Yes The Word Is Live, Rhino Records, 2005 |
Auszug: | Jon Anderson | Vocals, Acoustic Guitars | ||
Chris Squire | Bass | |||
Steve Howe, Peter Banks, Trevor Rabin | Guitars | |||
Bill Bruford, Alan White | Drums, Percussion | |||
Rick Wakeman, Patrick Moraz, Tony Kaye, Geoff Downes | Keyboards | |||
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CD 1: | ||||
1. Then | 5. Yours Is No Disgrace | |||
2. For Everyone | 6. I've Seen All Good People | |||
3. Astral Traveller | 7. America | |||
4. Everydays | 8. It's Love | |||
CD 2: | ||||
1. Apocalypse | 6. Circus Of Heaven | |||
2. Siberian Khatru | 7. The Big Medley | |||
3. Sound Chaser | 8. Hello Chicago | |||
4. Sweet Dreams | 9. Roundabout | |||
5. Future Times/Rejoice | ||||
CD 3: | ||||
1. Hearts Of The Sunrise | 6. Rhythm Of Love | |||
2. Awaken | 7. Hold On | |||
3. Go Through This | 8. Shoot High Aim Low | |||
4. We Can Fly From Here | 9. Make It Easy/Owner Of A Lonely heart | |||
5. Tempus Fugit | ||||
YES sind eine der wenigen Bands aus den 60's, die die Jahrzehnte einigermassen schadlos überlebt haben und weiterhin fleissig an ihrem Legendenstatus werkeln. Zahlreiche Veröffentlichungen, gerade in den letzten Jahren, zeugen von ungebrochener Geschäftstüchtigkeit und anhaltender Spiellaune.
Die YES-Legende gründet allerdings auf den sagenumwobenen Alben aus den frühen 70's. "Fragile", "Close To The Edge", "Relayer" und "Tales From Topographic Oceans" trafen seinerzeit so ziemlich genau den Nerv der Zeit, waren wegweisend für viele nachfolgende Prog-Rock-Bands und klingen auch heutzutage noch keineswegs hoffnungslos antiquiert.
Nicht zuletzt nährt sich der Legendenstatus dieser urbritischen Formation an der Einzigartigkeit seiner Protagonisten, die durch ihre bemerkenswerte instrumentale Handschrift den YES-Sound als stets gut zu identifizierendes Unikat prägten. Oder gibt es neben Jon Anderson sonst noch einen Sänger mit derartiger vokaler Prägnanz und Unverwechselbarkeit ? Natürlich scheiden sich die Geister an Andersons engelsgleicher Stimme, aber ihr Wiedererkennungswert scheint gleichwohl ohne Zweifel zu sein.
Das Gleiche gilt wohl für Steve Howes schwer zu kopierenden Gitarrenstil, dieser gewagten Mixtur aus jazzigen, rockigen und klassischen Elementen und Chris Squires unheimlich präsenten metallisch knackenden Rickenbacker-Bass-Sound, der sich wie selbstverständlich mit seinen kontrapunktischen Melodiebögen innerhalb des fein gewobenen YES-Geflechts behauptet und die Rolle der Bassgitarre als banales Begleitinstrument seit jeher ignoriert. Also, drei stilprägende Ikonen, die die Gruppe YES, auch als Hauptkomponisten, ausmachen, ohne die wichtigen Leistungen des Tastenmannes Rick Wakemann und des Drummers Alan White schmälern zu wollen (nur um hier mal die wichtigsten YES-Langzeitmitglieder zu nennen).
All diese Vorzüge, diese oftmals wahnwitzige, instrumentale Meisterschaft, das unnachahmliche Pendeln zwischen scheinbar kühler technischer Präsision und zarter und versponnener Poesie, das stetige Auf und Ab zwischen rhythmisch vertracktem Irrwitz und milde säuselnder Zärtlichkeit, die Finesse selbst hinter den eingängigsten Ohrwürmern, ja, all dies trifft sich auf der neuen 3-CD-Box "The Word Is Live", um zum wiederholten Male YES' konzertante Fähigkeiten auf knapp vier Stunden zu dokumentieren. Doch bei aller musikalischen Brillianz stellt dieses Live-Opus kein absolutes Glanzlicht dar.
Konzertausschnitte aus allen Band-und Besetzungsphasen von 1970 bis 1988 werden mit Songs nachgezeichnet, die sich mit dem grosskalibrigen Live-Werk "Yessongs" aus den Siebzigern zwar öfters überschneiden (jedoch bislang unveröffentlichte Aufnahmen bieten), aber immerhin auch einige seltene Schmankerl wie z.B. das knapp 16-minütige Paul Simon-Cover America, auf dem Steve Howe zu atemberaubender Höchstform aufläuft, bereithält. Oder auch das 1979 in Chicago aufgezeichnete Awaken, das immer noch für Gänsehautmomente sorgt.
Doch aufgemerkt, die Uralt-Aufnahmen (Then und For everyone) aus John Peels 1970-er Radio-Show bleiben trotz aller musikhistorischer Wichtigkeit weit hinter den üblichen soundtechnischen Erwartungen zurück. Obwohl Steve Howe persönlich am Mixing und bei der Auswahl des Tonmaterials beteiligt war, liessen sich offenbar trotz der technischen Errungenschaften der heutigen Zeit, keine besseren Versionen bewerkstelligen. Da nutzte selbst das feinste aller Remastering-Verfahren nichts . . .
Die beiden schwedischen Dokumente aus 1971 Astral traveller und Everydays klingen leider auch nur wenig besser und machen nicht wirklich Spass. Zum Glück wird es anschliessend immer hörenswerter, so dass man sich im Laufe dieser 3-CD-Box auf normalen Live-Standard-Sound einstellen darf, ohne allerdings zu sehr verwöhnt zu werden. Die rein musikalische Leistung der Band bleibt aber, bis auf unwesentliche Ausnahmen, stes makellos.