Saga

The Urge

Berlin, Columbia Club, 13.11.2007

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 13.11.2007

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Redakteur(e):

Ralf Stierlen

Peter Tenzler


Berlin, Columbiaclub, 13.11.2007

Ein bisschen Wehmut schwingt am heutigen Abend schon mit, sogar im doppelten Sinne. Zum einen kehrt der Autor dem östlichen Teil der Republik nach nunmehr zwölf Jahren wieder den Rücken zu, was insbesondere im Hinblick auf das (rock-)musikalische und auch sonstige kulturelle Angebot in der Hauptstadt durchaus ein schmerzlicher Abschied ist. Auch habe ich hier, gerade in der Musikszene viele nette, selbstlose und unglaublich engagierte Leute kennengelernt, mit denen die Zusammenarbeit derart angenehm war, dass sie schon regelrecht freundschaftliche Züge annahm. (An dieser Stelle noch mal herzliche Grüsse an Lars, Peter, Arne von Noisolution, Timo von b.e.a.p., Christian von SAMOS, SAMAVAYO, THE OCEAN, und viele mehr ).

Und natürlich ist dies auch, zum dreißigjährigen Bandjubliäum, die Abschiedstour für Michael Sadler und damit wohl auch für SAGA, denn ohne ihren charismatischen Frontmann mit seiner unverwechselbaren, operettenhaften Stimme, ist ein Fortbestand der kanadischen Melodic-Prog-Rocker eigentlich undenkbar. Somit gab es auch bei den ca. 400 - 500 Zuhörern die eine oder andere Träne im Knopfloch. Das Publikum war insgesamt natürlich schon deutlich jenseits der ominösen dreißig Jahre (die allermeisten eher jenseits der vierzig), da SAGA ihre größten Erfolge in ihrer Frühphase Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre, gerade auch in Deutschland feierten.

Aber vor dem Auftritt des leicht bombastischen Fünfers aus Oakville gab es zunächst einmal deftige, bodenständige Kost von THE URGE. Die Jungs aus Newcastle mit John Miles Jr. an der Gitarre, der schnell deutlich macht, dass er mehr als nur der Sohn eines berühmten Vaters ist, zünden eine solide, äußerst partytaugliche Mischung aus klassischem, straightem Rock, Boogie, Rock 'N' Roll, Pub Rock und Blues Rock, der auf Anhieb viele Sympathien einheimst. Was natürlich auch an dem leicht spitzbübischen, typisch britischen Charme von Sänger Johnny Boyle liegt, der zudem mit seiner veritablen Rockröhre, irgendwo zwischen Chris Robinson, Danny Bowes und Steve Tyler gelegen, wie die berühmte Faust aufs Auge zu der schnörkellosen Abgehmucke passt.

The Urge The Urge

The Urge The Urge

THE URGE stellten natürlich in erster Linie ihr taufrisches Album "Lunch At The Lady Garden" vor, das unser Fred zurecht schon sehr wohlwollend beurteilt hat und brachten mit Better Off Without You, Blue Steel oder Lonely Road den Columbaiclub schon auf sehr ordentlich Betriebstemperatur. Das erlebt man schließlich in Berlin, wo sich das Publikum traditionell etwas abgeklärter gibt, auch nicht alle Tage, dass schon bei der support band die obligatorischen Mitsinganimationen recht ordentlich gelingen und die Menge einen Teil der Performance übernimmt. Natürlich war der klassische Rockduktus der Jungs auch genau das richtige für diese Zuhörerschaft, die noch wusste, wie eine LP aussieht und ehrliche, handgemachte Musik mit Bier- und Kneipengeruch zu schätzen weiß. Doch, THE URGE dürfen wiederkommen, war das einhellige Fazit nach einer knappen Dreiviertelstunde.

