Titel |
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01. Kill The King |
02. Don`t Break The Oath |
03. Fette Deutsche |
04. Far And Beyond |
05. Far And Beyond (Until We Meet Again) |
06. Zwischen Liebe Und Zorn |
07. Physical Boundaries |
Musiker | Instrument |
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Francis Tobolsky | Gesang, Gitarre, Theremin, Flöte, Synthesizer, Percussion |
Tim George | Gitarre, Keyboards, Synthesizer & Gesang |
Philip Knöfel | Schlagzeug, Percussion & Gesang |
Alexander Karlisch | Bass & Gesang |
Verdächtig lange war es still gewesen bei den Dresdner Retro Rockern (dazu später mehr) von WUCAN. Da konnte man schon hoffen, dass bald wieder „etwas im Busch sein würde.“ Und so ist es tatsächlich auch, dass die Band nun – fünf Jahre nach dem Vorgänger “Reap The Storm“ – wieder eine neue Scheibe vorlegt. Diese hört auf den Titel “Heretic Tongues“.
Ich muss zugeben, nachdem ich die ersten beiden Songtiteln gelesen hatte, dachte ich bereits, WUCAN hätten hier ein Cover-Album vorgelegt. Zu sehr sind bei mir die Titel Kill The King mit RAINBOW sowie Don’t Break The Oath mit MERCYFUL FATE verknüpft. Aber zum Glück reichten schon die ersten paar Sekunden des Openers, um mich eines Besseren zu belehren, denn den sieben Songs auf “Heretic Tongues“ können eben nur diese „bösen Zungen“ nachsagen, dass sie abgekupfert wären. Denn mit diesem Vorwurf sind Kritiker ja schnell dabei, wenn es um ein Genre wie Retro-Rock geht.
Aber dessen Definition haben die Dresdner ja ohnehin nie so komplett erfüllt. Denn bei der Band um Frontfrau Francis Tobolsky hört man ohnehin immer eine gewisse hippiehafte Leichtigkeit und Entrücktheit durch den Gesang auch dann, wenn sie ansonstmal schwere Riffs und treibende Rhythmen präsentieren. Und auch auf dem aktuellen Werk sind diese Charaktereigenschaften wieder vorhanden, die WUCAN aus der (ja ohnehin nicht ganz so breiten) Masse der Bands herausheben, die nicht nur dem Sound sondern vielmehr auch dem Vibe der damaligen Musik nachforschen.
Und den richtigen Vibe, den haben die vier Musiker hier sofort gefunden. Kill The King rockt furios los, ebenso wie Don’t Break The Oath, das aber trotzdem etwas beschwörerisches verbreitet, wie von einem Schamanen. Dabei bekommt hier Francis Tobolsky mehr als einmal Gelegenheit mit ihrer Querflöte klanglich die Parallele zu JETHRO TULL zu schlagen und gleichzeitig im Gesang alle Vorgaben zu sprengen und ihre tiefsten Emotionen in ihren Ausdruck zu legen. Und von dieser Möglichkeit macht sie im Laufe des Albums so einige Mal Gebrauch.
Mit Fette Deutsche sowie Zwischen Liebe Und Zorn haben WUCAN hier gleich zwei deutschsprachige Lieder im Angebot. Dabei wandelt Letzteres nicht nur zwischen diesen beiden Extremen sondern auch noch gesanglich oft gefährlich nahe am Wahnsinn. Da sind sie wieder, die Regeln, die WUCAN eben nicht gelten lassen und lieber stattdessen nach eigenen Wegen suchen. Musikalisch finden sie den bei Far And Beyond (Until We Meet Again) in einem funkigen 70er Jahre Disco Groove, der überraschend gut zur Band passt und das sonst so strenge Rock-Korsett ein bisschen auflockert. Physical Boundaries beendet das Album in einem zwölfeinhalbminütigen Musikstrudel sowohl atmosphärisch-ausschweifend als auch spektakulär und kraftvoll.
WUAN haben mit “Heretic Tongues“ ein sehr abwechslungsreiches Album vorgelegt, das die Grenzen des Retro-Rock, die ihnen ja ohnehin immer schon viel zu eng waren, niederreißt und der Band die Möglichkeit gibt, sich musikalisch nach Lust und Laune auszuleben. Ich gebe zu, an mancher Stelle ist mir persönlich das zu exaltiert und einfach ein Stück weit „over the top“. Aber meistens findet das Quartett die richtige Mischung und unterstreicht hier einmal mehr seinen guten Ruf. Zudem dürften sie sich damit auch im Bereich Krautrock sicherlich neue Freunde erspielen.