Wilco (the album), Nonesuch/Warner Music, 2009 |
Jeff Tweedy | Vocals, Guitars | |||
John Stirrat | Bass, Backing Vocals | |||
Glenn Kotche | Drums, Percussion | |||
Nels Cline | Guitars | |||
Mikael Jorgensen | Keyboards | |||
Pat Sansone | Keyboards, Guitar | |||
Leslie Feist | Vocals ("You And I") | |||
Dave Max Crawford | Trumpet ("Everlasting Everything") | |||
Jason Tobias | Slide Cimbalom ("Deeper Down") | |||
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01. Wilco (the song) | 07. Country Disappeared | |||
02. Deeper Down | 08. Solitaire | |||
03. One Wing | 09. I'll Fight | |||
04. Bull Black Nova | 10. Sonny Feeling | |||
05. You And I | 11. Everlasting Everything | |||
06. You Never Know | ||||
Man sollte WILCO jetzt endlich mal eine Urkunde überreichen, eine Medaille, eine echte Auszeichnung von höchster Stelle, was auch immer, einen Preis, den sich Jeff Tweedy, nach wie vor treibende Kraft der Band aus Chicago, ins Regal stellen kann, um sich daran bis zu seinem Ableben zu erfreuen. Denn welche Band kriegt es schon hin, in vierzehn Jahren sieben gute bis hervorragende Alben am Stück zu produzieren? Eine beeindruckende Entwicklungsgeschichte haben die Amerikaner hinter sich gebracht, Jeff Tweedy und John Stirrat natürlich in vorderster Front. Immer haben sie sich ein Stück weit gewandelt, jetzt sind sie offenbar an einem Punkt angelangt, den man womöglich mit Stagnation auf hohem Niveau einstufen könnte, wobei mir, ehrlich gesagt, Stagnation schon fast zu negativ konnotiert scheint.
Tweedys Kompositionsgeschick auf WILCO (the album) ist erneut außergewöhnlich, manchmal umwerfend und betörend. Die seit dem letzten, herrlich entspannten Album ("Blue Sky Blue") angestammte Band (wirklich allesamt) agiert derartig musikalisch und hochgradig versiert, dass man bei aller Komplexität der 11 Tracks nie den Eindruck gewinnt, hier seien verkopfte Musikgenies am Werke. Diese sechs Herrschaften schütteln ihre Musikalität scheinbar völlig mühelos aus den Ärmeln. Der Ton von "the album" ähnelt in gewisser Weise seinem Vorgänger, beschreitet aber dennoch neue Wege, oder sollte man besser sagen, es kreuzen sich altbewährte Pfade mit neuen? Der grandiose Tweedy schöpft aus seinem zwei Jahrzehnte währenden Erfahrungsschatz, vermengt alle Zutaten, auch die manches Mal etwas sperrigeren, subtil und geschmeidig und verfügt nach der erfolgreichen Abkehr von seiner Schmerzmittelsucht über eine schwebende Leichtigkeit, die es ihm ermöglicht erneut ein Album aus einem Guss zu präsentieren. Das Selbstverständliche und Lustvolle in WILCOS Schaffen wurde ja schon zuletzt auf der hervorragenden DVD "Ashes Of American Flags" offenbar.
Höhepunkte aus diesem Album zu filtrieren fällt schwer. Mein Lieblingssong momentan: Country disappeared. Das Duett mit Leslie Feist (You and I) ist auch sehr hübsch.
Es ist in der Tat ein Album im klassischen Sinne, so wie früher, als recht viele Bands noch im Stande waren, echte Langspielplatten einzuspielen, Scheiben in die man sich nicht nur ein paar Tage oder Wochen verbeißen konnte, sondern monatelang. Immerzu aufs Neue, fortwährend auf Entdeckungsreise, die Texte analysierend, die Arrangements auseinandernehmend, Stimmungen auslotend. Herrlich sowas. Bei "Sky Blue Sky" verhielt es sich ähnlich. Bands von dieser Güteklasse kann man ja fast an zwei Händen abzählen. Möge ihre Kreativität noch lange währen.