr charmant in Szene gesetzt. Scaggs setzt zwischenzeitlich sogar auf Latino- und Country-Sounds, seine um Bläser erweiterte Riesen-Band spielt äußerst kompetent auf und ist mit Namen wie Rita Coolidge, David Brown, John McFee und Joachim Young ansprechend prominent besetzt.

Sein inzwischen sechstes Soloalbum "Slow Dancer", das er 1974 unter der Führung von Johnny Bristol aufnahm, erreichte ebenso wenig glorreiche Verkaufszahlen wie das '71er "Moments", festigte aber Scaggs' Ruf als ernstzunehmender Musiker und Kritikerliebling. Die musikalische Mixtur ähnelte noch dem '71er Machwerk, driftete aber zu opulenteren, wenn nicht gar schon etwas überladenen Arrangements, die vor allen Dingen mit etwas über Gebühr vertretenen Streichern etwas zu verwässern drohte. Funky-Soul-Elemente wie Allen Toussaints Hercules wurden als nette und tanzbare Neuerung eingearbeitet und schielten offenbar ein wenig auf Bill Withers' Fan-Gemeinde.

Der große kommerzielle Durchbruch gelang dann endlich 1976 mit "Silk Degrees", das die Billboard-Charts von hinten aufrollte und auf Platz 2 hängen blieb. Befeuert vom Erfolg der Single-Auskopplung Lowdown, die im Folgejahr sogar den Preis für den besten R&B Song bei der Grammy-Ehrung einfuhr, wurde Boz Scaggs endlich zum Star. "Silk Degrees" versammelt tatsächlich einige hochqualitative Pop-Ohrwürmer, die den musikalischen Mainstream-Zeitgeist der mittleren Siebziger anschaulich widerspiegeln. Die Platte vermag unter anderem auch deshalb zu glänzen, weil Scaggs auf junge und potente Co-Autoren und Mitmusiker wie David Paich, Jeff Porcaro, Steve Porcaro und David Hungate zurückgreifen durfte, die zwei Jahre später mit ihrer Band TOTO den Startschuss für ihre eigene Weltkarriere gaben. Manches auf "Silk Degrees" erscheint im Rückblick aber dann doch schon etwas zu sülzig und macht keinen großen Spaß mehr (z.B. It's over und Love me tomorrow). Aber im großen und Ganzen bleibt "Silk Degrees" ein unterhaltsames und ordentliches Pop-Album.

Das erfolgreiche Konzept des goldigen Vorgängers wurde im Jahr darauf von Produzent Joe Wissert auf "Down Two Then Left" quasi auf die Spitze getrieben. Die Musikergilde ist zwar mit Cracks wie Victor Feldman (Keyboards), Steve Lukather, Jay Graydon, Ray Parker Jr. (Guitars), Steve Porcaro (Drums) und David Hungate (Bass) erlesen, protzt mit unzähligen Background-Sängerinnen und einem Haufen Bläser, weiß aber durch wenig packende Kompositionen bis hin zu seichtem Mainstream-Gesülze kaum einmal zu überzeugen. Mit diesem Album, welches letztlich nur auf Platz 11 der Charts landete, versuchen sich Boz Scaggs und seine Mannschaft ein bisschen zu offensichtlich dem Massengeschmack anzubiedern. Enttäuschend.

1980 reüssierte Scaggs glücklicherweise mit einem besseren und ansprechenderem Album namens "Middle Man". Scaggs vertraute erneut auf die Mithilfe gewiefter und studioerprobter Gefährten wie TOTOs David Paich, Jeff Porcaro, David Hungate und Steve Lukather (mit einigen feinen Soli), sowie David Foster und Don Grolnick (Keyboards) und machte mit dem fulminanten Pop-Rocker Breakdown dead ahead und dem groovigen Tanzflächenfeger Jojo (erinnert ein wenig an TOTOs Georgy Porgy) auch in den Single-Charts wieder auf sich aufmerksam. Selbst ein Top-Star wie Carlos Santana war sich bei der David Foster-Ballade You can have me anytime nicht zu schade seine Saiten singen zu lassen.
Das von Soundspezialist Bill Schnee inszenierte Album besticht durch klangliche Klarheit und ausgewogene Differenziertheit und trägt in angemessener Form dem damaligen angesagten und bevorzugten Soundschema Rechnung. Die Jungs von TOTO und der später als CHICAGO-Produzent zu Platinehren aufgestiegene Co-Autor David Foster zeigen in allerlei packenden Momenten ihre ganze Klasse. Ein rundum gelungenes Album.

Frank Ipach, 10.10.2010

 

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