Ian Anderson

Jethro Tull

Wuppertal, , 10.04.2015

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 13.04.2015
Stil: Folk Rock

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Redakteur(e):

Ralf Frank


Ian Anderson,
Wuppertal, Historische Stadthalle, 10.04.2015

Logo Ian Anderson

"Weltpremiere: JETHRO TULL's Ian Anderson trifft das Sinfonie-Orchester Wuppertal zusammen mit der Kantorei Barmen-Gemarke" prangt es groß auf den Werbeplakaten, Tickets und Programmheften des dreitägigen Gastspiels in der Historischen Stadthalle Wuppertal vom 10.-12.04.2015.
Das Event war bereits in kürzester Zeit ausverkauft, doch Moment mal, was ist denn jetzt die Weltpremiere, wird sich der ein oder andere TULL Kenner fragen?

TULL bzw. Anderson mit Orchester gab's ja früher schon, zuletzt auf der "Ian Anderson - Plays the Orchestral Jethro Tull"-Tour, die es sowohl als DVD oder Doppel-CD im Handel gibt und deren Setlist sich überwiegend mit dem aktuellen Gig deckt. Dass hier ein anderes Orchester aufspielt wird es sicher nicht sein, nein, die Weltpremiere ist die Einbindung eines Chores.
Nun gehören Chöre nicht unbedingt zur TULL Discographie, aber die Wuppertaler Veranstalter wollten seit ihrem erfolgreichen Experiment mit PROCUL HARUM vor zwei Jahren ein entsprechendes Nachfolgeprojekt auf die Beine stellen und deswegen sollte eben auch ein Chor mit dabei sein. Nach kurzem Hin und Her konnte Anderson fünf Stücke als chortauglich befinden und Keyboarder John O' Hara erarbeitete entsprechende Arrangements und Partituren.

Credits: Andre Scollick

Das Ergebnis wurde nun an drei Abenden hintereinander dem erwartungsvollen Publikum vorgeführt.
Die Historische Stadthalle bot dafür eine eindrucksvolle Location mit ihren üppigen Vergoldungen, Jugendstil-Malereien, Skulpturen, Galerie, Säulen, Stuckaturen und einer großen Pfeifenorgel im Innenraum sowie einem barocken Lustschloss ähnelnde Architektur. Das Ambiente wurde durch die Abendgarderobe der Zuschauer unterstrichen, nur vereinzelt unterbrachen Rockfans in TULL-Shirts oder MOTÖRHEAD-Kutten das Bild.
Als Schirmherr der Veranstaltung fungierte ex-BAP Wolfgang Niedecken, der jedoch verhindert war und vom in Ehren ergrauten Alan Bangs (Rockpalast) als Host vertreten wurde.

Unter großem Hallo betreten relativ pünktlich gegen 20:00 Uhr die etwa 120 Musiker die Bühne und nehmen ihre Plätze ein, doch die ersten beiden Songs bleiben der Band alleine vorbehalten. Außer David Goodier, der durch Bassist Greig Robinson vertreten wird, entspricht die Band dem zuletzt bekannten Line Up. Die Performance ist allerdings recht dünn, insbesondere Gitarrist Florian Opahle kommt kaum zur Geltung, so dass das eigentlich recht rockige Doggerland vom aktuellen "Homo Erraticus" Album nicht richtig zünden kann. Ian Anderson scheint ein wenig schwach auf der Brust und so leidet sein Stimmvolumen merklich im Wechselspiel mit der markanten Querflöte. Anderson ist aber Profi genug, um dieses Manko mehr oder weniger kaschieren zu können, außerdem gönnt er sich im Verlauf des Konzertes die ein oder andere Auszeit um Luft zu schnappen.

Credits: Andre Scollick

In der Folge werden diverse Solisten eingeführt, die zwei "Andreas" (Heimann und Baßler) am Fagott und der Oboe sowie "Uta" (Linke) an der zweiten Querflöte. Nach einer kurzen Orchesterprobe setzt dann ab Griminelli's Lament das komplette Orchester ein, dirigiert von John O' Hara, der sich fortan zwischen Keyboards und Orchesterleitung aufteilen muss.
Ian Anderson erweist sich mehrfach als Multiinstrumentalist und wechselt fließend zwischen Gesang, Querflöte, Blockflöte oder Ukulele und dies auch im Alter von 68 noch nach wie vor gerne auf einem Bein stehend.
Der erste Teil des Abends endet mit mehreren Johann Sebastian Bach Zitaten, wobei leider die Pfeifenorgel nicht zum Zuge kommt, dafür greift Florian Opahle bei Toccata recht metallisch in die Seiten und erinnert das Auditorium damit an die eigentlich eher rockige Natur der Band.

Nach kurzer Pause ging es mit einer rein orchestralen Umsetzung des "Song From The Wood" Klassikers Velvet Green weiter, die in Teilen aber ein wenig unaufgeräumt wirkte, gefolgt von einer umso beindruckenderen Fassung von Thick As A Brick.
Hervorzuheben sind im Folgenden noch Sweat Dream, welches ursprünglich für eine Brass Section geschrieben wurde wie Anderson erzählt und wunderbar mit dem Orchester harmoniert, dem barocken Pastime with Good Company aus der Feder von Heinrich dem Achten sowie der völlig neu arrangierten Version von Aqualung, einem kleinen Konzert im Konzert.
Die anschließende, eingeplante "Zugabe" Locomotive Breath wurde durch den Chor leider etwas verhackstückt.
Diesbezüglich ist anzumerken, dass der Chor außer bei My God meines Erachtens eher unglücklich und wie ein Fremdkörper agierte, was offensichtlich der mehr oder weniger erzwungenen Integration zuzuschreiben ist, hier wäre ein Verzicht möglicherweise zuträglicher gewesen.

Fazit: Weltpremiere mit Abstrichen in der B-Note, dafür aber 1A Ambiente.
Jetzt "Too Old to Rock 'n' Roll: Too Young to Die" zu zitieren wäre allerdings etwas unfair.

Besten Dank an Sandra Eichner (Promo), Marcus Grebe (Veranstalter), Kyoung-Hi Roho (Stadthalle) und Andre Scollick (Live Fotos) für die unbürokratische Unterstützung!

Ralf Frank, 10.04.2015

 

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