A.J. Hobbs Too Much Is Never Enough, Booker Records, 2017 |
A.J. Hobbs | vocals, guitar | |||
Storm Rhode IV | guitar | |||
Jeremy Long | guitar, pedal steel, keyboards | |||
Ted Russell Kamp | bass | |||
John Schreffler Jr. | pedal steel | |||
Aubrey Richmond | fiddle | |||
Brian Whelan | organ, piano | |||
Matt Lesser | drums | |||
Jim Doyle | drums | |||
Dominique Pruitt | vocals | |||
Makeda Francisco | background vocals | |||
| ||||
01. Too Much Is Never Enough | 07. Shit Just Got Real | |||
02. Life Without You | 08. Are You Going To Tennessee? | |||
03. The Loser | 09. A Whole Lot Of You And Me | |||
04. The Bottle Let Me Down | 10. Take It Slow | |||
05. Daddy Loved The Lord | 11. Waylon & Merle | |||
06. Eastside | 12. Tomorrow I'll Be Hurtin' | |||
Wie wird man ein Outlaw-Country-Musician? Indem man sich mit Stoppelbart und Stetson in einer staubigen Wüste fotografieren lässt? Reicht nicht. Indem man Merle Haggards The Bottle Let Me Down mit einer Bläsertruppe neu aufnimmt? Reicht auch nicht. Indem man auf der eigenen Webseite den Outlaw in sich ganz besonders betont und die Lebensgeschichte mit einem „drunk daddy“ und Anekdoten über das Sich-überall-fremd-fühlen ausbreitet? Reicht ganz sicher nicht…
Ein Outlaw per Self-Deklaration, zumal einer, der dann noch „Outlaw-Soul“ spielen will, das riecht dann doch arg nach Marketing-Idee. Ob die noch lebenden echten Outlaws wie Willie (Nelson) und Kris (Kristofferson) das witzig finden? Immerhin macht A.J. Hobbs auf seinem Debüt-Album keinen Hehl aus seiner Verehrung für die alten Helden: Vom Cover ( Hobbs in Woody Guthrie-Pose) über den CD-Titel ("Too Much Is Never Enough") bis hin zur ständigen Untermalung der Songs durch Pedal Steel und die Rolling Licks der Gitarren – hier klingt alles nach Old-Time-Country im modernen Gewand. Inklusive Hobbs, der mit dem nötigen Reibeisen in der Stimme Are you going to Tennessee swingt oder A Whole Lot Of You And Me barmt. Und dabei alle nötigen Klischees vom Cowboy mit wenig Geld in den Taschen und wenig Sprit im Tank, dafür aber mit umso größeren Herzen, herbeisingt. Und natürlich darf ein flottes Duett – hier mit Dominique Pruitt – nicht fehlen (Take It Slow), das garantiert die Nashville-Granden entzückt .
Und wie war das mit dem Soul in dieser Country-Platte? Nun ja, ein oder zwei Mal bittet Hobbs ein paar Gospelstimmen zum Einsatz und ändert damit tatsächlich den Charakter des Albums ein bisschen. Eastside ist so eine Ballade, die durchaus ans Herz geht, wenn Country und Soul verschmelzen und die Chor-Sängerinnen Hobbs anspornen. Aber muss man deshalb gleich den Vergleich mit THE BAND und Joe Cocker herbeischreiben? In diese Stiefel muss A.J. Hobbs wohl noch lange hineinwachsen. Und so bleibt als ehrlichster Song eines „Ok“-Albums einer hängen, der den verstorbenen Vorbildern ganz direkt Tribut zollt: Waylon & Merle macht klar, woher Hobbs seine Inspiration, aber auch die meisten seiner Ideen hat. Vermutlich wird’s die beiden da oben im Outlaw-Himmel freuen…