ZZ Top & Status Quo
St. Goarshausen, Loreley, 09.07.2017 |
Die Sonne meint es gut mit uns, meinem Kumpel Matthias und mir. Der Vater Rhein blinzelt uns ebenso zu, als wir an einem herrlichen Sommersonntag seinem Verlauf am rechten Ufer Richtung St. Goarshausen folgen. So ein Package ist mir weitaus lieber als ein “Rock im Sonstwas“ mit 100 Bands, von denen mir 97,5 am Arsch vorbeigehen. Aber ein Anheizer muss natürlich auch hier sein und begibt sich um 18.30 Uhr die Blues Rock-Combo RED DEVILS auf die Bühne. Wer gedacht hat, es handele sich um eine lokale Band, der man hier ein paar Minuten auf den Steinen, die Teil der Rockwelt sind, verschafft, sieht sich getäuscht. Tatsächlich stammen die fünf Herren aus Los Angeles und zumindest ein paar der Mitglieder waren damals dabei, als sich kein Geringerer als Mick Jagger ihrer Dienste bediente, um ein Album einzuspielen, das letztlich nie erschien. Eine gute halbe Stunde unterhalten die RED DEVILS mit Blues Rock und Boogie, der mal an STONES-Songs, wie Hip Shake, mal an die Boogie Blueser von CANNED HEAT erinnert. Obwohl sicher kaum einer im Publikum einen Song kennt, ernten sie für ihren Gitarren- und Harp-lastigen Rock freundlichen Applaus. Wahlweise Francis Rossi – einzig verbliebenes Original-Mitglied – , Keyboarder Andy Bown oder der langjährige Bassist Rhino Edwards übernehmen die Gesangsparts, die der im letzten Dezember verstorbene Rick Parfitt nicht mehr beisteuern kann. Leichter Ärger überkommt mich, dass so gar kein Sterbenswörtchen über die einstige Identifikationsfigur der Band über die Lippen der Protagonisten kommt.Auch optisch wird in keinster Weise an ihn erinnert. Über die Lippen der Fans kommt dafür reichlich. Das typische “Hello-oh“ wird vielstimmig erwidert und bei dem Medley, welches mit What You’re Proposing beginnt und über Wild Side Of Life schließlich in Again And Again mündet, sind Viele schon recht textsicher. Auf der Bühne müht sich vor allem Bassist Edwards als “Einpeitscher“ ab, während Rossi eher in legerem Gang über die Bühne schlendert und nur hin und wieder “in Action“ verfällt. Parfitt-Ersatz Richie Malone kann man es schlecht vorwerfen, aber das Charisma von Parfitt, der nur mit einer auffordernden Kopfbewegung ein Stadion zum kollektiven Ausrasten bringen konnte, das sucht man bei ihm vergeblich. Sein Gitarrenspiel ist solide, aber auch hier könnte man das Haar in der Suppe suchen. Die neueren Songs The Oriental und Creepin‘ Up On You nutzen einige Besucher für den Bier-Nachschub, aber spätestens bei den bekannt Klängen von In The Army Now ist die Army wieder komplett. Ist auch nötig, denn Francis Rossi braucht doch mittlerweile gehörig gesangliche Unterstützung. Da ist er um jede Pause, in der die Fans den Gesang übernehmen, froh. Die nächste Gitarre, der nächste Song: Andy Bown haut in die Tasten und Rockin’ All Over The World treibt die Menge nochmal zu stimmlichen Höchstleistungen. Ja, ich gestehe, auch ich stimme mit ein. Burning Bridges war nie mein liebster QUO-Song und auch hier hätte ich ihn nicht als ersten Song der Zugabe gebraucht. Der lockere Party-Sound kommt aber gut an und natürlich wird ordentlich mitgehüpft. Ich krieg dafür die Melodie zwei Tage nicht aus dem Kopf… Genauer hinhören wollen wir aber beim folgenden Act: ZZ TOP! Aber dafür war er richtig gut! Ohne großes Brimborium kommt die Li‘l Ol‘ Band from Texas auf die Bühne. Lediglich die Stimme aus dem Off dröhnt uns deren Namen um die Ohren. Und mit all ihrer Coolness hauen sie uns gleich ein Got Me Under Pressure um die Ohren. Der Sound ist spitzenmäßig und der Groove unnachahmlich. So klingt seit Jahrzehnten nur eine Band! Mit dem Double Waitin‘ For The Bus und Jesus Just Left Chicago werden auch gleich Anhänger der frühen Stunde gewonnen und gleich darauf rockt uns Gimme All Your Lovin‘ zurück in die 80er. Egal ob neuere Titel, wie Pincushion, oder alte Klassiker, wie I’m Bad I’m Nationwide, der Sound passt einfach und auch gesanglich gibt es nix auszusetzen. Gibbons brummt und raspelt sich durch die Texte und Hill sorgt hier und da für ein paar grellere Töne. Dann geht’s aber wieder ans selber Eingemachte und Cheap Sunglasses erfreut die Hardcore-Fans. Ich wage zu bezweifeln, dass die Sonnenbrillen der Herren auf der Bühne so billig sind, aber ihr Sound ist jedenfalls hochkarätig. Mit Chartreuse bringen sie sogar einen Song ihres hervorragenden “La Futura“-Albums. Ist es nun ihr eigenes Tush dass ich hier herauszuhören meine, oder doch gar Long Live Rock’n’Roll (RAINBOW)? Ich vermag es nicht mehr zu sagen, aber Spaß hat’s gemacht! Leider bleibt uns ein Wetterumschwung nicht erspart und dunkelste Wolken drängen heran und werfen erste Regentropfen auf uns. Da kann ZZ TOP mit La Grange noch eine Weile gegenhalten und kaum einer denkt an ein Unwetter. Das rockt einfach zu gut. |