Wilko Johnson
Blow Your Mind, UMC, 2018 |
Wilko Johnson | Vocals, Guitar | |||
Norman Watt-Boy | Bass Guitar | |||
Dylan Howe | Drums | |||
Mick Talbot | Keyboards | |||
Steve Weston | Harmonica | |||
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01. Beauty | 07. Take It Easy | |||
02. Blow Your Mind | 08. I Love The Way You Do | |||
03. Marijuana | 09. It Don't Have To Give You The Blues | |||
04. Tell Me One More Thing | 10. Lament | |||
05. That's The Way I Love You | 11. Say Goodbye | |||
06. Low Down | 12. Slamming | |||
Was schreibt man für Songs, wenn man eigentlich schon tot ist? Tatsächlich sah es vor ein paar Jahren so aus, als wäre Wilko Johnson auf “Abschiedstour“ und das gemeinsame Album mit Roger Daltrey - das hochgelobte “Going Back Home“ - schien tatsächlich die “Heimkehr zum Herrn“ sein. Soweit man dran glaubt.
Die Diagnose des Bauchspeicheldrüsenkrebses erwies sich dann bei einer späteren Untersuchung doch nicht als richtig, bzw. die Krankheit heilbar.
Nun denn, auf ans Werk und das erste Album mit neuem Material nach 30 Jahren aufgenommen! Über was schreibt man also, dem Tod von der Schippe gesprungen und die 70 bereits überschritten? Sicher nicht mehr über Teenagerthemen und natürlich reflektieren ein paar der Texte auch die Erlebnisse der letzten Jahre. Aber musikalisch hat sich Wilko keinesfalls der Melancholie hingegeben, sonder macht das, was er schon immer gemacht hat und spielt einen Stil, den er geprägt hat.
Schon das erste knochentrockene Bending in Beauty macht ganz klar, woher Wilko kommt und welcher Band er von Beginn an und auch nach seinem Ausscheiden seinen einzigartigen Stempel aufgedrückt hat: DR. FEELGOOD. Es braucht keine große Vorstellungskraft, um sich die Pub Rock-Vorreiter um Lee Brilleaux heute so vorzustellen. Und spätestens – aber allerspätestens – beim folgenden Titelsong ist das FEELGOOD pur! Dieser unnachahmliche Gitarrenstil von Wilko ist in Songs wie Roxette verewigt und auch hier klingt es, wie in den 70ern. Lautstärke hoch und die Party kann steigen! Dazu noch die Mundharmonika (nicht so exzessiv wie einst Brilleaux, aber immerhin) und etwas Marijuana und das Ding rollt weiter voran.
Tell Me One More Thin gerät zum R&B-Jam mit Orgel, Mundharmonika, Wilkos Gesang und natürlich seiner schneidenden Gitarre. Klingt wie THE WHO in den 60ern.
Und That‘s The Way I Love You? Ein Liebesschnulze? Von wegen! Wie – ich muss es nochmal sagen – DR. FEELGOOD zu besten Tagen. R&B mit Rock‘n‘Roll, lediglich die Stimme hat nicht ganz das Charisma des großen Lee Brilleaux. Aber Wilko bringt einen ähnlichen Ansatz von Craziness mit ein.
Natürlich gibt‘s auch ein paar ruhigere Nummern, wie das bluesige Low Down oder das instrumentale Lament, aber im Großen und Ganzen rockt das Album richtig gut und mancher Song hier – neben den genannten wären das auf jeden Fall das druckvolle I Love The Way You Do, und die wundervolle R&B-Nummer It Don‘t Have To Give You The Blues (geile Gitarre und tolle Hammond!) - hätte das Zeug zum Klassiker von Wilkos einstiger Band.
Damit hätte ich fast jeden Song genannt und gelobt und tatsächlich trifft das auch auf dieses Album zu! Also, wär die alten FEELGOOD-Scheiben aus den 1970er Jahren hat und liebt, der macht hier sicher nichts, aber auch gar nichts verkehrt. Ein wahrlich grandioses “Alterswerk“ von Wilko. Ob wir das auf hiesigen Bühnen live zu hören bekommen? Fraglich, aber wenn nicht, dann fordere ich schon jetzt, dass von der zugehörigen Tour ein Live-Album geschnitten werden muss!