Alvin Lee Live At Rockpalast, Repertoire Records, 2013 |
Alvin Lee | Vocals, Guitar | |||
Mick Hawksworth | Bass | |||
Tom Compton | Drums | |||
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DVD & CD: | ||||
01. Intro | 07. I'm Goin Home | |||
02. Gonna Turn You On | 08. Choo Choo Mama | |||
03. Help Me | 09. Rip It Up | |||
04. Ain't Nothin' Shakin' | 10. Sweet Little Sixteen | |||
05. Bass Boogie | 11. Roll Over Beethoven | |||
06. Hey Joe | ||||
Warum sich der Erwerb dieser CD/DVD lohnt? Allein schon wegen der Zugabe! Das ist jetzt nicht so außergewöhnlich, wenn bei diesem Programmpunkt ein alter Rock'n'Roll-Kracher runtergeschrubbt wird, aber die Bilder auf der DVD sind zu göttlich!
Der am 6. März 2013 so unerwartet verstorbene Alvin Lee trat vor 35 Jahren, am 15. September 1978, mit seiner Band TEN YEARS LATER im Rockpalast des WDR auf und lieferte eine mitreißende Performance. Man fragt sich zwar, was da jetzt so viel anders war als bei seiner einstigen Band TEN YEARS AFTER, denn vom Muskalischen unterscheidet sich das kaum und auch die ihm so verhassten großen Hallen werden selten größer als die Essener Grugahalle gewesen sein. Trotzdem war Lee hinterher voll es Lobes und bezeichnete den Rockpalast-Abend als die beste TV-Show, bei der er je aufgetreten sei.
Anfangs noch etwas stockend - Gonna Turn You On ist trotz des Titels nicht so der Bringer - kam schnell Schwung in den Auftritt, als Alvin bei Sonny Boy Williams' Help Me zur Blues-Harp greift und diese später im Solo auch als Slide einsetzt. Da war die Band schon ordentlich auf Betriebstemperatur und das Publikum ohnehin froh, die Woodstock-Legende live auf der Bühne zu erleben.
Natürlich tauchen in Lees Soli immer wieder bekannte Licks und Phrasen seiner einzigartigen Woodstock-Show auf, aber weil er immer mit so viel Energie und Herzblut spielt, stört das wirklich nur die Erbsenzähler. Er gibt praktisch immer ordentlich Gas und die vier Marshall-Türme hinter ihm unterstützen das bestens. Was waren das noch für Zeiten!
Was er vielleicht gegenüber TYA vorzog, war das Spiel im Trio, weil das, wie er sagte, ihm mehr Freiheiten gab. Oder auch seinen Sidemen, denn Bassist Mick Hawksworth bekommt in Bass Boogie die Freiheit ein dröhnendes Bass-Solo zu spielen. Wir vermuten schon richtig, dass das der einzige dieses Songs gewesen ist. Das Wort "Freiheit" taucht ja oft genug im Schaffen von Alvin Lee auf.
Wenn es sein muss, nimmt Lee hier auch mal den Mikroständer, um damit über die Saiten seiner legendären "Big Red" zu rutschen, oder unterstützt den Drummer in I'm Going Home mit einer Percussion-Einlage auf dem Mikrofon. Letzterer Song ist natürlich Höhepunkt der Show, auch wenn er sich, wie meist, nicht großartig vom einstigen Meilenstein unterscheidet. Als Gitarrist kann man eigentlich nicht anders, als spätestens hier die Klampfe hervorzuholen und mit zu jammen!
Zwischendurch gibt’s Jimi Hendrix' Hey Joe ohne zu weit von der Vorlage abzuweichen. Macht trotzdem Spaß und ist eine nette Geste von Alvin Lee. Bei Choo Choo Mama wird's dann musikalisch und optisch sehr Gallagher-like. Boogie in bester Manier, rau, schnell, laut und mit voller Kraft gespielt!
Zum Ende folgen die Tribute von Alvin an seine einstigen Vorbilder Scotty Moore, Chuck Berry usw.
Das ist ein weiterer Pluspunkt dieser Veröffentlichung, dass Sweet Little Sixteen und Roll Over Beethoven damals gar nicht gesendet wurden, aber hier enthalten sind. Vor Roll Over Beethoven war eigentlich schon die Zugabe "über die Bühne" und das Saallicht ging an. Die deutlich ausgedünnte Menge - die Peter Gabriel-Fans vom Beginn des Abends werden schon die Flucht ergriffen haben - tobt immer noch in kaum zu bändigender Manier. Albrecht Metzger betritt schließlich die Bühne, um zu sagen: "Er kommt nicht ...", als ihm Peter Rüchel zur Seite und ins Wort springt um ihm "Doch! Er kommt!" zuzurufen. Der Jubel ist natürlich überwältigend und Alvin und Band legen nochmal kurz und heftig los.
Ein passender Schluss für einen richtig geilen Auftritt. High Energy Blues-Rock'n'Roll!