Bob Dylan The Witmark Demos: 1962-1964 - The Bootleg Series Vol. 9, Sony Music, 2010 |
Bob Dylan | Vocals, Guitar, Harmonica, Piano | |||
| ||||
![]() | ![]() | |||
CD 1: | ||||
01. Man On The Street (Fragment) | 14. Let Me Die In My Footsteps | |||
02. Hard Times In New York | 15. Ballad Of Hollis Brown | |||
03. Poor Boy Blues | 16. Quit Your Low Down Ways | |||
04. Ballad For A Friend | 17. Baby, I'm In The Mood For You | |||
05. Rambling, Gambling Willie | 18. Bound To Lose, Bound To Win | |||
06. Talking Bear Mountain Picnic Massacre Blues | 19. All Over You | |||
07. Standing On The Highway | 20. I'd Hate To Be You On That Dreadful Day | |||
08. Man On The Street | 21. Long Time Gone | |||
09. Blowin' In The Wind | 22. Talkin' John Birch Paranoid Blues | |||
10. Long Ago, Far Away | 23. Masters Of War | |||
11. A Hard Rain's A-Gonna Fall | 24. Oxford Town | |||
12. Tomorrow Is A Long Time | 25. Farewell | |||
13. The Death Of Emmett Till | ||||
CD 2: | ||||
01. Don't Think Zwice It's All Right | 12. Only A Hobo | |||
02. Walkin' Down The Line | 13. John Brown | |||
03. I Shall Be Free | 14. Only A Hobo | |||
04. Bob Dylan's Blues | 15. When The Ship Comes In | |||
05. Bob Dylan's Dream | 16. The Times They Are A-Changin' | |||
06. Boots Of Spanish Leather | 17. Path Of Victory | |||
07. Girl From The North Country | 18. Guess I'm Doing Fine | |||
08. Seven Curses | 19. Baby, Let Me Follow You Down | |||
09. Hero Blues | 20. Mam, You Been On My Mind | |||
10. Whatcha Gonna Do? | 21. Mr. Tambourine Man | |||
11. Gypsy Lou | 22. I'll Keep It With Mine | |||
![]() |
Eine weitere Folge der "Bootleg Series" liegt uns vor und will uns dabei helfen, das Phänomen Dylan weiter zu ergründen. Unlängst bin mittels eines Buches in die Entstehung von Dylans "Highway 61 Revisited" eingedrungen aber nun geht's ganz in die Anfänge. Die "Witmark Demos" sind jene Aufnahmen, die Dylan in den Proberäumen von Columbia getätigt hat, kurz nachdem er diese Songs geschrieben hat oder noch am entwickeln von ihnen war. Da wurden oft, bei etwas minderer Qualität, Schallplatten - sogenannte Acetate - davon gepresst, um sie anderen Künstlern vorzuspielen. Wir wissen ja, dass Dylans Songs von Beginn an gern gecovert wurden und z.b. Blowin' In The Wind ein Riesenhit für Peter; Paul & Mary war, aber gleichzeitig auch den Namen Bob Dylan bekannt gemacht und die Köpfe von Musikfans wie Plattenfirmendirektoren gebracht hat.
Als Judy Collins das erste Mal, auf einer dieser "Probepressungen" Tomorrow Is A Long Time hörte, liefen ihr vor Ergriffenheit die Tränen über das Gesicht. Nur um zu verdeutlichen, welche Magie auch solche "einfachen" Aufnahmen Dylans hatten. Und haben! Natürlich kennt die Fangemeinde Teile dieser Sessions bereits seit Jahren aus z. T. dubiosen Bootlegs, aber nun dürften sie erstmals in einer wirklich - überwiegend - sehr guten Klangqualität vorliegen.
Auf dem ersten Silberling sind noch eine Menge Songs, die dem Gelegenheitshörer nicht so geläufig sein dürften, aber auch der wird beeindruckt sein, von dem Schaffen dieses Interpreten. Man kann hier auch deutlich verfolgen, wie Dylans Musik nicht nur aus Folk, sondern genauso aus der Countrymusik und ganz besonders aus dem Blues schöpft.
Natürlich geschieht dies alles gewohnt wortreich und es macht auch Spaß Dylans Beschreibungen seiner Umwelt zu folgen. Besonders gut - ob war oder nicht - gefällt mir die Story von Rambling, Gambling Willie. Man muss ja bedenken, dass bis zu diesem Zeitpunkt kaum ein Künstler seine Songs selbst geschrieben hat und selbst Bob hat auf seinem ersten Album noch auf Traditionals und Bekanntes zurückgegriffen. Das sollte sich ändern und man kann an der Anzahl Songs auf dieser Doppel-CD schon sehen, welch gewaltigen Output der Künstler hatte.
Natürlich findet sich die frühe Version von Blowin' In The Wind hier drauf, noch ohne Mundharmonika und kommt einem etwas verhalten vor. Trotzdem ist das Potenzial schon hör- und spürbar.
Auch A Hard Rain's A-Gonna Fall findet sich hier in frühester, simpler Version und eben auch jenes Tomorrow Is A Long Time. Storys und Beschreibungen und Bilder zum damaligen Geschehen finden sich in dem umfangreichen 60-seitigen Booklet, das gesondert im Pappschuber steckt. Manchmal schüttelt man grinsend den Kopf über manche Entwicklung.
Deutlich bluesbeeinflusst sind Songs wie Quit Your Low Down Ways, während Stücke wie Bound To Lose, Bound To Win oder - ironischerweise, bei dem Titel - Talkin' John Birch Paranoid Blues an Johnny Cash erinnern.
Masters Of War verfehlt auch in dieser "rohen" Version seine Wirkung nicht, während Farewell sich als frühe Variante von Boots Of Spanish Leather entpuppt.
Das Meiste auf der zweiten CD dürfte dann schon geläufiger sein und ich kann nicht umhin, als dem Charme der Urfassungen von dem flott gezupften Don't Think Twice, It's Alright oder Only Hobo zu erliegen. Auch wenn mir, das nun vorhandene, Boots Of Spanish Leather etwas zu schleppend ist.
Dafür kommt When The Ship Comes In gut und dynamisch. The Times They Are A-Changin' gibt's hier nicht mit Gitarre und Mundharmonika, sondern vergleichsweise getragen am Piano gespielt und aus welcher Vorlage die BYRDS den Welthit Mr. Tambourine Man kann man hier auch hören.
Alles in allem erlebt man hier, wie ein Genie entsteht, sich entwickelt. Ist man fast Zeitzeuge, wie da einer das Musikgeschäft mit eigenen Songs revolutionierte. Die neunte Ausgabe der "Bootleg Series" ist zweifelsfrei ein musikhistorisches Dokument und man darf schon gespannt sein, was da noch alles erscheint.