Ashley Cleveland Before The Daylight's Shot, 204 Records, 2006 |
Ashley Cleveland | Acoustic Guitar & Vocals | |||
Kenny Greenberg | Electric Guitars | |||
Jimmy Lee Sloas | Bass (Queen Of Soul, Streams Of Mercy & The Blessing) | |||
Mark Hill | Bass | |||
Mike Brignardello | Bass (Higher Ground & Roll Away The Stone) | |||
Chris McHugh | Drums | |||
Tom Hambridge | Drums (Higher Ground & Roll Away The Stone) | |||
Mike Lawler | Hammond B-3, Keyboards | |||
Eric Darken | Percussion | |||
Charlie Judge | Keyboards (Streams Of Mercy) | |||
Aaron Shannon | Keyboards (I Need Jesus, Deeper Walk & Roll Away The Stone) | |||
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1. Queen Of Soul | 6. Satisfied With Drowning | |||
2. Higher Ground | 7. Twilight Hour | |||
3. Streams Of Mercy | 8. I Need Jesus | |||
4. The Blessing | 9. Deeper Walk | |||
5. Ready Or Not | 10. Roll Away The Stone | |||
Ja, es stimmt, ich war ihr über lange Jahre untreu, hab sie eigentlich komplett aus den Augen verloren und erinnerte mich ihrer nur noch kurzzeitig, wenn ich auf einer meiner alten gemischten Musikkassetten über einen Song von ihr stolperte.
Dabei fing das mit Ashley Cleveland und mit mir recht vielversprechend an. Anfang der 90er sah ich sie via MTV an einer Straßenecke stehen und mit einer beeindruckenden Stimme rief sie mir "See you in the Big Town" entgegen. Da dazu noch ordenlicht E-Gitarren lärmten, war das zugehörige Album ("Big Town", 1991) bald meines und stundenlang erfreute ich mich an dieser rauen, voluminösen Rock-Stimme. Auch wenn's nicht immer Rock war, klang es doch immer powervoll und mächtig.
1998 trafen wir uns kurz wieder und Ashley hatte eben einen Grammy für ihr Album "You Are There" abgegriffen, auf dem sich übrigens eine der drei besten Coverversionen von Gimme Shelter befindet.
Natürlich war ich nicht der einzige, der von der Lady angetan war und so sicherten sich über die Jahre Leute wie John Hiatt - auf den Alben "Slow Turning" und "Stolen Moments" - und Joan Baez ihren Backgroundgesang. Auch ein Johnny Van Zant (LYNYRD SKYNYRD) wertete sein "Brickyard Road" mit Mrs. Clevelands Gesang auf.
Ja und dann, unlängst, fällt mir Frau Cleveland doch auf dem aktuellen Album von Chris Knight auf. Auch da ist sie vertreten.
Kurze Recherche, und, jawohl, ein neues Album hat sie auch am Start!
Nennt sich "Before The Daylight's Shot" und mit Queen Of Soul schleicht sie sich sofort gefährlich nahe heran. Spartanisch werden die Blues-Akkorde gezupft, bevor diese Stimmnaturgewalt die Band unnachgiebig mitreißt und zwar nicht sonderlich schnell aber eindringlich gerockt wird. Des Eindrucks einer frühen Tina Turner kann man sich nicht erwehren. Donnerwetter, hat wohl nix verlernt, die Kleine.
Einen Texas-SRV-Blues-Shuffle lässt sie mit Higher Ground folgen. Nicht besonders originell, aber man freut sich doch daran und Ashley überzeugt ja, wie schon oft bewiesen, selbst ohne instrumentale Begleitung. Ob der Titel in Stevie Wonders Original auch so rockt, vermag ich nicht zu sagen.
Ich hatte es damals schon geahnt und heute bin ich mir sicher, dass man hier einer der hervorragendsten weiblichen Stimmen im Rockbusiness zuhört. Da können Songs ruhig auch mal balladesker sein, wie Streams Of Mercy, und die Stimme muss auch nicht immer in den roten Bereich gefahren werden. Das erinnert mich öfter an die HEART-Sisters, nur dass Ashley allein für die Schauer sorgt.
The Blessing überrascht, für Ashleys Verhältnisse, mit ungewohnt rockigen Gitarrenriffs und das Tempo wird auch deutlich erhöht. Da klingt ja fast etwas Joanna Dean durch. Noch so ein zuwenig beachtetes Talent.
Ready Or Not, was für eine Frage. Wer könnte diesem schleppenden Swamp-Blues widerstehen? Da kann sich die Stimme der Sängerin richtig reinsuhlen und für vor Wonne fast schmerzverzogene Gesichter sorgen. Hätte ruhig noch etwas länger dauern dürfen.
Zur Erholung folgt mit Satisfied With Drowning eine eher folk-poppige, wenngleich anrührende Ballade.
Das schwungvoll-rockige Twilight Hour entpuppt sich zu einem kleinen Ohrwurm. Mancher Heartland/Americana-Rocker würde diesen Song auch gerne im Repertoire haben und je länger ich da zuhöre, desto mehr muss ich bei diesen Harmonien an die BRANDOS denken.
Eine gewisse Religiosität hat bei Ashley Cleveland schon immer mitgeschwungen und hat mich, zugegeben, oft etwas peinlich berührt. Heute komme ich mit einem Song wie I Need Jesus besser klar, zumal sowohl Gesang als auch Instrumente sehr rau zu Werke gehen und für einen rockig-hymnischen Charakter sorgen.
Den sehr stimmungsvollen Deeper Walk schlendert man gerne, zusammen mit Mrs. Cleveland, in diesem folkigen Gewand.
Leon Russells Roll Away The Stone - aus dem Jahre 1970 - wurde von Fans oft eine Ähnlichkeit zu MOTT THE HOOPLEs All The Way From Memphis beschienen. Diese Version hier wird von einer großen Dynamik bestimmt, die zunächst eher gemächlich beginnt, im Verlauf aber immer mehr Dreck anhäuft und immer mehr rockt und rockt und ... Geil!
Von Comeback kann man nicht reden, da Ashley über die Jahre immer Alben veröffentlicht hat, aber ich heiße sie wieder willkommen in meinen Playlisten und wer erst mal ein Ohr riskiert hat, der wird ebenfalls einen Platz in seinem Zimmer frei machen, für Ashley Cleveland.