Wolfgang Niedecken

Dylanreise

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 28.03.2022
Jahr: 2022
Stil: Folk, Rock
Spiellänge: 201:51
Produzent: Mike Herting & Wolfgang Niedecken

Links:

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Plattenfirma: Universal Music


Redakteur(e):

Epi Schmidt


s. weitere Künstler zum Review:

Bob Dylan

Titel
CD 1 - Das Programm:
01. Kneipengig-Erfahrung
02. Sinnflut
03. Lincoln Memorial
04. The Times They Are A-Changin'
05. Madison Square Garden
06. Vill assiert sickher
07. Gerde's Folk City-Polaroid
08. Wie 'ne Stein
09. Zivildienst & Muttersprache
10. Leev Frau Herrmanns
11. West 4th Street
12. With God On Our Side
13. Bob Dylan's First German Appearence
14. One More Cup Of Coffee
15. Big Pink
16. Du jehs nirjendwo hin
CD 2 - Das Programm:
01. Beat Club
02. Quinn, dä Eskimo
03. Kalau & das Mädchen aus dem Norden
04. Wo dä Nordwind weht
05. Der tätowierte Krabbenfischer
06. Man In The Long Black Coat
07. Waldbrände & Hobos
08. Only A Hobo
09. Buena Vista Park
 
10. Leopardefellhoot
11. Wims Methadonprogramm
12. Schluss, Aus, Okay
13. Ghetto-Faust
14. Für immer jung
15. Bewegung ist hilfreich
16. Songs sinn Dräume
CD 3 - Die Songs:
01. Sinnflut
02. The Times They Are A-Changin'
03. Vill passiert sickher
04. Wie 'ne Stein
05. Leev Frau Herrmann
06. With God On Our Side
07. One More Cup Of Coffee
08. Du jehs nirjendwo hin
09. Quinn, dä Eskimo
10. Wo dä Nordwind weht
11. Man In The Long Black Coat
12. Only A Hobo
13. Leopardefellhoot
14. Schluss, Aus, Okay
15. Just Like Tom Thumb's Blues
16. Für immer jung
17. Songs sinn Dräume
18. Knockin' On Heaven's Door
19. The Christmas Blues
Musiker Instrument
Wolfgang Niedecken Gesang, Gitarre, Mundharmonika
Mike Herting Piano, Backing Vocals

Die letzten beiden Jahre hat sich sicher niemand so vorgestellt, wie sie verlaufen sind, aber Wolfgang Niedecken gehört sicher zu denen, die da nochmal ganz andere Pläne hatten. Nicht zuletzt, da er vor ziemlich genau einem Jahr seinen 70. Geburtstag auf der Bühne der Lanxess Arena in Köln feiern wollte. Gut, “et ess, wie et ess“, wie er selber sagen würde und er war praktisch nie jemand, vor Selbstmitleid verzagte und sich seinem Schicksal ergab. Ansonsten hätte er womöglich nach seinem Schlaganfall vor 10 Jahren schon das Handtuch geworfen.

 

Und so nutzte er die eingeschränkten Möglichkeiten, um sich einmal mehr seinem – kann man ja fast schon sagen – Alter Ego, Bob Dylan, zu widmen. Diese Tour, die er zusammen mit Mike Herting am Piano unternahm, hätte auch unter “Songs & Stories“ laufen können, denn genau das war es ja auch. Da eine anschließende Live-Platte nicht geplant und man nur mit “kleinem Besteck“ unterwegs war, musste der Erfolg der Tour und die entsprechenden Nachfragen damit kompensiert werden, dass man anschließend nochmal ins Studio ging und die Show, ohne Publikum, nochmals reproduzierte.

 

Und wer nicht einen der Live-Auftritte miterlebt hat, wird eigentlich kaum was vermissen. Niedecken ist im einsprechen von Hörbüchern (nicht von ungefähr hat er Dylans “Chronicles Vol. 1“ auf deutsch eingesprochen) ebenso versiert, wie – natürlich – im einspielen von Songs. Und da er immer äußerst interessant erzählen kann, sind allein seine kleinen Geschichten schon die halbe Miete. Wer seine Bücher gelesen hat und/oder die Dokumentation “Bob Dylans Amerika“ auf ARTE verfolgt hat, kennt natürlich schon einiges davon, aber aus dem Munde des Autors ist das immer noch eine ganz andere Sache. Und, ich denke, für Dylan-Fans ist das hier gleich nochmal eine besondere Nummer.

 

Mit der Musik, gut, da wird jeder seine eigenen Vorstellungen haben. Und das geht mir nicht anders. Wo mir die Version von The Times They Are A-Changin' irgendwie etwas zu “ehrfurchtsvoll“ vorkommt, als würde Niedecken mit angezogener Handbremse singen, gefällt mir With God On Our Side ausgesprochen gut und absolut “Dylan-würdig“. Wobei diese Fassung auch besonders von Hertings tollem Piano-Spiel profitiert. Wie er, unter anderem, auch One More Cup Of Coffee mit nahezu dramatischem Akkorden eröffnet um geschickt und virtuos in den Song überzuleiten. Die Grundlage, für eine sehr beseelte Fassung des “Desire“-Titels. Die deutsche Version von You Ain't Goin' Nowhere gehört ohnehin zu Niedeckens Meisterstücken. Schade natürlich, dass die Hörer bei dieser Studioaufnahme auf die bayerisch gesungenen Verse verzichten müssen.

 

Wir bekommen hier praktisch die beste Mischung aus Hörbuch und (Live-) Auftritt geliefert und ich kann mich nicht entscheiden, ob ich lieber den Geschichten oder den Songs lausche. Wer sich das Geschwätz sparen will, der kann sich anhand der dritten CD dieses – gewohnt sehr schön gestalteten – Packages auch nur “Die Songs“ gönnen. Verpasst dadurch aber die Crime-Story vom “Buena Vista Park“, durch die Leopardefellhoot erst so richtig “vorgeheizt“ wird. Und auch nicht den Tipp, warum manche Songs nie geschrieben werden. Denn Songs sinn Dräume.

 

Man bekommt andererseits durch Knockin' On Heavens Door und The Christmas Blues noch eine Zugabe. Gerade zu letzterem Song hätte ich gerne eine Einleitung gehört. Zumal die Fassung der Dylans, auf “Christmas In The Heart“, nicht nachsteht. Somit hat Bob Dylan dann sozusagen auch sein Alter Ego. Das nun immerhin seinen 71. Geburtstag auf der Bühne feiern kann.

In diesem Sinne: Dem leeve Wolfgang, allet joode!

 

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