The Urge The Urge

Und dann heißt es Vorhang auf für SAGA. Michael Sadler ist, trotz grau-silbrig gewordenem Haupthaar, noch richtig gut in Schuss, sowohl stimmlich als auch vom Stageacting, das immer mit einem ordentlichen Schuss Theatralik und Pathos garniert ist und damit die weichen, runden, gefälligen Töne von Klassikern wie On The Loose, The Flyer oder You're Not Alone angemessen optisch umsetzt. Der mooggesättigte, volltönende Sound der Band spricht ohnehin mehr den Bauch als den Kopf an, die Band war, trotz progressiver Ausrichtung sich auch nie zu schade, mit einer eingängigen Hookline oder einschmeichelnden Melodie den direkten Zugang in Ohr, Herz (und letztlich Geldbeutel) ihrer Zuhörer zu finden. Und auch am heutigen Abend bekommt das Volk, was es will: die guten alten Hits und nur ganz wenig neues Material von "Trust" oder "10.000 Days" - was letztlich eine gute Wahl ist, entpuppen sich die aktuellen Songs doch als eher flach, eindimensional und einfach nicht zündend genug.

Saga Saga

Saga Saga

Mir geht es sicherlich wie vielen , dass mir die ersten drei Alben der Band sehr gut gefielen, mit dem kommerziellen Erfolg "Worlds Apart" aber schon ein wachsendes Desinteresse einsetzte (die Scheibe flacht nach gutem Beginn einfach zu sehr ab) und man sich ab "Heads Or Tales" eigentlich nicht mehr sonderlich mit SAGA beschäftigte. Vielleicht lag es am Fehlen von "Harold, The Locust", diesem abgedrehten Weltraum-Insekt, das die Cover von "Saga", "Images At Twilight" und "Silent Knight" zierte? Jedenfalls stimmte die Balance zwischen Prog und eingängigem melodischem Rock, sattem Moog-Bass und stakkatoartigen Gitarren, vollfetten Keyboardsounds und glockenhellem Gesang, atmosphärischen und groovenden Songs nie mehr so wie in den Frühwerken.

Saga Saga

Diesem Umstand wurde, wie schon erwähnt, mit einer Klassiker-lastigen Setlist Rechnung getragen, wobei manches mit den Jahren zwar etwas Staub angesetzt hat, aber immer noch Erinnerungen wachruft und dem gestandenen Rockfan mitunter auch eine Gänsehaut über den Rücken jagt oder ein kleines Tränchen verdrücken lässt. Zu schön sind Stücke wie Careful Where You Step oder Times Up, das Sadler in der kammermusikalischen Version zum Besten gibt. Trotzdem die Band diese Sachen in ihrer dreißigjährigen Karriere schon tausendfach über die Bretter gehen ließ, wirkt hier nicht wie abgenudelt oder zur Routine verkommen, die Jungs wirken frisch, motiviert und mit Spass bei der Sache. Im Gegensatz zu vielen anderen in die Jahre gekommenen Formationen stehen bei Saga ja immmerhin noch drei Gründungsmitglieder auf der Bühne und auch Jim Gilmour ist ja bereits seit dem dritten Album, somit seit 1980 dabei. Leider musste Brain Doerner gesundheitsbedingt passen (er erlitt vor der Tour einen Herzanfall), so dass nunmehr Chris Sutherland am Schlagzeug sass, der seine Sache aber recht solide machte.

Saga Saga

Jim Gilmour gab mit Scratching The Surface seinen Solopart, mit tatkräftiger Unterstützung des Publikums und war der Herrscher über seine Keyboards in bester, altmodischer Spätsiebziger-Manier. Jim Crichton, zwischen Bass und Moogs pendelnd, wirkt als Ruhepol auf der Bühne, der aber die Fäden des Ganzen in der Hand hält, während Sadler und Ian Crichton die spektakulären Farbtupfer setzen. Wobei ich nie so einrichtiger Fan von Ian Crichtons Spiel war, da sind mir zu viele single notes enthalten, da siegt Geschwindigkeit über die vielfältigen Klangmöglichkeiten einer Gitarre. Der obertonreiche Sound doppelt mitunter lediglich die Keyboards, statt eine eigene Stimme hinzuzufügen. Aber egal, in den magischen Momenten, von denen SAGA einige zu bieten hat, funktionier alles bestens. Zwei davon kommen, mit feinem Gespür und Timing als Zugabe: das lebendige Humble Stance und, als krönender Abschluss, das vielstimmig gefordert Don't Be Late. Satte zwei Stunden gehen zu Ende, in denen SAGA ihren Ruf als hervorragende Liveband bestätigen konnten und somit ein gutgelauntes, wenn auch wehmütiges Publikum zurücklassen. Aber man soll ja aufhören, so lange man noch mit Würde abtreten kann, insofern wäre es ein Abschied mit Stil.

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