Yasi Faith, 36 Music, 2017 |
Yasi Hofer | Gesang, Gitarre & Keyboards | |||
Gastmusiker | ||||
Marco Minnemann | Schlagzeug | |||
Christoph Scherer | Schlagzeug & Percussion | |||
Hellmut Hattler | Bass | |||
Steffen Knauss | Bass | |||
Katja Stoffels | Bass | |||
Simon Bamberger | Keyboards | |||
Jürgen Schlachter | Sounds & Programming | |||
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01. Cosmic Stars | 07. Eclipsed | |||
02. Feeling Zany | 08. Come Out To Me | |||
03. Tender Storms | 09. Clouds | |||
04. Painting My Own World | 10. Liar | |||
05. Faith | 11. Flying High Again | |||
06. Crossfire | 12. Namaste | |||
Auch nach mehreren Jahrzehnten ist die Rockmusik eine überwiegende „Männer“-Gesellschaft. Das so genannte schöne Geschlecht hat es in der Szene immer noch mit zahlreichen Vorurteilen zu tun, auch wenn mittlerweile der Anteil der Musikerinnen deutlich gestiegen ist. Überwiegend ist das der Position der Sängerin zu verdanken, allerdings tauchen auch immer mehr extrem talentierte Instrumentalistinnen in den Bands auf. So zum Beispiel Nita Strauss und Orianthi, die sich in der Alice Cooper-Band die Solo-Gitarre weitergereicht haben. Oder auch Merel Bechthold, die bei DELAIN die sechs Saiten (zusammen mit Timo Somers) bedient. In der Szene mischt aber auch eine Deutsche mit, die sich trotzt ihrer jungen Jahre schon internationale Meriten erarbeitet hat: Yasi Hofer.
Begonnen hatte Hofer eigentlich mit dem Geigespielen, wechselte dann jedoch mit zwölf Jahren zur Gitarre. Ihr damaliger Lehrer infizierte sie mit dem Vai-Virus – wie in Steve Vai. Der amerikanische Großmeister selbst war es dann, der Hofer im zarten Alter von 14 Jahren bei einem Konzert in Ulm zu sich auf die Bühne bat, wo beide den Song Answers gemeinsam spielten. Weitere Gastauftritte sollten folgen. Ihre musikalische Ausbildung begann Hofer mit 15 Jahren an der Musikhochschule Stuttgart, die sie nach drei Semestern wieder verließ, um ihr Studium am Berklee College of Music fortzusetzen. Im Januar 2014 zeigte die harte Arbeit dann die ersten vorweisbare Erfolge, nämlich in der Gestalt des ersten Solo-Albums, “Yasi“. Darauf zeigte Hofer neben einer sehr ausgereiften Spieltechnik zudem ein beeindruckendes Händchen für Songwriting.
Nach drei Jahren ist es nun so weit und Hofer steht mit einem neuen Solowerk in den Startlöchern, um Fans von Joe Satriani, Vai & Co. von sich zu überzeugen. Und wahrlich, die junge Dame brennt erneut ein spieltechnisches Feuerwerk ab. Denn rein von der Technik her braucht sie sich nicht vor den Vergleichen mit den großen Namen der Szene zu scheuen. Und auch ein feines Näschen für eingängige Melodien bringt Yasi Hofer mit. Aber sie ist mit demselben Problem konfrontiert, wie es viele andere Solo-Gitarristen auch haben: wie kann ich mich von der Masse der „Konkurrenten“ (nur im Sinne von Konkurrenz um die Aufmerksamkeit der potenziellen Käufer) abheben? Denn einen eigen Stil oder gar ureigenen Sound wie bei Satriani, Vai oder vielleicht auch noch Eric Johnson kann man hier nicht entdecken. Und ein Stück wie etwa Faith klingt eben schon ein wenig mehr als nur einfach bei Satch „entliehen“.
Das beste Gegenmittel ist da natürlich, dass Hofer einen Großteil der Songs mit Gesang versehen hat. Denn sie verfügt über eine sehr angenehme Stimme und versteht es auch diese zu ihrem größtmöglichen Vorteil einzusetzen. Und so bekommen die eingestreuten Instrumental-Tracks dann auch eher einen besonderen Flair. Und ich denke, diese Aufteilung wird ihr auch bei künftigen Konzerten hilfreich sein, um die Aufmerksamkeit des Publikums aufrecht zu erhalten. Und bei einem Stück wie Liar erinnert mich das schon auch mal sehr an eine Band wie THE PRETTY RECKLESS und deren Sängerin Taylor Momsen. Was aber auch für die enorme Wandelbarkeit spricht, die Hofer hier zeigt und die sicherlich ein Vorteil für sie ist. Sie lässt einfach mal ein wenig Blues-Einflüsse durchscheinen, wie etwa in Feeling Zany und sogar mehr noch bei Come Out To Me und das passt genauso gut zu ihr wie ein technisch komplexes Instrumental-Stück.
Yasi Hofer ist eine wirklich unglaublich talentierte Gitarristin, die mit Sicherheit ihren Weg gehen wird. Denn sie bietet wirklich für nahezu jeden Gitarren-Geschmack etwas. Von einem tollen Sound und tollen technischen Fertigkeiten über ein gutes Gespür für Melodien bis zu einer sehr guten Gesangsstimme. Kein Wunder, dass sie es geschafft hat mit diesem Gesamtpaket dann auch noch so namhafte Gastmusiker wie Marco Minnemann (bei Cosmic Stars, aktuell Live-Schlagzeuger bei Satriani, aber auch bei THE ARISTOCRATS und vorher Steven Wilson aktiv) und Hellmut Hattler (Bass in dem Song Eclipsed, früher bei KRAAN oder TAB TWO) für “Faith“ zu gewinnen. Aber es macht kaum einen Unterschied, wer da gerade mitspielt, denn im Fokus steht bei YASI immer die jeweilige Komposition – und die sind auch auf diesem Album wieder sehr stark ausgefallen - Anleihen hin oder her.