Bernd Rinser

Southern Swamp Impressions

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 16.10.2008
Jahr: 2008

Links:

Bernd Rinser Homepage



Redakteur(e):

Steve Braun


Southern Swamp Impressions, Fenn Music, 2008
Bernd RinserVocals, Acoustic Guitars, Harp, Lap Steel, Drums
Uwe KnüppelUpright Bass, Percussions
Gäste:
Sebastian SchwarzenbergerE-Guitar on # 4, Dobro on # 7, 8 und 11
Thomas KleesE-Guitar on # 7 und 8
Chrisoph "Slidin" JohnDobro on # 3 und 12
Rainer WölflerDobro on # 6
Uli OechsnerMandoline on # 4, Pedal Steel on # 5
Mike KullackWashboard on # 7 und 10, Percussions on # 3, 4 und 10
Produziert von: Bernd Rinser Länge: 44 Min 50 Sek Medium: CD
01. Callin' You07. Love Is....
02. Struck By Love08. To Learn The Ways Of Love
03. Hangin' On Your Hook09. Backbone
04. Turn Off The Tap10. Wolfwoman Blues
05. Nothing But11. Never Forget
06. Management Blues12. Walking Under A Crescent Moon

In einer Szene, in der man viel zu häufig mit Egozentrikern zu tun hat, hebt sich ein Künstler wie Bernd Rinser wohltuend ab. Ist seine Musik doch, ebenso wie sein gesamtes Auftreten, ehrlich und absolut authentisch. Sein neues Album "Southern Swamp Impressions / Struck By Love", gerade Anfang Oktober erschienen, ist für wert-konservative Menschen wie mich ein tiefes Luftholen eindrucks all' der Showeffekte und des Theaterdonner in der Musik-Szene - dieses ganze Gedöns zwischen Plastik und Schminke....

Rinsers letztjähriges Album "Peace Of Mind" hatte ich assoziativ mit dem Element "Wasser" in Verbindung gebracht. "Southern Swamp Impressions" dockt genau an dieser Stimmung an, die ich seinerzeit mit "Fire On The Bayou" umschrieben habe. Als Alternativtitel für den Neuling würde mir spontan "In A Deep Cajun Night" einfallen. Der Leser möge bitte die Augen schließen und sich eine Lagerfeuerszene im tiefsten Louisiana vorstellen. Eine schwül-warme tropische Nacht, das Zirpen von allerlei Getier, Mückenschwärme, ein kühler Windhauch von den Bayous herüber, dazu ein langhaariger Freak mit akustischer Klampfe, einem Bottleneck und einer herben Stimme ausgestattet. In dieser Szenerie könnte "Southern Swamp Impressions" entstanden sein und ich bin mir ziemlich sicher, dass Bernd Rinsers Intention in diese Richtung gezielt haben mag.

Bernd Rinser geht den Wurzeln des Blues und Rock an die sprichwörtlichen "Roots". Er "entkleidet" beides und beschränkt sich auf die wesentlichen Merkmale: Einfache Songstrukturen und Instrumentierungen, ausgiebige Improvisationen sowie durch und durch analoge Instrumente und Technik. Diese oftmals als "Rock-Fossilie" verspottete Musik ist in den US absolut im Trend. Bands wie die BOTTLE ROCKETS waren und sind zielbestimmend für eine beachtliche Anzahl junger, hungriger Bands. An Deutschland geht diese Entwickungen kommerziell spurlos vorbei. Roots-Rock wird eine Nische für eine qualitätsbewußte Hörerschaft bleiben, da wird auch "Southern Swamp Impressions" wenig ändern können. Leider? Gott-sei-Dank??

Zwei Großmeister standen wohl für Bernd Rinsers neue Scheibe Pate. Das ist zum einen Gatemouth Brown, der meisterhaft Blues mit Zydeco und Cajun zu mixen wußte und -wenn es rockiger wird- John Campbell, der sich bekanntlich gerne auf seinen Lehrmeister Gatemouth Brown bezog. Gerade wenn zum "Bottleneck" gegriffen und schwermütig geslidet wird, grinst der "Devil In My Closet" ganz unverschämt hervor. Mir ist kein zweiter deutscher Gitarrist bekannt, der Campbell dermaßen verinnerlicht hat. Rinsers Harp fehlt vielleicht etwas die Virtuosität Crazy Chris Kramers, gleicht dies allerdings durch intensives, unter die Haut gehendes Spiel aus. Auch bei Johnny Cash, einem weiteren Großmeister, hat Rinser genau zugehört und bezieht dessen Country-Einflüsse fleißig ein.

Ich werde nun sicherlich nicht den Fehler machen, ein derart stimmungsvoll-dichtes Album gnadenlos auseinander zu dröseln. Ich bitte darum, es vielmehr als in sich stimmiges (Konzept-)Album zu betrachten. Der Song Struck By Love, gleichzeitig der Untertitel dieses Albums, ist der berühmte "rote Faden". Immer wieder kommt Bernd Rinser auf das Thema "Liebe" zu sprechen. Ansonsten werden kleine Geschichten aus zwischenmenschlichen "Beziehungskisten" und dem Musikeralltag erzählt. Die oben beschriebenen musikalischen Zutaten werden geschmackvoll variiert, sodass es zwischendurch auch schonmal ordentlich losrockt. Von besonderem Zauber sind Intro und Outro, letzteres mit Cello und Harp arrangiert, sowie die beiden Zwischenspiele: Hier wird's besonders atmosphärisch-dicht und eine fast meditative Magie breitet sich aus.
Wie auch beim Vorgänger "Peace Of Mind" arbeitet Rinser mit seinen langjährigen Partnern Uwe Knüppel (Bässe) und Sebastian Schwarzenberger (Elektifiziertes) zusammen. Die etwas zahlreicheren Gäste fügen sich nahtlos in das Konzept ein. Die Musiker agieren mir gaaanz viel Feeling....

"Southern Swamp Impressionds / Struck By Love" ist ein ehrliches Stück Musik weit abseits von allen ausgetretenen Pfaden. Ganz sicher nicht für die hektischen Augenblicke des Lebens geschaffen, sondern genau zum Abschalten von ebendiesen. Ob man sich jetzt zum Genuß dieser Scheibe hinter ein stilsicheres Glas Bier setzt oder -wie ich es vorziehe- einen schweren, erdigen Rotwein bevorzugt, ist einerlei - eine dreiviertel Stunde darf die "böse Welt" außen vor bleiben.
Auf ein weiteres Album Bernd Rinsers kann sich der geneigte Leser bereits jetzt einstellen, denn der Künstler arbeitet derzeit mit Hochdruck an einer neuen Scheibe, die im Januar 2009 erscheinen soll. Ich freue mich schon jetzt....

Steve Braun, 16.10.2008

 

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